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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Artilleristen ließen ihre Geschütze im Stich. Köche ließen ihre Schöpfkellen fallen. Alles, was beim Laufen hinderlich sein konnte, wurde fortgeschleudert, und die Tempelgarde von Malagor floh blindlings und in heulender Panik in die Nacht.
    Der Lichtstrahl erstarb, und die blau-goldene Gestalt wandte sich von der versprengten Streitmacht von Mutter Kirche um und blickte nun die Schar um Vater Stomald an.
    Der junge Priester sprang auf, kletterte auf den Schutzwall und stellte sich dem Engel entgegen, den zu erschlagen er versucht hatte, und die brennende Pracht ihrer Augen brandete über ihn hinweg. Hinter sich spürte er die Furcht seiner Begleiter, doch Ehrfurcht und Verehrung hielten sie an Ort und Stelle, und der Engel lächelte huldvoll.
    »Ich werde zu euch kommen«, verkündete sie, »doch in einer weniger Furcht erregenden Gestalt. Erwartet mich!«
    Und die majestätische Erscheinung aus Licht und Pracht verschwand.

 
    Kapitel Fünfundzwanzig
     
    Im Lager setzte sich Vater Stomald stöhnend zum Essen an den Tisch. Er hatte nicht erwartet, lange genug zu leben, um diese Mahlzeit noch einnehmen zu können, und er war so erschöpft, dass er sich allen Ernstes fragte, ob es die Mühe überhaupt wert war. Allein schon die ganze unerwartete Kriegsbeute einzusammeln, die von der Garde zurückgelassen worden war, hatte sich als immens anstrengend erwiesen. Doch Tibold hatte Recht. Dass eine Armee sich zerstreut hatte, garantierte noch keinen Sieg, und diese Waffen waren unermesslich wertvoll. Außerdem mochte die Garde ja auch wieder genug Mut finden, sich das Weggeworfene zurückzuholen, wenn man es liegen ließ, wo es fallen gelassen worden war.
    Recht einfach war es gewesen zu entscheiden, was mit den Piken und Musketen geschehen sollte. Für andere Probleme galt das nicht – wie zum Beispiel, was mit den mehr als viertausend Gardisten geschehen sollte, die nach und nach an den Schauplatz des Geschehens zurückkehrten, um sich der Armee der Engel anzuschließen, kaum dass das Erstaunen das Entsetzen besiegt hatte. Stomald hatte sie willkommen geheißen. Tibold allerdings bestand darauf, dass kein Neuzugang, wie willkommen er auch immer sein mochte, ohne Prüfung aufgenommen werde. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Kirche versuchte, Spione, getarnt als Konvertiten, einzuschleusen, und Tibold zog es vor, die Regeln schon jetzt festzulegen.
    Stomald verstand, warum der erfahrene Krieger so handelte. Die Diskussion darüber, wie genau dabei zu verfahren sei, hatte dann Stunden gedauert. Vorerst hatte Tibold jetzt viertausend neue Arbeiter; sobald sie die Ernsthaftigkeit ihres Anliegens bewiesen hätten, würde man sie in die Truppen integrieren und zwar, wie Tibold trocken angemerkt hatte, zu beiden Seiten flankiert von Männern, die nicht zuvor in der Tempelgarde gedient hatten und jeglichen Versuch des Verrats sofort im Keim ersticken sollten.
    Nur waren all diese Fragen, so wichtig und so ernst sie auch sein mochten, für die meisten von Stomalds Schar nebensächlich. Gottes Eigener Bote war ihnen zu Hilfe geeilt, und wenn die Malagoraner auch zu pragmatisch waren, um sich jetzt durch überschäumende Begeisterung von den Pflichten abhalten zu lassen, die, wie sie wussten, erfüllt werden mussten, so wurden eben bei der Erfüllung dieser Pflichten spontan Lobgesänge angestimmt. Und Stomald, als Hirte einer viel größeren Schar, als er jemals erwartet hatte, war mit der Planung und der Durchführung der heiligen Dankgottesdienste beschäftigt, mit denen dieser lange, an den Kräften zehrende Tag begonnen und geendet hatte.
    Das alles bedeutete, dass er kaum genug Zeit gehabt hatte, in Ruhe Luft zu holen, geschweige denn zu essen.
    Nun wischte er die letzten Reste des Shemaq-Eintopfes von seinem Teller und sackte dann mit einem Seufzer auf seinem Hocker in sich zusammen. Er hörte den Lärm des Lagers. Sein Zelt stand auf einer kleinen Anhöhe, ein wenig von den anderen abgeschieden, was ihm die traditionelle Privatsphäre der Geistlichkeit garantierte. Diese Abgeschiedenheit machte ihm zwar zu schaffen, aber die Möglichkeit, ungestört nachzudenken und zu beten, war ein kostbares Gut, das er als Anführer erst jetzt zu schätzen lernte.
    Er hob den Kopf, blickte an der Zeltklappe vorbei zu der Laterne hinüber, die draußen an einem Pfahl befestigt war. Weitere Laternen und Fackeln glommen in dem schmalen Tal, das unter ihm lag, und er hörte das Muhen Hunderter von Nioharqs, die von der Garde

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