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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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"Sollen wir meine Karte suchen?"
    "Nein, ich hab grad geträumt, dass das Schiff geklaut wurde."
    "Du hast schlecht geträumt, und deshalb soll ich in den Tod springen?"
    "Aarg!", versuchte Fuzz zu flüstern. "Das Schiff ist gestohlen und sie werden es suchen und dann finden sie uns und deshalb müssen wir vorher weg sein, damit wir dann nicht da sind!"
    "Wenn wir hier jetzt runterspringen, überleben wir das nicht", schätzte Pikmo.
    "Wieso nicht?", fragte Fuzz in seiner hyperaktiven Art. "Bin ich hier der Einzige, der zu was nutze ist?"
    "Gibt's hier nicht irgendwelche Fallschirme?", fragte Jianna.
    "Das ist ein Händlerschiff, die brauchen sowas nicht, weil sie alle Luftkissen machen können. Könnt ihr das nicht auch?"
    "Was ist ein Luftkissen?" Jianna hasste diese Art von Gespräch zu dieser Art von Tageszeit.
    "Es bremst dich in der Luft, damit du lebendig landest."
    "Wohl eine Art Äthermaschine", vermutete Pikmo für Jianna.
    "Also, ich kann sowas nicht", stellte die klar. "Was sagt die Ladung?" Sie wühlten und fummelten in die Frachtpakete. Sie fanden: bunte Tücher, Haushaltsgegenstände, Glühstäbchen, Krimskrams, blaue Billigperlen. Fuzz schüttelte den Kopf, lehnte sich in ein Seil und ließ seinen Blick dem Schiff vorauseilen. In einiger Entfernung zeigte das stärker werdende Licht ein Loch in der Walddecke. Ein See. Eine Idee.
    "Wir könnten Feuer legen", sagte er langsam.
    Das Schiff brannte ausgezeichnet. Der Zündstoff aus Jiannas Camping-Rucksack in Kombination mit dem Stoff der Ladung ergab ein starkes Feuer. Innerhalb kürzester Zeit wuselte es auf dem brennenden Schiff wie in einem aufgetretenen Ameisenhaufen. Die wuselnden Piraten waren ein Problem für die Versteckten, aber die ablenkende Wirkung des Feuers war eine Lösung. Außerdem wirkte die Idee: Das Boot steuerte den See an und ging tiefer. Kurz vor der Waldlichtung des Sees streiften die Kiele bereits die Baumwipfel. Fuzz gab das Signal zum Absprung. Jianna gab das Signal dafür, dass sie Angst hatte. Fuzz gab es auf, zu diskutieren und schubste sie einfach über Bord. Panisch rudernd gelang es ihr, einen Nadelbaum schlecht zu fassen, an dem sie schmerzhaft ein Stück hinabrutschte, bevor sie sich zerzaust halten konnte wie eine dieser Katzen, die ohne fremde Hilfe Bäume zwar hochkommen, nicht aber wieder runter. Pikmo sprang mit der Ausrüstung hinterher, nutzte die federnde Wirkung einer Nadelbaumspitze, um sich zu einem stabil aussehenden Kletterbaum zu schwingen. Fuzz war so leicht, dass er durch ein paar Bäume abwärts rannte wie ein kleiner Affe. Jianna ließ sich an ihrer Position hängen. Ihre Extremitäten umschlossen im Krampf den Baumstamm, den loszulassen sie keinerlei Absicht hatten. Das Schiff war außer Sicht, nur die Rauchfahne zeigte auf dessen Position. Die Rauchfahne machte außerdem sehr deutlich, dass eine Begegnung mit der Besatzung tunlichst zu vermeiden war. Sie mussten verschwinden. Aber Jianna konnte nicht loslassen.
    "Komm schon runter!", schrie Fuzz nach oben.
    "Ich kann nicht!", schrie Jianna nach unten.
    "Das gibt's doch nicht! Ich fälle jetzt diesen Baum", entschloss sich Fuzz. Kommentarlos, ruhig setzte Pikmo das Gepäck ab und kletterte langsam zu seiner Freundin hoch. Er lächelte sie an. Sie grinste verkrampft zurück. Dann schloss sie schnell die Augen, weil sie zu Pikmos Gesicht nach unten sehen musste. War das hoch! Behutsam schob sich Pikmo an sie heran, umschloss sie mit einem Arm und redete so lange langsam auf sie ein, bis er sie sanft vom Holz pflücken konnte. Unten angekommen lächelte er sie nochmals aufmunternd an, bevor er sein Gepäck wieder schulterte. Fuzz funkelte sie böse an. Dann lief er los. Er fluchte dorthin, wo ihm mal ein Bart wachsen könnte. Kein Wunder, dass man sagte, Frauen auf Schiffen bringen Unglück...
    Pi stand auf. Er stand jeden Morgen auf, und jeden Morgen war das eine unerfreuliche Angelegenheit. Diesmal dachte er mal wieder darüber nach, wie unglücklich ihn Frauen machten. Er spürte ein Verlangen nach ihnen wie jeder andere Mann, doch danach ging es ihm ausnahmslos immer unglaublich schlecht. Vollkommen unergründliche Schuldgefühle packten ihn, schüttelten ihn mit einer Wucht, die ihn körperlich zittern ließ. Als ob das nicht genug wäre, erinnerte er sich in solchen Momenten an eine Liebe, die ohne Ziel war. Er liebte jemand mit einer Hingabe, dass er platzen könnte, aber mit exakt gar keiner Ahnung, wer diese Person sein könnte. Er hatte

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