Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)
leugnen, dass hier größere Mächte im Spiel sind.«
»Die Frage ist doch, was wir jetzt tun wollen«, warf Luc ein. »Vor allem mit unserer momentan eingeschränkten Handlungsfähigkeit.«
Er hatte die Worte gerade ausgesprochen, als ein Blitz über den Himmel zuckte. Wir ließen uns gleichzeitig zu Boden fallen und konnten aus dem Augenwinkel noch sehen, wie eine Plasmawelle in die Wetterfahne des Dachs einschlug, begleitet vom lautesten Knall, den ich in meinem Leben je gehört hatte.
Es wurde dunkel im gesamten Straßenblock. Die Lichter im Haus flackerten und erloschen, um von der dürftigen orangefarbenen Notfallbeleuchtung ersetzt zu werden, die ich schon bei Sicherheitsübungen gesehen hatte. Im Untergeschoss befanden sich einige Notstromgeneratoren, die die Notfallbeleuchtung, unser Überwachungssystem und die Blutkühlung bei Stromausfällen sicherstellten.
In der folgenden Stille waren die Schreie der Menschen zu hören, die auf der Straße standen, und das Sirenengeheul sich nähernder Polizeifahrzeuge.
Neben mir seufzte Malik. »Wir können das nicht brauchen. Weder das Chaos noch die Gefahren.«
Als ein weiterer Blitz den Hinterhof erhellte, warf Malik einen wachsamen Blick über den Rasen. Die dort stehenden Vampire teilten sich, um jemandem Platz zu machen. Einen Augenblick später hatte sich Frank durch die letzte Gruppe hindurchgekämpft und stand vor uns. Misstrauisch betrachtete er den Himmel, dann sah er Malik mit offener Verachtung an. Was er dachte, war ihm vom Gesicht abzulesen: Verdammte Chicagoer Vampire! Haben nicht mal ihre eigenen Sachen im Griff.
»Was ist hier los?«, fragte er gebieterisch, als er uns erreicht hatte. Ich machte mir nicht die Mühe, ihm Jonah vorzustellen. Er war nicht der Typ, der sich für andere interessierte, und es gab keinen Grund, Jonah in unsere Schwierigkeiten hineinzuziehen.
»Damit haben die Vampire nichts zu tun«, betonte Malik. »Abgesehen davon wissen wir leider nichts.«
»Das wird den Ruf der Häuser nicht sonderlich verbessern«, sagte Frank.
»Nein, das wird es nicht«, pflichtete Malik ihm bei. »Und daher werden wir auch die notwendigen Untersuchungen einleiten, um die Auswirkungen auf uns so gering wie möglich zu halten.«
Man konnte fast dabei zusehen, wie sich die kleinen Räder in Franks Kopf drehten, aber immerhin drehten sie sich. An dieser Stelle warf uns der Handlanger des Greenwich Presidium in der Regel vor, für alles verantwortlich zu sein, egal, ob es stimmte oder nicht, und ließ uns schwören, dass wir das Haus nicht verlassen würden, um die Sache in Ordnung zu bringen.
Es gab keine Hoffnung auf einen Sieg.
Aber Frank schien sich tatsächlich Gedanken über das Problem und unsere Möglichkeiten zu machen. Vielleicht war er tatsächlich in der Lage, eigenständig zu denken, anstelle Cadogan für alle Übel dieser Welt verantwortlich zu machen.
»Es gibt eine Gruppe, die man ansprechen könnte«, sagte Frank.
Wir sahen ihn erwartungsvoll an.
»Die Herrscher des Himmels.«
Malik schüttelte sofort den Kopf. »Nein.«
»Wer sind die Herrscher des Himmels?«, flüsterte ich.
»Die Feen«, flüsterte Jonah zurück. »Die Söldner-Feen.«
»Es gibt einen Grund, warum wir sie als Söldner-Feen bezeichnen«, betonte Malik. »Unser Verhältnis zu ihnen kann man allenfalls als angespannt bezeichnen, und im Moment ist es nur deswegen gut, weil sie für ihren Einsatz fürstlich entlohnt werden.«
»Wie dem auch sei, das hier ist eindeutig eine Sache, die in ihren Geltungsbereich fällt. Es gibt keinen besseren Ansprechpartner. Es gibt keine andere Gruppe, die wir fragen können. Ich schlage vor, dass sie ein Team zusammenstellen und losschicken. Sofort.«
Ehrlich gesagt hielt ich das für eine dumme Idee. Wir hatten bereits mit Vertretern zweier übernatürlicher Gruppierungen gesprochen – den Nymphen und der Sirene –, und beide hatten nichts mit den Problemen zu tun, mit denen sich die Stadt gerade auseinandersetzen musste.
Würde der Besuch bei einer Gruppe, die uns ohnehin schon hasste, nicht völlig sinnlos sein und sie im schlimmsten Fall auch noch verärgern?
Malik, ganz der Diplomat, schaffte es, Frank respektvoll zuzunicken, bevor er sich an uns wandte. »Bewegt euch in der Welt der Feen nur mit großer Vorsicht! Sie sind eine ganz andere Art Übernatürliche. Sie haben andere Erwartungen und andere Rituale. Aber sie wissen eine Menge Dinge. Er hat recht – es ist den Versuch wert. Findet die Königin! Sucht
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