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Chronik der dunklen Wälder - Wolfsbruder: Band 1 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Wolfsbruder: Band 1 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Wolfsbruder: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Mann mit einem Messer in der Hand über sich stehen. Er blickte in ein verwüstetes Gesicht, rau wie Baumrinde. Der Fremde hatte hüftlanges, schmutziges, verfilztes Haar und trug einen verrotteten Schilfumhang. Und endlich konnte sich Torak auch den Aasgestank erklären, denn um den Hals hing dem Mann der verwesende Kadaver einer Taube.
    Eigentlich schien alles an ihm in Verwesung begriffen, angefangen von der leeren, schwärenden Augenhöhle über den zahnlosen schwarzen Gaumen bis hin zu der eingedrückten Nase, aus der eine Schlinge grünlich-gelben Schleims hing. » Raus! «, brüllte er und fuchtelte mit einem grünen Schiefermesser herum. »Narik und der Streuner sagen: Raus!«
    Torak legte rasch zum Zeichen der Freundschaft beide Fäuste aufs Herz. »Bitte… wir kommen als Freunde. Wir wollen dir nichts zuleide tun …«
    »Das habt ihr aber schon!«, tobte der Mann. »Sie tragen’s in das schöne Tal! Der Streuner hält die ganze Nacht Wache! Er wacht die ganze Nacht, damit sie kein Verderben in sein Tal tragen!«
    »Welches Verderben?«, fragte Torak verzweifelt. »Das wollten wir nicht!«
    Es raschelte im Farn und Wolf warf sich Torak in die Arme. Torak drückte den Welpen an sich und spürte sein Herz pochen.
    Der Mann achtete überhaupt nicht darauf. Er hatte gemerkt, dass sich Renn von hinten angeschlichen hatte.
    »Will mich wohl überrumpeln, die kleine Schlange?«, knurrte er, drehte sich schwankend um und wedelte ihr mit dem Messer vor dem Gesicht herum.
    Renn zuckte zurück, aber das erzürnte ihn nur noch mehr.
    »Will sie, dass ich’s ins Wasser werfe?«, schrie er, schnappte sich die Bögen und Köcher vom Ast und hielt sie über den Bach. »Will sie die hübschen Pfeile und die glänzenden Bögen schwimmen sehn?«
    Stumm vor Entsetzen, schüttelte Renn den Kopf.
    »Dann lassen sie Messer und Äxte lieber rasch fallen, sonst landet alles im Wasser!«
    Sie wussten beide, dass ihnen keine andere Wahl blieb, also legten sie ihm die übrigen Waffen vor die Füße, worauf er sie flink unter seinem Umhang verstaute.
    »Was willst du von uns?«, erkundigte sich Torak, dessen Herz inzwischen so hämmerte wie das von Wolf.
    »Haut ab!« , brüllte der Mann. »Der Streuner hat’s ihnen gesagt! Narik hat’s ihnen gesagt! Und Nariks Zorn ist fürchterlich!«
    Renn und Torak blickten sich nach jemandem namens Narik um, sahen aber nur nasse Bäume und Nebel.
    »Wir hauen ja schon ab«, sagte Renn und warf einen bedauernden Blick auf ihren Bogen in der gewaltigen Faust.
    »Nicht mitten durchs Tal! Raus!« Er zeigte auf den Abhang.
    »Aber… da kommen wir nie rauf«, stotterte Renn. »Es ist viel zu steil…«
    »Keine Ausreden mehr!«, blaffte der Streuner und schleuderte ihren Köcher in den Bach.
    Sie schrie auf und wollte hinterherspringen, doch Torak packte sie am Arm.
    »Es hat keinen Zweck. Er ist schon weg.« Der Bach war tiefer und reißender, als er auf den ersten Blick aussah. Renns geliebter Köcher war bereits davongetrieben.
    Sie drehte sich nach dem Streuner um. »Wir haben gemacht, was du verlangt hast! Das hättest du nicht tun brauchen!«
    »O doch«, erwiderte der Streuner mit zahnlosem Grinsen. »Jetzt wissen sie, dass er’s ernst meint!«
    »Komm schon, Renn«, sagte Torak. »Tun wir, was er will.«
    Wütend schulterte Renn ihre Trage.
    War der Weg zuvor schon beschwerlich gewesen, so war er jetzt noch beschwerlicher. Der Streuner stapfte hinter ihnen her und zwang sie, den steinigen Elchwechsel, den sie an manchen Stellen nur auf allen vieren bewältigten, fast hinaufzurennen. Renn lief voran und trauerte mit versteinertem Gesicht um ihren Köcher, Wolf fiel bald zurück.
    Torak blieb stehen, um ihm zu helfen, aber der Streuner fuhr nur einen Fingerbreit vor seinem Gesicht mit dem Messer durch die Luft. »Weiter!«, befahl er.
    »Ich will doch bloß …«
    »Weiter!«
    Renn mischte sich ein. »Du gehörst zum Otterclan, stimmt’s? Ich kenne deine Tätowierung.«
    Der Streuner starrte sie an.
    Torak machte sich die Gelegenheit zunutze und nahm den zappelnden Welpen auf den Arm.
    » War mal Otterclan«, brummelte der Streuner und kratzte sich am Hals, wo unter der Schmutzkruste wellenförmige blaugrüne Streifen eintätowiert waren.
    »Warum hast du deine Sippe verlassen?«, fragte Renn, die sich sichtlich bemühte, den Verlust ihres Köchers zu vergessen, sich mit dem Mann gutzustellen und ihnen damit womöglich das Leben zu retten.
    »Hab sie nicht verlassen«, erwiderte der

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