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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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klang ernüchternd, wenn man es so auf den Punkt gebracht hörte. Doch Jianna war sich sicher, dass hier mehr passiert war, als ein einfacher Defekt. Sie hatte noch nie eine Warnung vor einem gefährlichen Felligen gesehen oder gehört. Normalerweise schalteten die Besitzer ihre Sklaven bei den geringsten Anlässen in den Winterschlaf, damit sich ein Techniker die Sache mal ansehen konnte. Nein, sie musste Pikmo aus der Stadt schaffen und das wurde mit jeder verstreichenden Minute riskanter.
    "Das ist keine vage Vermutung, und das kommt nicht von meinen Freunden. Es ist meine Entscheidung und meine Einschätzung. Ich habe niemandem davon erzählt. Bitte, Papa, vertrau mir einfach, ich werd' dich bestimmt nicht enttäuschen!"
    "Aber was, wenn der Wächter recht hat und er wirklich gefährlich ist?", rief Hannz, auf Pikmo deutend. "Hat uns das Imperium jemals angelogen oder schlecht behandelt? Nein! Du verrennst dich da in etwas und ich habe Angst, dass es gefährlich ist. Lass uns den hier der Wache übergeben!" Seine Tochter war für Hannz der Mittelpunkt des Universum, der Grund allen Strebens, der Maßstab aller Entscheidungen. Er hielt zwar überhaupt nichts von diesen seltsamen Edelsteinen, Handbüchern über Traumdeutungen und den handgehäkelten Amuletten, die Jianna in ihrem Laden führte. Trotzdem hatte er ihr mit Freuden die Räumlichkeiten gekauft, ohne ein Wort über die Ware zu verlieren oder die seltsame Kundschaft, die sie erwarb. Dass er sich in diesem Fall derart wehrte, sprach Bände. Seiner Meinung nach setzte Jianna fast alles aufs Spiel, um fast nichts zu erreichen und das auch noch aus einer extrem dürftigen Entscheidungsgrundlage heraus. Sein Beschützerinstinkt half ihm, seine Position zu zementieren, wo er seiner für ihn immer noch kleinen Tochter doch sonst nie etwas abschlagen konnte.
    "Gefährlich?", ereiferte sich Jianna. "Er könnte keiner Fliege was antun! Er ist eine Sicherheit für mich, keine Gefahr!" Hannz Brieg war nicht überzeugt. Das heißt, er war schon überzeugt: vom Gegenteil. Das Ministerium hatte sicherlich seine Gründe, vor Pikmo zu warnen.
    "Jianna, du weißt genau, dass ich dir normalerweise nie einen Wunsch versage. Aber in diesem Fall würde ich dich nur unnötigerweise einer Gefahr aussetzen!" Er bemerkte die bohrenden Blicke seiner Tochter und korrigierte: "Meinetwegen einer potenziellen Gefahr, aber ich kann das trotzdem nicht verantworten." Jianna fiel nichts mehr ein.
    "Biiitte!", versuchte sie. "Bitte?"
    "Nein." Hannz nahm einen Schluck Kaffee. "Wir können von mir aus bis morgen warten, dann rufe ich die Wache."
    "Das kannst du doch nicht machen! Sie werden ihn töten!"
    "Das macht ihm nichts aus. Wie du siehst, beunruhigt ihn unsere Diskussion nicht im Geringsten." Das stimmte. Pikmo schien die Diskussion mit beiläufigem Interesse zu verfolgen, als ginge es um Tagespolitik statt um das Ende seiner Existenz.
    "Aber mich beunruhigt deine Einstellung. Hast du keinen Respekt vor dem Leben?"
    "Ich habe vor allem Respekt vor deinem Leben und vor dem unserer ganzen Familie. Mein Entschluss steht fest. Es tut mir leid." Er senkte den Kopf, als spielten sich im Kaffee hochinteressante Dinge ab. Jianna fiel es schwer, das zu akzeptieren. Solange sie denken konnte, hatte sie ihrem Vater immer alles aus den Rippen leiern können, was nur irgend in seinen Möglichkeiten lag. Es war ihr bewusst, dass sie eine Menge verlangte, dass er gegen seine tiefsten Glaubensgrundsätze handeln musste, aber sie hatte dennoch erwartet, dass er wie immer nach einigem Bitten nachgeben würde. Doch er blieb hart. Sie versuchte es mit Flehen, Betteln, Tränen, Argumenten, Versprechen... nichts half. Drohen erschien als Lösung am Entscheidungshorizont. Aber womit? Die Luft anhalten? Was für ein kindischer Gedankengang, doch er brachte Jianna auf eine erfolgversprechende Idee. Der Hebel, mit dem man Vater Brieg am besten bewegen konnte, war sie selbst.
    "Wenn du so einen Respekt vor meinem Leben hast, wieso willst du dann die Wache rufen?", fragte sie in provozierendem Trotz. Hannz Brieg richtete seine Aufmerksamkeit alarmiert wieder weg vom Kaffee in Richtung Tochter. Jahrzehntelange Erfahrung in der Erziehung eines Mädchens hatte ihm einen zusätzlichen Sinn für emotionale Fallstricke verliehen. Er witterte einen, er konnte ihn nur noch nicht ausmachen. Sein Gesicht war ein großes, rundes Fragezeichen.
    "Sie werden mich einsperren!" Jianna warf in einem Anfall von Drama die Hände

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