Collection Baccara Band 0250
Morgen raubte ihr der Ausblick den Atem.
Der See und die dicht bewaldeten Berge ringsherum waren unbeschreiblich schön. In der Nähe des Hauses ragte ein langer schmaler Bootssteg in den See hinaus. Vor dem Haus glitzerte Tau auf dem Gras. Auf der Terrasse standen Liegestühle aus Holz. Von einem solchen Ort hatte sie bisher nur geträumt.
Je mehr sie über Alex herausfand, desto sehnsüchtiger wünschte sie sich, dass zwischen ihnen alles anders wäre. Hätte Joseph ihr nicht vor sieben Jahren durch einen Anruf geholfen, wäre dieses Haus vielleicht jetzt ihr und Alex’ gemeinsames Refugium, in dem sie sich von der Welt abschotteten, um einfach zusammen zu sein.
Doch zwischen ihnen ließ sich nichts ändern, und deshalb konnte sie nicht bleiben.
Sobald sie fertig angezogen war, griff sie zu Aktenkoffer und Handtasche. Nach einigem Suchen entdeckte sie die Tür zur Garage, in der zwei Geländewagen standen. Schlüsselringe mit Schildern hingen an einem Brett neben der Tür.
Madeline wählte den kleineren Wagen und verstaute ihre Sachen darin. Nach kurzer Überlegung entschied sie sich dafür, Alex eine Nachricht zu hinterlassen. Sie holte ihren Notizblock und einen Stift aus der Handtasche und kehrte leise ins Haus zurück. Nur gut, dass Alex sie nicht lächelnd in der Küche und nur mit einem Laken bekleidet erwartete. So stark war sie auch wieder nicht.
An der Theke schrieb sie hastig eine Nachricht. Da sie die wahren Gründe für ihre Abreise nicht erklären konnte, ohne Alex zu verletzen, beschränkte sie sich auf das Nötigste und ließ den Zettel auf der Theke liegen, damit Alex ihn auch gleich fand.
Es war unwahrscheinlich, dass er im Schlafzimmer das Öffnen des Garagentors und den Motor des Wagens hörte. Trotzdem hatte sie es sehr eilig, das Grundstück zu verlassen.
Erst als sie das Tor hinter sich gelassen hatte und auf die Straße eingebogen war, merkte sie, dass ihr Tränen über die Wangen liefen.
So gut hatte Alex sich beim Erwachen schon seit Wochen nicht mehr gefühlt. Zumindest nicht, seit Marcus’ Tod seine Welt auf den Kopf gestellt hatte.
Er drehte sich auf den Rücken und tastete neben sich, doch das Bett war leer. Das Laken fühlte sich kühl an. Madeline war also schon aufgestanden. Hoffentlich kümmerte sie sich nicht ums Frühstück, denn heute wollte er sie verwöhnen.
Er öffnete die Augen und blinzelte, weil die Sonne hell ins Zimmer schien. Wie spät war es eigentlich? Halb zehn, wie er mit einem Blick auf die Uhr neben dem Bett feststellte. Auch vor Marcus’ Tod hatte er immer so viel in der Firma oder zu Hause im Stall zu tun gehabt, dass er nie lange im Bett geblieben war. Dabei spielte es keine Rolle, ob er allein oder in Gesellschaft erwachte. Letzteres war immer seltener der Fall, je älter und wählerischer er wurde.
Keine seiner bisherigen Geliebten war so sagenhaft gewesen wie Madeline. Wäre er nicht vor sieben Jahren davon überzeugt gewesen, dass sie ihn nur dazu missbraucht hatte, um durch Joseph eine Anstellung beim Fernsehen zu erhalten, könnte er schon seit langem jeden Tag vollkommen zufrieden erwachen.
Als er sich daran erinnerte, was Madeline ihm gestern Abend über ihre Motive in den letzten Jahren erzählt hatte, bekam er ein schlechtes Gewissen. Er hatte sie damals nicht richtig eingeschätzt und ihr keine Gelegenheit gegeben, ihm zu zeigen, wie es in ihr aussah. Erst gestern hatte er ihren starken und fürsorglichen Charakter erkannt. Sie war eine Frau, in die ein Mann sich leicht verlieben konnte.
Die Vorstellung hätte ihn erschrecken müssen, weil Madeline schließlich eine Reporterin war, die einen Skandal aufdecken wollte. Dennoch wollte er sie wieder in die Arme nehmen und so lange festhalten, bis der Schmerz verschwand, den ihre Eltern ihr durch falsche Erwartungen zugefügt hatten.
Zu allererst musste er sie jedoch finden. Er blieb still liegen und lauschte, hörte jedoch keine Geräusche im Haus. Schließlich stand er auf und ging nackt ins Bad, in dem er sich lächelnd umsah. Madelines Sachen lagen noch in der Wanne und in der Dusche. Sie selbst war nicht hier. Der Bademantel vom Haken neben der Duschkabine fehlte.
Lächelnd stellte er sie sich vor, im Bademantel auf der Terrasse, die langen Beine nackt übereinandergeschlagen, das blonde Haar zerzaust, wie sie Kaffee trank und den Sonnenaufgang über den Bergen betrachtete. Vielleicht war sie auch zum Bootssteg gegangen und ließ die Füße ins Wasser hängen. Mit etwas Glück
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