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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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meiner Macht konnte sie aufhalten. In fanatischem Eifer stürmten sie auf mich ein.
    »Santino schickt dir dieses heilige Feuer. Santino schickt dir seine gerechte Strafe! Santino erhebt Anspruch auf deine Schüler, er will deine Zöglinge. Nun bist du an der Reihe zu brennen!« Ganz plötzlich – und es war wirklich plötzlich – fiel ein tödlicher Ring von sieben oder acht Angreifern über mich her, die schnell genug waren, mich mit ihren Fackeln zu treffen, sodass meine Kleider und mein Haar Feuer fingen. Das Feuer hüllte meinen Körper ein, verschlang mein Haar und erfasste alle meine Glieder. Einen winzigen Moment dachte ich: Das werde ich überleben, es ist eine Kleinigkeit, ich bin Marius, der Unsterbliche! Und dann erinnerte ich mich voller Wut an den grässlichen Anblick, als der Älteste damals in Ägypten von einer Lampe in Brand gesetzt worden war und sein Blut qualmend auf meinem Fußboden verbrannt war. Ich erinnerte mich an Eudoxias Blut, damals in Konstantinopel, das am Boden des Schreins auflodernd explodiert war. Und dann der Druidengott in dem Hain mit seiner schwarz verkohlten Haut.
    Und in der nächsten Sekunde gab es kein Erinnern und keine Gedanken mehr; ich wusste nur, dass mein Blut Feuer gefangen hatte – wie fest auch meine Haut oder meine Knochen oder auch mein Wille waren, ich brannte unter solchen Schmerzen und so geschwind, dass mich nichts mehr vor der Vernichtung bewahren konnte.
    »Marius!«, schrie Amadeo entsetzt. »Marius!« Seine Stimme hallte in meinen Ohren wie eine Glocke.
    Ich kann nicht behaupten, dass mich gesunder Menschenverstand in eine bestimmte Richtung trieb. Ich wusste, dass ich das Dach erreicht hatte, und das Wehgeschrei Amadeos und der Jungen entfernte sich.
    »Marius!«, schrie Amadeo noch einmal. Ich nahm meine Quälgeister überhaupt nicht mehr wahr, ich sah auch den Himmel nicht mehr. In meinen Ohren klang die Stimme des Haingottes, der mir sagte, dass ich unsterblich war, dass mich nur die Sonne oder das Feuer vernichten konnten. Mit meinen letzten Kräften klammerte ich mich ans Leben! Ich zwang mich mit reiner Willenskraft an die Brüstung des Dachgartens, von wo aus ich mich in den Kanal fallen ließ.
    »Ja, hinunter und hinein, hinein ins Wasser, tief ins Wasser!«, sagte ich laut vor mich hin, zwang mich, die Worte zu hören, und dann schwamm ich, so schnell ich konnte, durch das stinkende Wasser, hielt mich am Grunde des Kanals, wo das kalte, lindernde Wasser, so schmutzig es war, mich rettete.
    Hinter mir blieb der brennende Palazzo zurück, aus dem meine Kinder gestohlen, in dem meine Bilder zerstört worden waren.
    Eine Stunde oder auch länger verweilte ich in dem Kanal. Das Feuer in meinen Adern war beinahe sofort erstickt worden, dennoch war der Schmerz kaum zu ertragen, und als ich endlich aus der Brühe kroch, so nur, um die goldverzierte Kammer aufzusuchen, wo mein Sarg stand.
    Ich war nicht imstande zu gehen. Auf allen vieren kriechend erreichte ich den hinteren Eingang des Gebäudes, und nur indem ich die Gabe des Geistes benutzte, gelang es mir, die Tür zu entriegeln.
    Unendlich langsam kroch ich durch die vielen Räume, bis ich endlich an die gewaltige Schranke kam, hinter der ich mein Grab eingerichtet hatte. Wie lange ich mich damit herumschlug, weiß ich nicht mehr, nur, dass es ebenfalls die Gabe des Geistes war, die sie mir öffnete, und nicht etwa die Kraft meiner verbrannten Hände.
    Endlich schleppte ich mich die Stufen zu der schwarzen Stille meines goldenen Gelasses hinab. Es erschien mir wie ein Wunder, als ich endlich neben meinem Sarg lag. Ich war zu erschöpft, um mich weiter zu bewegen, und jeder Atemzug bereitete mir Qualen.
    Beim Anblick meiner verbrannten Arme und Beine war ich wie gelähmt. Und als ich nach meinen Haaren griff, merkte ich, dass kaum noch etwas davon übrig war. Unter dem ledrigen schwarzen Fleisch meiner Brust konnte ich die Rippen ertasten. Auch ohne Spiegel wusste ich, dass ich ein Schreckgespenst war, selbst mein Gesicht war zerstört.
    Ich lehnte mich gegen meinen Sarg und lauschte, und was ich hörte, grämte mich noch viel stärker: Ich hörte meine Kinder jammern und weinen, während ein Schiff sie zu einem fernen Hafen trug. Und ich hörte Amadeo, der seine Häscher anflehte, doch der Vernunft nachzugeben. Aber es war vergebens. Nur die Chöre der Satansjünger dröhnten meinen armen Kindern in den Ohren. Und ich wusste, dass diese Unholde sie in den Süden, nach Rom, brachten, zu Santino,

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