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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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wirkliche Ethik für die Geschäfte, die sie führte. Diese Königin war einer jener zahlreichen Menschen, die glaubten, daß nichts jemals eine Bedeutung hatte. Aber den Gedanken daran konnte sie nicht ertragen. Und deshalb erfand sie immerzu ihre ethischen Grundsätze und versuchte verzweifelt, an diese zu glauben, aber es waren immer nur Deckmäntel für das, was sie aus rein egoistischen Gründen tat. Ihr Krieg gegen die Kannibalen, zum Beispiel, war eher auf ihren Widerwillen gegen solche Bräuche zurückzuführen als auf irgend etwas anderes. Ihr Volk in Uruk hatte kein Menschenfleisch gegessen, und deshalb litt sie solche ekelhaften Dinge nicht in ihrer Umgebung, mehr war es wirklich nicht. Denn es hatte in ihr immer eine dunkle Zone der Hoffnungslosigkeit gegeben. Und einen starken Trieb, einen Sinn zu finden, wo keiner war.
    Versteht bitte, daß es keine Oberflächlichkeit war, die wir an dieser Frau wahrnahmen. Es war ein jugendlicher Glaube, daß sie, wenn sie nur wollte, es Licht werden lassen konnte, daß sie die Welt nach ihrem Geschmack gestalten konnte; und es war auch ein mangelndes Interesse an den Leiden anderer. Sie wußte, daß andere Schmerz empfanden, aber damit konnte sie sich wirklich nicht abgeben.
    Als wir schließlich diese offenbare Doppelzüngigkeit nicht mehr ertragen konnten, drehten wir uns um und musterten sie, denn nun mußten wir mit ihr streiten. Sie war noch nicht einmal fünfundzwanzig Jahre alt, diese Königin, und sie besaß in diesem Land, das sie mit ihren Überlieferungen aus Uruk geblendet hatte, die absolute Macht. Und sie war beinahe zu hübsch, um wirklich schön zu sein, denn ihre Lieblichkeit löschte jeden Eindruck von Würde oder Geheimnis aus, und ihre Stimme hatte immer noch einen kindlichen Klang, einen Klang, der in anderen instinktive Zärtlichkeit erweckt und den banalsten Wörtern einen angenehmen Wohlklang verleiht. Einen Klang, den wir aufreizend fanden.
    Und immer wieder stellte sie uns ihre Fragen. Wie brachten wir unsere Wunder zustande? Wie lasen wir die Gedanken der Menschen? Woher kam unsere Magie, und warum gaben wir nicht zu, daß wir zu unsichtbaren Wesen sprachen? Konnten wir genausogut zu ihren Göttern sprechen? Konnten wir ihr Wissen vertiefen oder ihr beim Verstehen des Göttlichen weiterhelfen? Sie war bereit, uns unsere Barbarei zu vergeben, wenn wir uns dankbar erweisen würden, wenn wir an ihren Altären niederknieten und unser Wissen vor ihren Göttern und vor ihr ausbreiten würden.
    Sie beharrte auf ihren verschiedenen Fragen mit einer Hartnäckigkeit, die eine weise Person zum Lachen gebracht hätte. Aber in Mekare erweckte sie höchstens Zorn. Sie, die bei allem immer die Führung übernommen hatte, meldete sich jetzt zu Wort.
    >Behalte deine Fragen für dich. Du redest töricht einher, sagte sie. >Ihr habt in diesem Königreich keine Götter, weil es keine Götter gibt. Die einzigen unsichtbaren Bewohner der Welt sind Geister, und die spielen über eure Priester und eure Religion mit euch wie mit allen anderen auch. Ra, Osiris - das sind nur erfundene Namen, mit denen ihr die Geister hofiert und ihnen schmeichelt, und wenn es ihnen in den Kram paßt, künden sie euch einen kleinen Regenschauer an, damit ihr ihnen noch etwas mehr schmeichelt. <
    Der König und die Königin starrten Mekare voller Widerwillen an. Doch Mekare fuhr fort: »Die Geister sind wirklich, aber sie sind wie Kinder und unberechenbar. Und gefährlich sind sie auch. Sie wundern sich über uns und beneiden uns darum, daß wir sowohl geistig als auch fleischlich sind, was sie anzieht und weshalb sie gern tun, was wir von ihnen verlangen. Hexen wie wir haben es immer verstanden, sie einzusetzen; aber man benötigt große Kenntnisse und viel Macht dafür, die wir besitzen und ihr nicht. Ihr seid Narren, und was ihr angestellt habt, um uns gefangenzunehmen, war böse, war unredlich; ihr lebt mit der Lüge! Aber wir werden euch nicht belügen. <
    Und dann beschuldigte Mekare die Königin vor dem versammelten Hofstaat halb weinend, halb würgend vor Zorn, der Falschheit, des Massakers an unserem friedfertigen Volk zu dem einzigen Zweck, uns hierherzubringen.
    Am Hof gab es Tumulte. Noch nie hatte jemand solche Respektlosigkeit, solche Blasphemie und so weiter und so fort gehört.
    Nur der König und die Königin waren merkwürdig schweigsam und gespannt.
    Akascha gab uns keinerlei Antwort, und es war klar, daß irgend etwas an unserer Erklärung den tieferen Schichten

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