Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
sich auf den Bauch gleiten. Jetzt erst konnte ich meinen Blick scharfstellen und erkannte das Gesicht meines Vaters. Dann Louisa, die besorgt vor uns hockte. Der Geruch der Kerzen, die nur noch qualmten, stach mir in die Nase und sofort war alles da. Die Vision.
Wir waren zurück im Marmorraum. Die Banshees waren fort und wir hatten ihr Land alle zusamme n wieder verlassen. Ich atmete erleichterte aus, begann dennoch unkontrolliert zu zittern.
»Geht es dir gut?«, fragte mein Vater und alle anderen Gesichter, in die ich blickte, fragten dasselbe.
Lennoxʼ Gesicht war kreideweiß und auch Ben sah aus, als würde er sich gleich übergeben.
»Mir geht’s gut.« Meine Stimme war belegt und ich verstand selbst kaum ein Wort. Mich räuspernd versuchte ich auf die Beine zu kommen.
Old Mac
Nach einem Kräftigungstrunk von Mister Gray und viele bemüht ruhige Atemzüge später, befanden wir uns wieder im Salon und berichteten über das Gesehene.
Neben mir lachte Luca hart auf. »So wie es aussieht, haben wir keine Chance. Wir haben gesehen, wie es ausgeht und die Zukunft von Lennox und Hanna verlief sehr ähnlich. Also, wo bleibt die Henkersma hlzeit? Ich hab Hunger.« Jetzt lehnte sie ihren Kopf ganz vertraut an Ben, der sanft ihren Kopf streichelte, um anschließend seinen Arm um sie zu legen.
Ich runzelte die Stirn. Was war denn mit denen passiert? »Es macht keinen Sinn aufzugeben. Was ihr gesehen habt , ist nur eine mögliche Zukunft. Den positiven Dingen habt ihr überhaupt keine Bedeutung zugemessen.«
»Welche n positiven Dingen? Da war ziemlich viel Tod, verdammt«, fluchte Luca erneut und stützte ihren Kopf in die Hände.
»Ja, aber ihr konntet die Dämonen der Zeitwandler tatsächlich beeinflussen, nicht wahr?«, stellte mein Vater noch einmal energisch in den Raum.
»Ich habe aber keine Ahnung, wie das funktionieren konnte. Wie Sie wissen, Mister Dawn, haben wir es bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht hinbekommen«, zischte Luca ungehalten. Sie war sichtlich fertig.
»Dann wird es Zeit, dass Sie es üben.« Mein Vater zog die Augenbrauen zusammen, seine Stimme bekam etwas Drohendes und Lucaʼs Unterlippe zuckte einmal verdächtig.
Ich mischte mich ein. »Ich denke, wir haben noch etwa vierundzwanzig Stunden Zeit, bis die Armee hier eintrifft.«
Lennox nickte. »Es war früher Morgen. Jetzt steht die Sonne schon zu hoch, also wird es der nächste Morgen sein, an dem wir mit dem Angriff zu rechnen haben. «
Ich sah zu , wie Luca aufsprang und wortlos den Raum verließ, dicht gefolgt von Ben.
»Niemand kann seinem Schicksal davonrennen«, rief Bruder Theodor ihr nach.
»Halt die Luft an, alter Mann!«, rief Luca kühl über ihre Schulter und war verschwunden.
Lilli stöhnte und verdrehte ihre Augen. »Wir haben keine Zeit für solche Sperenzchen. Kann jemand diese Hexe zur Räson bringen?«
»Ben ist dabei, denke ich«, erwiderte ich lahm und sah zur Tür, durch die die beiden eben verschwunden waren.
»Es ist halt ein wenig viel«, sagte ich schwach und versuchte meine eigene Hilflosigkeit zu verdrängen.
»E s ist für uns alle kein Spaziergang, Hanna«, zischte Olivia.
»Es gibt sicher die Möglichkeit , eure Kräfte noch zu stärken. Sie fester zu binden, damit sie der Menge an Dämonen standhalten können.« Mein Vater grübelte und starrte ausdruckslos in Mister Grays Gesicht. Der schien weit weg zu sein.
Meine Gedanken waren unsortiert und zufällig, da kam mir ein Bild in den Sinn. In dem Moment, als wir jungen Hexen uns an den Händen hielten und die Zeit weiterlaufen ließen, entstand Verwirrung. Wenn wir diese Situation für uns nutzen könnten?
Warum zu Teufel hatte ich keine Visionen, wenn ich sie haben wollte? Und konnte Valerie mir nicht einen Hinweis geben? Wo war sie überhaupt? Wut kam in mir hoch. Auf mein Erbe, auf meine Zukunft und die ganze gottverdammte Welt.
Einige Zeit später standen wir in dem alten Fechtsaal und übten uns in unseren Kräften.
Stumpf stand ich vor der riesigen Spiegelwand auf der einen Seiten der Halle und beobachtete Louisa, die gekonnt einen Wirbel aus Wind schuf und ihn durch den Raum jagen ließ.
»Wenn ich Jetzt! sage, schießt du sie nach vorne, Louisa«, kommandierte Lennox und warf Papierfetzen in die Luft. Louisas Wind ergriff sie und ließ sie ihm entgegenfliegen.
»Und nun forme einen Trichter und lass die Fetzen nacheinander nach rechts schießen. Mit mehr Druck, Louisa. Schaffst du das?« Sie nickte und presste
Weitere Kostenlose Bücher