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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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hindurch zu schreiben.
    Maharet hatte gesagt, daß wir sie sehr bald wiedersehen würden. Im Frühling vielleicht sollten wir in ihr Haus in Burma kommen. Oder möglicherweise würde sie uns auch eines Abends überraschen. Doch entscheidend war, daß wir nie mehr voneinander getrennt sein sollten; wir konnten uns gegenseitig finden, gleichgültig, wo jemand sich gerade herumtrieb.
    Ja, diesem entscheidenden Punkt hatten immerhin alle zugestimmt. Selbst Gabrielle, die Einzelgängerin, die Reisende, hatte zugestimmt.
    Niemand sollte noch einmal verlorengehen.
    Und Mekare? Würden wir sie wiedersehen? Würde sie mit uns an einem Tisch sitzen? Mit uns in einer Sprache aus Gesten und Zeichen reden?
    Ich hatte sie nach jener schrecklichen Nacht nur einmal gesehen. Und das war völlig unerwartet gewesen, als ich im sanften Purpur-licht eben vorm Morgengrauen aus dem Wald zurück auf unser Grundstück kam.
    Nebel war über den Boden gekrochen, um sich über dem Farn und den wenigen verstreuten winterlichen Feldblumen aufzulösen und dann, als er zwischen den Mammutbäumen aufstieg, noch ganz schwach nachzuleuchten.
    Und durch den Nebel waren gemeinsam die Zwillinge gekommen, auf dem Weg hinunter zum Flußbett, um an den Felsen entlangzuspazieren, die Arme umeinandergelegt. Mekare trug ein langes Wollgewand, so schön wie das ihrer Schwester, und ihr Haar war gebürstet und fiel ihr glänzend über Schultern und Brüste.
    Maharet schien leise auf Mekare einzureden. Aber Mekare blieb stehen, um mich anzusehen, mit weit aufgerissenen grünen Augen und einem Gesicht, das mich in seiner Ausdruckslosigkeit einen Augenblick erschreckte, und ich spürte meinen Kummer wie einen heißen Wind in meinem Herzen.
    Ich sah sie, sie beide, überwältigt an, und der Schmerz in mir erstickte mich, als trockneten meine Lungen ein.
    Ich weiß nicht, woran ich dachte; nur, daß der Schmerz unerträglich zu sein schien. Und daß Maharet mich mit einer leichten Bewegung grüßte und daß ich mich wieder auf den Weg machen mußte. Der Morgen brach an. Rings um uns herum erwachte der Wald. Unsere kostbaren Momente verstrichen. Mein Schmerz hatte sich schließlich gelöst, war wie ein Stöhnen aus mir entwichen, und dann hatte ich mich umgedreht.
    Ich hatte einmal zurückgeblickt und die zwei Gestalten ostwärts gehen sehen, entlang des silbrig gekräuselten Flusses, gleichsam aufgesogen von der brüllenden Musik des Wassers, das seinen unnachgiebigen Lauf durch die verstreuten Felsen nahm.
    Das alte Traumbild war ein klein wenig verblaßt. Und wenn ich jetzt an sie denke, denke ich nicht an die Leichenschmäuse, sondern an diesen Augenblick, an die zwei Sylphiden im Wald, nur wenige Nächte, bevor Maharet das SonomaGelände mit Mekare verließ.
    Ich war froh, als sie fort waren, denn das bedeutete, daß auch wir gehen würden. Und es war mir egal, ob ich Maharets Anwesen jemals wiedersah. Mein Aufenthalt hier war eine Qual gewesen, vor allem die ersten paar Nächte nach der Katastrophe.
    Wie schnell das betretene Schweigen der anderen endlosen Analysen gewichen war, als sie zu interpretieren versuchten, was sie gesehen und gespürt hatten. Wie genau war das Wesen übertragen worden? Hatte es das Zellgewebe des Hirns verlassen, als dieses sich auflöste, und war durch Mekares Blutkreislauf getobt, bis es das gleiche Organ in ihr fand? Hatte das Herz überhaupt eine Rolle gespielt?
    Ich konnte es nicht ertragen, ihnen zuzuhören, ich konnte ihre stillschweigende, aber krankhafte Neugier nicht ertragen: Wie war es mit ihr? Was habt ihr in jenen wenigen Nächten getan? Ich konnte sie aber auch nicht verlassen; ich hatte gar nicht die Willenskraft dazu. So zitterte ich, wenn ich bei ihnen war, und zitterte, wenn ich von ihnen getrennt war.
    Der Wald war mir nicht tief genug,, ich war meilenweit durch die Mammutbäume gezogen, dann durch Zwergeichen und über freies Feld und dann wieder hinein in stickige, undurchdringliche Wälder. Ich konnte ihren Stimmen nicht entfliehen: Louis gestand, wie er in jenen schrecklichen Momenten das Bewußtsein verloren hatte; Daniel sagte, er habe zwar unsere Stimmen gehört, jedoch nichts gesehen; Jesse hatte, in Khaymans Armen, alles miterlebt.
    Wie oft hatten sie sich über die Ironie ausgelassen, daß Mekare ihre Feindin mit einer menschlichen Geste niedergestreckt hatte; daß sie, die nichts von übernatürlichen Kräften wußte, zugeschlagen hatte wie ein Mensch, jedoch mit unmenschlicher Schnelligkeit und

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