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Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Titel: Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chloe Neill
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wem gegenüber würdest du dich enthüllen, wenn nicht einem Künstler, der dich unsterblich macht. Vergiss mir aber eins nicht!«
    »Und das wäre?«
    »Wenn es zu lange dauert, das Wasser wieder in seinen Normalzustand zu versetzen, dann wirst du keine von ihnen vor dem Tod retten können.«
    Ja, wir waren wirklich in Zeitnot.
    Die nächsten Stunden verbrachte ich damit, das zu tun, was jeder Erwachsene tun würde – mich in der Bibliothek zu verstecken, damit ich nicht dem Zwangsverwalter gegenübertreten musste. Es lag nicht nur daran, dass ich keine Lust hatte, »Begründe deine Existenz!« mit Frank zu spielen – ich wollte »Begründe deine Existenz!« nicht mit einem Mann spielen, dessen Aufgabe es war, Ethans Fehler aufzuzählen.
    Diese Schwelle wollte ich nicht überschreiten, denn sie stellte eine Brücke zwischen meinem Leben mit Ethan und meinem Leben ohne ihn dar. Nicht nur emotional, sondern auch, weil Ethan mich in sein Haus aufgenommen und zur Hüterin ernannt hatte.
    Frank hingegen war ein Eindringling, ein Störenfried. Wenn ich mich mit ihm traf, konnte ich nicht mehr länger leugnen, wie sehr sich das Haus verändert hatte. Diese Tatsache konnte ich aber einfach noch nicht eingestehen.
    Ich war auch immer noch nicht bereit, über die Nacht zu sprechen, in der Celina und Ethan getötet worden waren. Ich hielt es für ausgeschlossen, dass Frank als Vertreter des Greenwich Presidium meine Beteiligung am Tod zweier Meistervampire nicht zum Gesprächsthema machte. Ich wartete nur auf den Tag, an dem das Greenwich Presidium mich für ihre Tode verantwortlich machen und mir vorwerfen würde, was passiert war, obwohl Tate Celina kontrolliert und Celina Ethan getötet hatte. Meine Begeisterung, Frank über diese Ereignisse aufzuklären, hielt sich in Grenzen.
    Also saß ich in meinem perfekten Versteck, einer Arbeitsnische am hinteren Ende der Bücherregale. Hier konnte mich praktisch niemand sehen.
    Ich blätterte gerade durch einen Band mit Waterhouse-Gemälden und machte mir Notizen über die Charakteristika der Wassergeister, als das Geräusch schneller, klackender Schritte an mein Ohr drang.
    Ich sah hoch.
    Helen, die Ansprechpartnerin des Hauses für junge Vampire und so etwas wie die gute Seele des Hauses, tauchte vor meinen Augen auf. Sie hatte sich ihrer Aufgabe als Zuchtmeisterin entsprechend angezogen – sie trug ein nicht tailliertes graues Kostüm, beachtliche Stöckelschuhe und zeitlose x-förmige Ohrringe, die vermutlich ein Vermögen gekostet hatten. Da sie auf mich hinabstarrte, ging ich davon aus, dass sie in einer Mission hier war.
    »Ja?«, fragte ich.
    »Mr Cabot möchte gerne mit Ihnen sprechen. Bitte suchen Sie ihn in seinem Büro auf!« Auf eine Antwort wartete sie nicht, sondern drehte sich um und ging zum Ausgang zurück.
    Mist! Erwischt.
    In Helens Welt gab es keine Grauzonen, sondern nur die Extreme, und sie gab keinerlei Vorwarnung, in welche Richtung der Zeiger ausschlug. An einem Tag konnte sie dir für ein neues Paar Schuhe die größten Komplimente machen, um dich am nächsten Tag wie einen Fremden zu behandeln, den sie nicht beachtete. Sie war ein komischer Vogel, aber da ich in der Regel wenig mit ihr zu tun hatte, machte ich mir deswegen nicht allzu große Sorgen.
    Frank hingegen nutzte sie offensichtlich als Laufburschen.
    Ich legte meinen Kopf auf dem Bibliothekstisch ab und bereitete mich mental auf ein Gespräch vor, das mir auf keinen Fall gefallen würde. Wenige Augenblicke später schlug ich das Buch zu, stand auf und schob den Stuhl vorsichtig unter den Tisch. Ich nickte dem Bibliothekar kurz zu, als ich an ihm vorbeikam, ging hinüber zur Treppe und hinunter zu Franks Domizil im Erdgeschoss.
    Warum tat ich bloß all diese Sachen? Weil das Chaos manchmal unvermeidbar war, besonders bei Vampiren. Und dann war es meine Aufgabe, all das klaglos durchzustehen.
    Aus einem mir unbekannten Grund spielte ich als Kind am liebsten Schule. Aber ich gab nicht vor, Lehrer oder Schüler zu sein. Ich war Schulverwalterin. Ich klebte GUT GEMACHT !-Aufkleber auf erfundene Hausaufgaben. Ich schrieb Schülernamen und Anwesenheitsprotokolle in altertümliche Klassenbücher. Ich stapelte zahllose Dokumente, zu denen auch abgerissene Eintrittskarten und Hotelbriefpapier von den Geschäftsreisen meines Vaters zählten.
    Ich weiß nicht, warum, aber ich liebte Papier und Stifte, Marker und Briefmarken, Ephemera in jeder Form. Als ich erwachsen war, verwandelte sich dies in eine

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