Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
vernichten wollen. Das ›Schwert‹ will das gewiss nicht; deren ganzes Ziel besteht ja darin, die Menschheit vor uns Abtrünnigen und vor den Narhani zu retten. Und zweifellos dürfte Mister X von der Erde aus agieren. Das würde ja dann bedeuten, dass er seinen eigenen Stützpunkt in die Luft zu jagen gewillt wäre.«
»Seh' ich auch so.« Wieder zupfte sich Colin an der Nase, dann blickte er zu Hatcher hinüber. »Hol Adrienne, Hector und Amanda! Ich möchte einen Evakuierungsplan für Birhat – und zwar am besten schon gestern! Wir können ihn nicht proben, ohne das Risiko einzugehen, unseren Mister X erfahren zu lassen, dass wir etwas ahnen, vielleicht sogar, dass wir ahnen, was er da in seinen Besitz gebracht hat. Aber wenigstens können wir das alles schon organisieren. Brashieels Volk möchte ich persönlich warnen. Es besteht keine allzu große Chance, dass es bei denen irgendwo eine undichte Stelle gibt. Da es immer noch nur wenig Narhani gibt, können wir sie notfalls allesamt über Mat-Trans rausholen, sollte das wirklich kurzfristig erforderlich werden.«
Der Admiral nickte, und Colin wandte sich wieder Ninhursag zu. Mit einem Nicken forderte er sie zum Weitersprechen auf.
»Während die anderen sich mit den Evakuierungsvorbereitungen beschäftigen«, fuhr diese dann auch fort, »habe ich die Absicht, umgehend eine Hoch-Prioritäts-Suche auf Narhan und Birhat durchzuführen. Der Schöpfer weiß, dass eine Bombe ein verdammt kleines Zielobjekt ist, aber die Raumflotte kann einen Scan durchführen, der wirklich jeden Quadratzentimeter absucht, ohne dass Mister X davon irgendetwas erfährt. Das wird natürlich Zeit in Anspruch nehmen, vor allem, wenn das unter vollständiger Geheimhaltung stattfindet. Doch wenn diese Bombe irgendwo da draußen ist, dann werden Gerald und meine Leute sie finden!«
Sie hielt inne, und mit ihren dunklen Augen blickte sie den Imperator geradewegs an.
»Ich bete nur darum, dass wir sie rechtzeitig finden«, setzte sie leise hinzu.
Kapitel Siebenundzwanzig
Neben Erlaucht Sean lag Tibold Rarikson auf dem Gebirgskamm und schaute zu, wie sein jugendlicher Kommandant so tat, als würde er ein Fernglas benutzen.
Der buschige Schnurrbart des Ex-Gardisten verbarg ein Grinsen, als der schwarzhaarige Riese mit betont umständlichen Bewegungen die Feineinstellungen vornahm. Tibold wusste nicht, warum der Hauptmann-General versuchte, seine übermenschlichen Fähigkeiten geheim zu halten, doch er war bereit, dieses Spielchen mitzuspielen, auch wenn Erlaucht Sean und Erlaucht Tamman vermutlich die Einzigen waren, die glaubten, sie könnten alle anderen an der Nase herumführen.
In all den Jahren hatte Tibold nie jemanden wie diese beiden kennen gelernt. Sie waren noch jung. Tibold hatte im Verlaufe seiner Karriere schon genügend heißblütige Kinokha erlebt, um das beurteilen zu können. Und Erlaucht Tamman war ebenso impulsiv wie jung. Doch Erlaucht Sean … In seinen Augen lag jugendliche Verwegenheit, und man konnte in ihnen lesen, dass zahllose zu dieser Verwegenheit passende Ideen in seinem Kopf herumspukten. Zugleich allerdings war dort auch von Disziplin zu lesen, und Tibold hatte schon den einen oder anderen graubärtigen Marschall erlebt, der weniger bereit gewesen wäre, sich die Vorschläge anderer anzuhören. Selbst wenn Erlaucht Sean stets versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, so war Tibold doch nicht entgangen, wie viel herzlicher und wärmer seine sonderbaren, schwarzen Augen leuchteten, wann immer Engel Sandy in seiner Nähe war. Der junge Mann behandelte den Engel mit äußerstem Respekt, doch Tibold wurde das sonderbare Gefühl nicht los, dass Erlaucht Sean sich nur vor ihnen, seiner neuen Armee, so verhielt. Tatsächlich hatte Tibold sogar beobachtet, dass dieser Engel mit dem seltsamen Namen Sandy stets Erlaucht Seans Reaktionen abwartete, wann immer sie etwas sagte – vollkommen egal, worum es sich dabei handelte.
Tibold war noch zu keinem endgültigen Schluss gekommen, warum ein Engel sich der Meinung dieses Erlaucht Sean … nun, ›beugen‹ wollte dem alten Haudegen nicht ganz das richtige Wort scheinen. Aber es war nicht von der Hand zu weisen, dass Erlaucht Sean und Erlaucht Tamman etwas Unheimliches an sich hatten. Vielleicht hatten sie bessere Augen und stärkere Muskeln als andere Menschen, und sie wussten in jedem Fall Dinge, von denen Tibold nicht einmal eine Ahnung besaß; und doch gab es in ihrem Wissen auch äußerst merkwürdige
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