Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)
Charlotte und Major wieder zusammen, und Joe hatte sich in Luft aufgelöst.
»Du hattest eine Dauerwelle«, sagte ich zu ihm. »Und du hast sie in einem von diesen Kapuzenpullis zum Abschlussball begleitet, die wie mexikanische Flickenteppiche aussehen.«
»Ich war damals gerade aus Kansas City hierhergekommen.« Er sagte das, als ob das seine Aufmachung erklären würde, als ob Kansas City ein fremdes Land mit einer völlig anderen Kultur wäre. »Das Leben lief dort anders ab, selbst für Vampire. Ein bisschen langsamer.«
»Und Charlotte hat dich meinem Großvater vorgestellt?«
Selbst im Halbdunkel des Restaurants konnte ich noch erkennen, wie er rot anlief. »Ja. Ich glaube, sie wollte damit Major wütend machen. Ich hatte gerade einen meiner Abschlüsse hinter mir, und da kommt eines Tags dieses wunderschöne Mädchen auf mich zu und lädt mich ein.« Er zuckte mit den Achseln. »Ich konnte ja wohl kaum Nein sagen. Und als wir uns gemeinsam mit Noah trafen, hattest du keine Ahnung, wer ich war.«
Das erklärte, warum Jonah sich damals am See mir gegenüber so unfreundlich verhalten hatte. »Deswegen warst du so sauer auf mich«, sagte ich. »Nicht, weil du dachtest, ich wäre wie Charlotte, sondern weil du dachtest, ich hätte dich vergessen.«
»Du hattest mich vergessen, und du unterscheidest dich von Charlotte nicht so sehr, wie du vielleicht glaubst.«
Ich wollte schon widersprechen, weil ich glaubte, er wolle mich damit aufziehen, dass auch ich Interesse an Abendgesellschaften, Luxusmarken oder Palm Beach im Winter hatte, was allerdings nicht der Fall war. Aber ich entschied mich dafür, im Zweifel für den Angeklagten zu sein, und fragte ihn daher: »Warum bin ich wie Charlotte?«
Er lächelte. »Weil du loyal bist. Weil euch eure Familien viel bedeuten, selbst wenn ihr sie unterschiedlich definiert. Ihre Kinder und Major gehören zu ihr. Dein Haus gehört zu dir.«
So war es nicht immer gewesen, aber ich konnte ihm da kaum widersprechen. »Ich verstehe.«
Wenige Minuten später kehrte die Kellnerin mit zwei dampfenden Nudelbergen zurück.
»Neun«, sagte sie und stellte den Teller vor Jonah ab. »Und zwei«, sagte sie und stellte einen identisch wirkenden Teller vor mir ab.
Ich pellte meine Essstäbchen aus ihrer Verpackung und sah Jonah erwartungsvoll an. »Bist du bereit?«
»Du etwa?«, fragte er zurück, offensichtlich amüsiert.
»Das wird schon«, beruhigte ich ihn und nahm einige Nudeln und Bohnensprossen mit den Essstäbchen auf. Ich nahm einen herzhaften Bissen … und bedauerte es sofort.
»Zwei« war eindeutig die euphemistische Umschreibung für »Flammen der Hölle«. Tränen schossen mir in die Augen; die Hitze begann mit einem milden Brennen im Rachen, bevor sie sich auf meiner Zungenspitze in kochende Lava verwandelte. In diesem Augenblick hätte ich auf mein Seelenheil geschworen, dass aus meinen Ohren Flammen schossen.
»Oh Gott! Oh Gott! Oh Gott! Scharffff «, brachte ich noch hervor, bevor ich hektisch nach meinem Wasserglas griff und es mit einem Schluck zur Hälfte leerte. »Das ist eine Zwei?«, brachte ich krächzend hervor. »Das ist geisteskrank.«
»Und du wolltest eine Sieben«, sagte Jonah nonchalant und verspeiste seinen Nudelteller, als ob er die Kellnerin lediglich um Sojasoße gebeten hätte.
»Wie kannst du das überhaupt essen?«
»Ich bin daran gewöhnt.«
Ich nahm einen weiteren Bissen und schluckte ihn schnell hinunter. Den Geschmack konnte ich kaum genießen, aber alles war besser, als die Folgen der scharfen Gewürze erneut zu spüren.
Die Kellnerin kam wieder an unseren Tisch und brachte diesmal eine Wasserkaraffe mit. Sie füllte Jonahs Glas nach und sah mich dann an. »Zwei?«
»Immer noch zu scharf«, gab ich zu und stürzte erneut ein halbes Glas Wasser hinunter. »Was ist da drin? Thailändisches Chili?«
Die Kellnerin zuckte mit den Achseln und füllte auch mein Glas nach. »Die Köchin zieht es in ihrem Garten. Sehr scharf.«
»Sehr, sehr scharf«, bestätigte ich mit Tränen in den Augen. »Gibt es wirklich Leute, die die Zehn bestellen?«
»Gute Kunden«, sagte sie. »Oder Lebensmüde.«
Nach dieser Feststellung ließ sie uns wieder allein; ihre Wasserkaraffe war leer.
Ich sah Jonah mit tränenverschleiertem Blick an. »Danke, dass du mich nicht dazu gebracht hast, die Zehn zu probieren!«
»Das wäre nicht in Ordnung gewesen«, sagte Jonah und stopfte sich mehr Nudeln in den Mund. Auf seiner Stirn waren jetzt Schweißtropfen
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