Collection Baccara 0283
einen Schwächeanfall. Doch der war ihr nicht vergönnt. Widerwillig ließ sie sich von Victoria zu der Suite führen, in der man Jon untergebracht hatte.
„Wie schlimm steht es?“, fragte Maggie, obwohl sie die Antwort gar nicht wissen wollte.
„Als wir dich nicht finden konnten, beschuldigte er die Palastwachen, dich gefangen zu halten. Die Ärmsten waren völlig verwirrt und riefen mich zu Hilfe. Irgendwie gelang es mir, ihn halbwegs davon zu überzeugen, dass es dir gut geht. Aber dann konnte ich dich auch nicht finden. Auf die Idee, bei Quadir zu klopfen, bin ich gar nicht gekommen. Ich dachte, du unternimmst vielleicht einen kleinen Mitternachtsspaziergang, um den Kopf freizukriegen.“
„Nicht zu fassen, dass er tatsächlich hier ist“, stöhnte Maggie.
„Zumindest kann man dein Leben nicht als langweilig bezeichnen.“
„Gegen ein bisschen Langeweile hätte ich im Moment nichts einzuwenden.“ Die Aufregung um ihre Person war ihr entsetzlich peinlich. Gleichzeitig weigerte sie sich jedoch, Schuldgefühle wegen letzter Nacht zu entwickeln. Sie war Jon keine Rechenschaft schuldig. Er war eine neue Beziehung eingegangen, und dasselbe Recht stand auch ihr zu.
Victoria blieb vor einer Tür stehen und machte eine einladende Handbewegung. „Viel Glück.“ Nachdem sie Maggie noch einmal rasch umarmt hatte, eilte sie davon.
Zögernd klopfte Maggie an die Tür, die keine Sekunde später aufgerissen wurde.
„Wo hast du bloß gesteckt?“, bestürmte Jon Maggie, ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten. „Ich bin schon vor Stunden hier angekommen. Angeblich wusste keiner, wo du bist. Was geht hier vor, Maggie?“
Maggie trat ein und schloss die Tür hinter sich. Jons Räumlichkeiten wirkten wesentlich bescheidener als ihre. Und sie gingen auch nicht aufs Meer hinaus, sondern auf den Garten.
Da stand er nun, ihr Gefährte aus Kindertagen, ihr bester Freund, ihr Ex. Sie blickte in seine normalerweise sanften braunen Augen, deren Blick jetzt in einer Mischung aus Schmerz und Verwirrung auf sie gerichtet war. Das widerspenstige braune Haar trug er wie üblich kurz.
In diesem Moment wusste sie, dass es zwischen ihnen wirklich aus war. Bei seinem Anblick empfand sie nichts weiter als kameradschaftliche Zuneigung – kein Herzklopfen, keine weichen Knie. Die Liebe war erloschen. Hoffentlich blieb wenigstens die Freundschaft bestehen. „Tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast“, sagte sie aufrichtig. „Aber ich konnte ja nicht ahnen, dass du kommst.“
„Ich habe mich kurzfristig dazu entschlossen.“
Maggie setzte sich aufs Sofa und sah erwartungsvoll zu ihm auf. „Ich höre. Weshalb bist du hier?“
Nervös schritt er vor ihr auf und ab. „Du bist schwanger, Maggie. Ich möchte dich nach Hause holen. Dort gehörst du hin. Zu mir.“
„Als deine Frau, nehme ich an.“
„Ja. Wir werden selbstverständlich heiraten.“
Sie hatte Mühe, Ruhe zu bewahren. „Ich habe nicht die Absicht, in Kürze abzureisen“, erklärte sie gelassen. „Mein Job ist noch nicht beendet.“
„Das ist doch bloß ein dämlicher Wagen“, fuhr er sie ungeduldig an.
Maggie ballte die Hände zu Fäusten, schaffte es aber, auch weiterhin ruhig zu bleiben. „Irrtum, das ist meine Arbeit. Prinz Quadir zahlt mir eine Menge Geld dafür, dass ich seinen Wagen restauriere. Und genau das werde ich tun.“
„Das lasse ich nicht zu.“
Jetzt reichte es! Hitzig sprang Maggie auf. „Zufällig ist es aber meine Entscheidung.“
„In deinem Zustand solltest du nicht in einer Werkstatt arbeiten“, hielt Jon ihr entgegen.
„Lächerlich! Ich arbeite an einem Oldtimer, nicht in einer Giftmülldeponie.“
„Komm mit mir nach Hause.“
„Nein.“
Sie maßen einander wie zwei streitlustige Kampfhähne. Ist Jon früher auch schon so gewesen und hat versucht, mich ständig herumzukommandieren?, fragte Maggie sich. Ihre Verärgerung verwandelte sich in Wehmut. „Ich möchte dich aber nicht heiraten“, sagte sie leise. „Können wir nicht einfach nur Freunde bleiben?“
„Nein, kommt nicht infrage“, erwiderte er barsch. „Ich bin hier, um dich zu heiraten.“
„Sag mal, hörst du mir denn gar nicht zu? Ich habe klar und deutlich Nein gesagt.“ Maggie machte einen Schritt auf ihn zu und berührte sanft seinen Arm. „Jon, bitte hör auf. Wir dürfen jetzt nichts übers Knie brechen. Ich weiß deine Haltung zu schätzen. Das ist ganz der Jon, den ich kenne. Ich mache dir einen Vorschlag: Flieg jetzt erst mal
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