Collection Baccara Band 0250
„Jesse wird sich nie an eine Frau binden.“
Und eben aus diesem Grund hatte Kyra keine Bedenken gehabt, ihren besten Freund für eine Nacht zu entführen.
Okay, vielleicht war auch ihre brennende Lust ausschlaggebend gewesen. In jedem Fall aber wusste sie, dass sie mit ihm gefahrlos ihre lang gehegten erotischen Träume ausleben konnte.
Er würde nie auf die Idee kommen, etwas Ernstes daraus zu machen. Auch Kyra wollte nur ihren Spaß. Gefühle wollte sie aus dem Spiel lassen. Sie hatte miterlebt, wie ihr Vater nach dem Tod ihrer Mutter gelitten hatte, und deshalb wollte sich Kyra keinesfalls von anderen Menschen abhängig machen.
Bei Jesse bestand diese Gefahr nicht. Und trotzdem würde sie bei ihm die sexuelle Erfüllung finden, nach der sie sich sehnte und die sie noch nie hatte erfahren dürfen. Bis letzte Nacht …
Einen Moment lang dachte Kyra darüber nach, wie es wäre, wenn sie beide ein Paar …
Sofort wischte sie den Gedanken wieder beiseite.
Greta verzog ihren Mund und sagte mit gespielt übertriebener Geduld: „Der einzige Grund, warum Jesse immer noch mit anderen Frauen herummacht, ist: Ich habe ihm noch nicht gesagt, dass ich ihn für mich alleine haben will. Wenn wir erst einmal darüber gesprochen haben, wird er sofort seinen Lebensstil ändern.“
Ihr unschuldiger Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass sie von diesem Umsinn jedes Wort glaubte.
Vor zwei Wochen noch hätte sie Kyra in ihrer naiven Unschuld leidgetan. Doch jetzt keimte Eifersucht bei dem Gedanken auf, Greta könnte es vielleicht doch schaffen, Jesse zu einer festen Beziehung zu bewegen.
Und wenn Greta es nicht schaffen sollte, wer sagte, dass nicht schon bald eine andere Laufsteg-Schönheit daherkam und ihm den Kopf verdrehte?
Doch sie wollte Greta gegenüber keine Schwäche zeigen. Kyra Stafford war nicht verliebt in Jesse Chandler und würde es auch nie sein.
„Gut“, meinte Kyra schließlich. Etwas anderes zu sagen hatte gar keinen Sinn, außerdem musste sie dringend zu Cliff in den Stall. „Danke, dass du mich gewarnt hast. Und glaub mir, falls Jesse monogam werden sollte, bin ich die Erste, die das Weite sucht.“
Ganz überzeugt war Kyra jedoch nicht von dem, was sie da sagte, aber sie dachte lieber nicht weiter darüber nach.
Zufrieden schwang Greta die Bügel ihrer Handtasche über die Schulter. „Ich lass dich jetzt deinen Kaffee trinken.“ Sie blickte auf die leere Tasse, die Kyra die ganze Zeit über in der Hand gehalten hatte. „Und dann geh zu deinem Cowboy.“
Bevor Kyra noch erklären konnte, dass das nicht ihr Cowboy war, war Greta schon draußen und stapfte in ihren High Heels die Hofeinfahrt hinunter.
Jedenfalls war diese deutsche Schönheit ganz schön hartnäckig. Aber Kyra bekümmerte das wenig, denn schließlich war Jesse ein erwachsener Mann, der sich schon zu wehren wusste.
Das Einzige, was Kyra interessierte, war, wie sie ihn zu einer weiteren gemeinsamen Nacht überreden konnte – und diesmal wollte sie endgültig ihre Jungfräulichkeit verlieren.
Jesse stand vor den Ställen der Crooked Ranch und blickte auf seine Uhr. Es war gerade mal drei Stunden her, dass er sich aus Kyras Bett geschlichen hatte.
Lange hatte er es nicht ohne sie ausgehalten. Doch er wollte da sein, wenn der Pferdeflüsterer kam.
Die ganzen Jahre über war Jesse immer dabei gewesen, wenn Fremde auf der Ranch arbeiteten oder wenn ein neuer Käufer kam, den sie noch nicht kannten, denn er hatte manchmal das Gefühl, Kyra hätte den Umgang mit Menschen verlernt. Sie umgab sich viel lieber mit Pferden.
Sie konnte manchmal die Leute nicht richtig einschätzen und war zudem etwas zu gutgläubig. Jesse hatte es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, sie vor Betrügern und Schwindlern zu beschützen.
Während er den Stall betrat, redete er sich ein, er sei nur gekommen, um ihr mit dem neuen Pferdepsychologen zu helfen, und nicht, um sie zu sehen.
Die hochtechnisierten Stallungen waren großzügig angelegt, mit breiten Gängen und geräumigen Boxen. Es herrschte eifrige Betriebsamkeit. Die Angestellten waren gerade dabei, die Pferde auf die Koppel zu führen. Doch die Tür zu Sam’s Prides Box am Ende des langen Ganges war geschlossen.
Jesses Stiefel klapperten, als er den Flur entlangschritt, und der angenehme Geruch von Heu stieg in seine Nase. Er war überzeugt davon, dass es keine Ranch gab, die moderner ausgestattet war als die von Kyra Stafford.
Als er sich dem Stall von Sam’s Pride näherte, wurden
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