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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wür-
    den ebenso wie wir . . .«
    Vor Vollendung des Satzes hatte Marcel Lornans schon
    das junge Mädchen und diese den jungen Mann angese-
    hen. Diesmal mußte Herr Dardentor sich sagen: Ja, es ist
    richtig! Und in Erinnerung an den schönen Gedanken des
    Dichters, daß »Gott dem Weibe den Mund gegeben hat, um
    zu sprechen, und die Augen, um zu antworten«, fragte er
    sich, welche Antwort die Augen Louises wohl gegeben ha-
    ben möchten.
    »Alle tausend Teufel!« murmelte er vor sich hin.
    Dann fuhr er laut fort:
    »Was wollt ihr denn, liebe Freunde, die Eisenbahn ist
    noch nicht in Gang und es gibt kein Mittel, die Karawane
    aus den Fugen zu bringen.«
    »Könnten wir nicht wenigstens noch heute weiterzie-
    hen?« fragte Frau Désirandelle.
    »Heute!« fuhr Herr Dardentor auf. »Weiterziehen, ohne
    das prächtige Tlemcen, seine Warenlager, seine Zitadelle,
    seine Synagogen, Moscheen, Promenaden, seine Umgebung
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    und all die Wunderdinge, wovon mir unser Führer erzählt
    hat, gesehen zu haben? Dazu reichen 2 Tage kaum aus!«
    »Die Damen sind zu ermüdet, um einen solchen Ausflug
    zu unternehmen, Dardentor«, antwortete Herr Désirandelle
    frostig, »und ich werde ihnen auch Gesellschaft leisten. Wir
    gehen einmal in die Stadt, mehr machen wir nicht. Ihnen
    steht es ja frei, mit den Herren, die Sie aus den züngeln-
    den Flammen und den Fluten gerettet haben, das prächtige
    Tlemcen gründlich zu besichtigen. Doch was auch komme,
    nicht wahr, morgen in aller Frühe brechen wir auf !«
    Das war deutlich genug, und Clovis Dardentor, der die
    gelegentlichen Anzüglichkeiten des Herrn Désirandelle
    nicht recht verdauen konnte, bemerkte, daß sich die Ge-
    sichter Marcel Lornans und Louise Elissanes etwas verfärb-
    ten. In dem Gefühl, hier nicht weiter widersprechen zu sol-
    len, verließ er die Damen nach einem letzten Blick auf das
    etwas betrübte junge Mädchen.
    »Kommt ihr, Marcel? . . . Und auch Jean?« fragte er.
    »Wir folgen Ihnen«, antwortete der eine.
    »Er wird uns zuletzt noch duzen!« murmelte der andere
    etwas verächtlich.
    Unter den vorliegenden Umständen blieb ihnen nichts
    anderes übrig, als sich von Herrn Dardentor ins Schlepptau
    nehmen zu lassen. Der junge Désirandelle hatte sich schon
    aus dem Staub gemacht und suchte mit Herrn Oriental eif-
    rig alle Läden mit Eßwaren und alle Konditoreien ab. Der
    Vorsitzende der Astronomischen Gesellschaft hatte in ihm
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    jedenfalls die natürliche Anlage zum Feinschmecker her-
    ausgefunden.
    Bei ihrer Gemütsverfassung konnten die jungen Leute
    sich für das merkwürdige Tlemcen nur sehr mäßig inter-
    essieren . . . für das berühmte Bab-el-Gharb der Araber, das
    mitten im Becken der Isser und in einem von der Tafna ge-
    bildeten Halbkreis liegt. Und doch ist es so schön, daß man
    es das afrikanische Granada nennt. Das alte, südöstlich ge-
    legene und verlassene Pomaria der Römer, an dessen Stelle
    mehr im Westen später Tagrart trat, ist das moderne Tlem-
    cen geworden. Seinen »Reiseführer« in der Hand, konnte
    Herr Dardentor zwar nach Belieben predigen, daß es schon
    im 15. Jahrhundert durch Handel, Gewerbfleiß, Kunst und
    Wissenschaft unter dem Einfluß von Berberrassen in ho-
    her Blüte stand, daß es damals 25.000 Haushalte zählte, daß
    es heute mit seinen 25.000 Einwohnern, darunter je 3000
    Franzosen und Juden, die fünfte Stadt Algeriens ist, daß es
    1553 von den Türken, 1836 von den Franzosen erobert, spä-
    ter an Abb-el-Kader abgetreten und 1842 endgültig wieder
    eingenommen wurde, daß es einen strategischen Punkt von
    hoher Bedeutung an der marokkanischen Grenze bildet . . .
    er erzwang sich damit doch nur sehr geringe Aufmerksam-
    keit und erhielt bloß oberflächliche Antworten.
    Der würdige Mann fragte sich auch, ob er nicht besser
    getan hätte, die beiden »verstimmten Geigen« zu Hause zu
    lassen, um sich dort auszubrummen. Doch nein, er liebte
    sie nun einmal und bestrebte sich deshalb, keine üble Laune
    darüber zu verraten.

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    Wiederholt wandelte Herrn Dardentor zwar die Lust an,
    Marcel Lornans aufs Gewissen zu fragen und ihm zuzuru-
    fen:»Ist’s denn wahr? ... Ist es ernsthaft? ... So schlagen Sie
    mir doch das Buch des Herzens auf, damit ich darin lesen
    kann!«
    Er tat es aber nicht. Wozu hätte es auch gedient? . . . Die
    praktische und genau rechnende Frau Elissane hätte den
    unvermögenden jungen Mann doch nicht als Schwieger-
    sohn angenommen. Und

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