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Cherubim

Cherubim

Titel: Cherubim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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beantwortete er eine entsprechende Frage nach dessen Aussehen. »Ich konnte nur sehen, dass er eine Kapuze trug. Und laufen konnte er.« Er blickte auf den Verband, den Katharina um seine Hand geschlungen hatte. »Besser jedenfalls, als mit dem Messer umgehen.«
    »Seid froh!« Der Büttel nickte ihm grimmig zu. »Sonst lägt Ihr jetzt vielleicht neben dem Mann dort draußen!«
    Die Worte ließen Katharina erschaudern. Was, wenn sie Egbert erneut verlor? Sie wusste es nicht. In ihr war nichts als Chaos.
    Sie unterdrückte ein Kopfschütteln.
    »Und Ihr?«, wandte sich der Büttel an sie. Er war ein kleingewachsener Mann mit einem fliehenden Kinn und einem großen kreisrunden Muttermal auf der rechten Wange. Obwohl Katharina früher einigen Kontakt zu den Stadtbütteln gehabt hatte, hatte sie diesen Mann noch nie zuvor gesehen.
    »Ich habe nur den Schrei gehört«, sagte sie. »Mein Mann ist runtergelaufen. Ich folgte ihm erst einige Zeit später, als der Mörder schon fort war.«
    Der Büttel holte tief Luft. »Es wird Bürgermeister Silberschläger nicht gefallen, noch einen weiteren Mord auf dem Hals zu haben«, meinte er.
    Katharina ärgerte sich über diese Worte. »Was glaubt Ihr, wird die Familie dieses armen Mannes dort draußen sagen, wenn sie erfährt, dass er schon das dritte Opfer dieses Mörders ist?«
    Der Büttel runzelte die Stirn, und Katharina fragte sich, ob er überhaupt von den Morden an Dagmar und Heinrich wusste.
    Sie zog die Schultern in die Höhe und schlang die Arme fest um den Körper. Auf einmal war ihr schlecht. Der Mörder war nicht Maria gewesen. Er lief nach wie vor frei herum – und er war ihr heute Nacht so nahe gekommen wie nie zuvor.
    Sie schluckte gegen den Würgereiz in ihrer Kehle an. Egbert sah auf sie. Sachte legte er ihr eine Hand auf den Arm.
    »Es ist alles gut«, murmelte er. »Dir passiert nichts.«
    Sie hätte ihm beinahe widersprochen, doch sie beherrschte sich.
    »Nun!« Der Büttel, der die Befragung in der Küche durchgeführt hatte, gab seinem Begleiter einen Wink. »Ich glaube, wir sind hier erst einmal fertig. Ich werde Befehl geben, die Leiche abholen zu lassen. Solange wird mein Kollege als Wache hierbleiben. Dennoch solltet Ihr Türen und Fenster verschließen, für den Fall, dass der Mörder vorhat, an den Ort seines Verbrechens zurückzukehren.« Er wandte sich zum Gehen.An Schlafen war für Katharina nicht zu denken, solange draußen im Hinterhof die Leiche lag. Zwar bat Egbert sie, zurück ins Bett zu gehen, aber sie konnte sich einfach nicht ruhig hinlegen und die Augen zumachen.
    Also wanderte sie in der Schlafkammer auf und ab, während Egbert es wieder einmal vorzog, sich in der Küche mit seinen alchemistischen Versuchen zu beschäftigen.
    Katharina stand am offenen Fenster, als der Himmel über Nürnberg begann, sich heller zu färben, und auch noch, als die Sonne sich über die Dächer der Stadt schob. Die Fuhrknechte der Stadt, die dafür zuständig waren, Leichen zu transportieren, kamen mit den ersten Sonnenstrahlen. Oben an ihrem Fenster konnte Katharina sie mit dem Wachmann reden hören.
    »Silberschläger hat Anweisung gegeben, sie ins Predigerkloster zu bringen«, hörte sie einen der Fuhrknechte sagen.
    »Gut«, gab der Büttel zurück. »Ihr könnt ihn mitnehmen.« Er hörte sich müde an, und das war wohl auch kein Wunder nach einer durchwachten Nacht.
    Einen Moment lang war es still unten im Hof. »Pack mit an!«, befahl der Fuhrknecht dann seinem Begleiter.
    Katharina kam ein Gedanke.
    Der Mörder hatte versucht, Raphael die Augen auszustechen, genau wie er das mit Heinrich und Dagmar getan hatte. Dafür musste es irgendeinen Grund geben!
    Bot sich ihr hier nicht eine einmalige Gelegenheit, mehr über diesen Grund herauszufinden? Immerhin war der Mörder mit seinem Vorhaben zur Hälfte gescheitert: Er hatte Raphaels zweites Auge verschonen müssen, um entkommen zu können.
    Einer Eingebung folgend, beugte Katharina sich aus dem Fenster. »Wartet!«, rief sie den Fuhrknechten zu, dann lief sie aus der Kammer und die Treppe hinunter zur Küche.
    Egbert, der dabei war, etwas in ein Buch zu schreiben, das er vor sich auf dem Küchentisch ausgebreitet hatte, blickte erstaunt auf. »Was ist?«
    »Ich will mir die Leiche noch einmal ansehen. Hilfst du mir?« Sie lief auf den Hof, wo die Fuhrknechte die Leiche gerade in ein weißesLeintuch einwickeln wollten. Als sie Katharina sahen, richteten sie sich verwundert auf.
    »Darf ich?« Katharina

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