Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)
änderst, dachte ich, behielt das aber für mich. Sie war immer für dich da, wiederholte ich innerlich so lange, bis mein Zorn verraucht war.
»Wann immer du mich brauchst«, sagte ich.
Sie schnaubte und schlug eine neue Seite in ihrem Buch auf. »Ich muss wieder an die Arbeit. Danke für das Essen!«
Ich runzelte die Stirn, ohne das Gefühl loszuwerden, dass ich ohne viel Federlesens entlassen worden war. »Gern geschehen. Pass auf dich auf, ja?«
»Mir geht’s gut. Selbst wenn ich krank wäre, könnte ich dank der Kraft meines Willens wieder gesund werden.«
Als klar war, dass sie das Interesse an mir verloren hatte, ließ ich sie mit ihren Büchern und Pflanzen und dem Überlebenspaket sowie einem Stoßgebet zurück, dass sie auch diese Sache überstehen würde.
Es gefiel mir gar nicht, dass sie etwas vor mir verbarg, aber ich verstand, dass sie nur ein Ziel vor Augen hatte. Ich hatte selbst Dutzende von Prüfungen im College und der Graduiertenschule hinter mich gebracht, und wenn man sie bestehen wollte, dann musste man zielgerichtet sein. Ich hatte mir Charaktere, Erzählstränge und Details merken müssen und dazu noch literarische Strömungen, Metaphern und Parallelen. Man musste in die Bücher eintauchen, sich gut genug mit dem Inhalt auskennen, um über mehrere Stunden Essayfragen beantworten zu können. Wenn ich von ihrem heutigen Verhalten ausging, verlangten magische Prüfungen eindeutig dieselbe Entschlossenheit.
Als ich wieder oben war, legte ich einen kurzen Zwischenstopp in der Küche ein und zog die lange, flache Schublade auf, in der sich meine Schokoladensammlung befand. Es gab mir einen kleinen Stich, dass der größte Teil – vielleicht sogar alles – sich immer noch darin befand. Ich wollte wissen, dass Mallory sich nach der Rückkehr von einer Party oder nach Stunden im Fitnessstudio heimlich einen Schokoladenriegel nahm oder die hochprozentige Schokolade für ihre berühmten Trüffel-Cupcakes verwendete. Stattdessen war die Schublade in einem Zeitstrudel gefangen und zu einem Teil von mir geworden, den sie und Catcher bis heute nicht in ihr Leben hatten integrieren können.
Nun, wenn sie sie nicht essen würden, dann würde ich das übernehmen. Ich kramte nach einigen besonderen Leckerbissen – legendäre Brownies, die wir uns extra aus einer New Yorker Bäckerei hatten schicken lassen, ein Miniriegel dunkler Schokolade, den ich besonders mochte, und eine ganz neue Sorte, die mit meinem Lieblingsmüsli gefüllt war – und stopfte sie mir in die Jackentaschen. Da Frank alle Leckereien in unserem Haus verboten hatte, wusste ich, dass ich sie brauchen würde.
Als meine Taschen voll waren, schob ich die Schublade wieder zu und ging zur Eingangstür. Catcher saß immer noch auf der Couch und sah sich stirnrunzelnd einen weiteren Herzschmerzfilm an.
»Warum gefällt dir das?«, fragte ich laut und sah zu, wie eine Frau von ihren Freundinnen ein komplett neues Styling verpasst bekam, vermutlich, weil sie gerade eine furchtbare Trennung hinter sich hatte.
»Es ist so schön normal«, sagte er. »Natürlich sind die Geschichten übertrieben, aber die Probleme sind profan. Sie drehen sich um Liebe und Krankheit und Geld und blöde Nachbarn und unheimliche Exfreunde.«
»Sie drehen sich nicht um Magie und nervende Vampire und schreckliche Politiker?«
»Du hast es erfasst.«
Ich nickte verständnisvoll. »Ich hab mir ein paar Sachen aus der Schublade mitgenommen, aber ich glaube nicht, dass ihr sie vermissen werdet. Hör mal, hast du irgendwas an Mallory bemerkt? Sie scheint sich, na ja, wirklich sehr auf die Sache zu konzentrieren, aber nicht auf eine gute Art.«
»Ihr geht es gut.« Mehr sagte er nicht. Ich wartete auf eine weitere Bemerkung, aber ich spürte nur, wie plötzlich dicke Luft herrschte, die mit prickelnder Magie erfüllt war. Er hatte mir zwar widersprochen, aber seine Körpersprache ließ mich wissen, dass er mit ihrem Verhalten nicht einverstanden war.
»Bist du dir da sicher? Hast du mit Mallory über Simon gesprochen? Über das, was er sie machen lässt? Ich habe den Eindruck, dass sie Sachen tun muss, mit denen sie sich nicht wohlfühlt.«
»Das ist ja wohl nicht gerade dein Fachgebiet.«
Aus seinen Worten klang eine Schärfe, die ich von ihm nicht erwartet hatte. Natürlich war Catcher oft schroff, aber bei übernatürlichen Problemen hatte er in der Regel eine Engelsgeduld.
»Stimmt«, gab ich zu. »Aber ich kenne Mallory. Ich merke, wenn sie mir
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