Club Dead
einzelnen lasziven Hüftschwung.
In aller Unschuld hatten Tara und ich unsere Nummer damals fast wie eine Paarnummer im Eiskunstlaufen geplant, was hieß, daß wir uns ständig - oder doch zumindest fast ständig - irgendwo berührten. Wenn das nicht aussah wie die lesbische Aufheiznummer in einer Striptease-Bar, dann wußte ich es auch nicht! Nicht, daß ich je in einer Striptease-Bar oder einem Pornokino gewesen wäre! Ich gehe nur davon aus, daß man dort dasselbe von wirklich allen Anwesenden aufsteigende Begehren mitbekommt, wie ich es nun in dieser Nacht im Josephine's wahrnahm. Es gefiel mir nicht, das Objekt all dieser gebündelten Begierde zu sein - andererseits, das läßt sich nicht leugnen, spürte ich auch eine gewisse Macht.
Inzwischen war ich nicht mehr unschuldig; seit Bill war mein Körper vertraut mit gutem Sex, und ich bin sicher, ich tanzte nun so, als wüßte ich, wie man sich am Sex erfreuen kann. Tara ging es ebenso. Auf eine leicht perverse Art erlebten wir einen Augenblick reiner Frauenpower: 'I'm a woman, hear me roar!' Nun, und die Liebe ist ja nun auch wirklich ein Schlachtfeld, da hatte Benatar völlig recht mit ihrem Lied.
Während der letzten paar Takte standen wir seitwärts zum Publikum, Tara hatte mir den Arm um die Hüfte gelegt, und wir stießen im Rhythmus mit den Hüften aneinander und beugten uns so weit vor, daß unsere Hände über den Boden fegten. Dann verstummte die Musik. Einen klitzekleinen Moment Augenblick lang herrschte tiefe Stille; dann folgte donnernder Applaus, gemischt mit ein paar begeisterten Pfiffen.
Die Vampire dachten an das Blut, das in unseren Adern floß - das konnte ich den hungrigen Blicken entnehmen, mit denen sie uns musterten. Ganz besonders dachten sie an die Hauptschlagadern an den Innenseiten unserer Oberschenkel. Außerdem hörte ich, wie die Werwölfe sich allesamt ausmalten, wie gut wir schmecken würden - so kam ich mir im Grunde wie der reine Snack vor, als wir uns nun einen Weg zurück an unseren Tisch bahnten. Die ganze Strecke entlang wurde Tara und mir von allen Seiten begeistert auf die Schulter geklopft. Wir erhielten zahlreiche Komplimente und ebenso viele Einladungen. Ich war sogar versucht, auf die Einladung eines Vampirs mit wunderhübschen Locken, der mit mir tanzen wollte, auch wirklich einzugehen. Er war ungefähr so groß wie ich und niedlich wie ein Kaninchen. Aber dann lächelte ich ihm doch nur zu und ging rasch weiter.
Mott war begeistert. „Sie hatten ja so recht!" sagte er, während er Tara den Stuhl zurechtrückte. Alcide blieb, wie ich feststellen mußte, sitzen und funkelte mich wütend an, wodurch er Talbot zwang, sich über ihn hinweg zu beugen, um auch mir den Stuhl zurechtzurücken - eine recht improvisierte, unbeholfen wirkende höfliche Geste. (Die Talbot allerdings ein lobendes Schultertätscheln Russels einbrachte.) „Ich kann nicht glauben, daß man euch Mädels für diese Nummer damals nicht gleich von der Schule geschmissen hat!" sagte der Liebhaber des Vampirkönigs, bemüht, den peinlichen Moment zwischen mir und meinem Begleiter zu überspielen. Für einen eifersüchtigen Blödmann hatte ich Alcide eigentlich nicht gehalten!
„Wir hatten ja keine Ahnung!" sagte Tara lachend. „Keinen blassen Schimmer. Wir konnten wirklich nicht verstehen, worüber sich alle so aufregten."
„Welche Laus ist denn Ihnen über die Leber gelaufen?" erkundigte ich mich derweil leise bei Alcide. Aber dann lauschte ich genau auf das, was in seinem Kopf vor sich ging und fand heraus, weswegen er so unzufrieden war. Alcide ärgerte sich, mir gegenüber zugegeben zu haben, daß Debbie ihm nicht gleichgültig war. Wenn er das nicht getan hätte, hätte er jetzt nämlich ernsthafte Anstrengungen unternommen, später mein Bett teilen zu dürfen. Einerseits fühlte er sich ein wenig schuldig am Lauf der Dinge, andererseits war er aber auch wütend darüber, und der Vollmond machte ihm schwer zu schaffen - wenn man es recht bedachte, lebte ja auch Alcide mit einem Zyklus, hatte sozusagen sein 'Tage' .
„Besonders angestrengt halten Sie ja nicht gerade Ausschau nach Ihrem Liebsten!" sagte er mit einem gehässigen, kalten Unterton.
Das war, als hätte man mir einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf gegossen - ein Schock, der noch dazu sehr weh tat. Mir schossen Tränen in die Augen. Erschwerend kam hinzu, daß jeder am Tisch mitbekommen hatte, daß Alcide etwas zu mir gesagt hatte, was mich sehr mitnahm.
Talbot, Russel und
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