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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ihrem Nachthemd, sich von dem Fenster weg zu ihm umwandte und er ihre Tränen sah. Er verzog das Gesicht und schloss den Mund, wollte gerade schon wieder gehen, doch sie streckte die Hand nach ihm aus.
    »Oh nein, Vater«, sagte sie leise. Er drehte sich wieder zu ihr um, griff dann nach ihrer Hand, und seine Tochter lächelte und zog ihn näher zu sich heran. »Armer Vater!«, flüsterte sie. »In wie viel mannigfaltiger Form die Welt dich doch verwundet hat. Vergib mir meinen Zorn!«
    »Da gibt es nichts zu vergeben«, gab er flüsternd zurück und presste seine Wange in ihr glänzendes Haar. »Oh, 'Tanni! Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, wenn ich alles, alles anders machen könnte …«
    »Dann, Vater, wär'n wir Götter, indes wohl kaum die Menschen, welche diese Welt aus uns gemacht! Stets hast du – nichts andres weiß ich von dir zu sagen – in allem das Beste gegeben, was ein Mensch nur zu tun vermocht, 's war dein Schicksal stets, selbst wenn du nicht mehr aufrecht standest, noch zu kämpfen und niemals aufzugeben. Nicht Anu gegenüber, nicht den Achuultani gegenüber, nicht einmal der Hölle selbst gegenüber. Über wie viele Menschen, was glaubest du, darf man wohl dasselbe sagen?«
    »Meine Hölle habe ich mir selbst erschaffen«, entgegnete er leise. »Stein um Stein habe ich sie gebaut, und ich habe dich geradewegs mit hineingezerrt.« Er schloss die Augen und drückte sie fest an sich. »Er … erinnerst du dich an die letzten Worte, die du auf Universal-Imperial zu mir gesagt hast, 'Tanni?«
    Sie erstarrte in seinen Armen, doch sie zog sich nicht von ihm zurück, und nach einem kurzen Moment des Schweigens schüttelte sie den Kopf.
    »Vater, wenig nur blieb aus jener Zeit mir im Gedächtnis.« Sie presste ihr Gesicht noch fester an seine Schulter. »'s ist ein dunkler, entsetzlicher Traum, der mich in unruhigen, kummervollen Nächten noch heut im Schlafe heimsucht, doch wenn ich erwache …«
    »Schscht«, flüsterte er und hauchte ihr einen Kuss ins Haar. »Ich will dich nicht verletzen. Der Schöpfer weiß, dass ich das oft genug getan habe. Aber ich möchte, dass du eines verstehst, 'Tanni.« Er holte tief Luft. »Das Letzte, was du jemals zu mir gesagt hast, das war: ›Warum bist du nicht gekommen , Papa?
    Warum hast du uns nicht geliebt?‹« Unter seinen Händen spürte er, wie sehr ihre Schultern zuckten, und seine eigene Stimme zitterte. »'Tanni, ich habe dich immer geliebt, dich und deine Mutter, aber ihr hattet alles Recht, mich zu hassen.« Sie setzte an zu protestieren, doch er schüttelte den Kopf. »Nein, bitte hör mich an! Lass es mich aussprechen!« Zitternd sog sie die Luft ein, dann nickte sie, und er schloss die Augen.
    »'Tanni, ich habe deine Mutter dazu überredet, Anu zu unterstützen. Ich habe damals nicht begriffen, was für ein Ungeheuer er war – damals schon. Aber ich war derjenige, der deine Mutter überredet hat. Alles, was dir jemals widerfahren ist – und auch ihr, ist ganz allein meine Schuld. Meine Schuld, und ich weiß es, habe es immer gewusst! Beim Schöpfer, meine Seele gäbe ich dafür, es nicht getan zu haben! Aber es ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Und nie habe ich das magische Mittel gefunden, um ungeschehen zu machen, was ich angerichtet hatte. Ein Vater sollte seine Kinder beschützen, sollte ihnen Sicherheit geben, und das …«, seine Stimme brach, doch er zwang sich dazu, trotzdem weiterzusprechen, »… das war der Grund, warum ich dich wieder in Stasis versetzt habe. Weil ich wusste, dass ich gescheitert war. Weil ich mir und der Welt bewiesen hatte, dass ich dir auf keine andere Art und Weise Sicherheit geben konnte. Weil ich … weil ich Angst hatte.«
    »Vater, ach, Vater! Meinest du, ich wüsst' dies alles nicht?« Sie schüttelte den Kopf.
    »Aber ich habe es dir niemals gesagt«, erklärte er mit sanfter Stimme. »Was ich getan habe, hat uns beiden so viel genommen. Und dennoch habe ich niemals den Mut aufgebracht, es dir zu sagen : dass ich um meine Schuld weiß. Und ich habe dich niemals gebeten, mir zu vergeben.«
     
     
    Wie ein eingesperrtes wildes Tier ging Colin im Konferenzraum auf und ab, schlug immer und immer wieder die Fäuste gegeneinander, während er darauf wartete, dass sein eigener Kutter eintraf. Sein Verstand raste. Die Evakuierung, die Adrienne und Hatcher zwar geplant, aber niemals geprobt hatten, lief deutlich reibungsloser, als er jemals zu hoffen gewagt hatte. Doch alle wussten sie auch,

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