Colours of Love - Entblößt: Roman (German Edition)
dass er es mir sagen würde, wenn ich ihn frage. Deshalb hoffe ich, dass ich zumindest über das Thema Pferde wieder einen Zugang zu ihm bekomme, denn er reitet auch, das hat er mir erzählt – wahrscheinlich saß er ähnlich wie ich schon als Kleinkind im Sattel, wenn es hier einen so großen Stall gibt.
Das Wetter ist immer noch traumhaft schön – wenn man es nur danach beurteilt, stand dieses Wochenende unter einem guten Stern – und ich trage ein sehr dünnes, mit Blumen bedrucktes Sommerkleid, das mit in der Tasche war, weil ich auf Sonnenschein gehofft hatte. Jonathan dagegen ist wieder schwarz gekleidet, und da seine Laune genauso tiefschwarz ist, fällt es mir immer schwerer, tapfer dagegen anzulächeln.
Ich will nicht glauben, dass meine Liebeserklärung der Grund dafür ist. Es kann doch nicht so schlimm sein, dass ich ihm meine Gefühle gestanden habe, denke ich. Aber die Unsicherheit bleibt und ich bin froh, als wir endlich den Hof überquert haben, der auch hier mit Kopfsteinpflaster bedeckt ist, und durch das große offene Tor in die Stallungen gehen.
Es riecht sofort vertraut, nach Pferdemist und Stroh, aber nicht so intensiv, wie ich gedacht hätte. Das ist aber auch kein Wunder, denn tatsächlich stehen nur in den vorderen beiden Boxen direkt am Eingang Pferde – ein weißes und ein braunes. Der Schimmel, der kräftigen Statur nach zu urteilen ein Hengst, schnaubt erregt und wirft seine lange Mähne zurück, als wir näher kommen, während das braune, ein schöner Fuchs, nur kurz den Kopf aus dem Futtereimer hebt, der an der Wand hängt, und dann ruhig weiterfrisst. Die anderen Boxen der langen Stallgasse sind alle leer.
Das scheint Jonathan extrem zu verblüffen.
»Wo sind die Pferde, Edwards?«, ruft er dem älteren Mann mit der Tweedkappe zu, der am Ende der Stallgasse gerade die Futterkiste wieder schließt und sich die Hände abklopft. Der Mann, offenbar der Stallmeister, lächelt strahlend, als er uns bemerkt, und kommt eilig auf uns zu.
»Lord Huntington«, ruft er. »Sie waren lange nicht mehr hier!«
Jonathan nickt nur knapp, ist ganz auf die Frage konzentriert, die ihn sichtlich umtreibt. »Edwards, die Pferde!«, beharrt er. »Wo sind sie?«
»Wurden alle verkauft.«
»Wann?«
»Einige schon im vergangenen Jahr, aber die meisten erst vor ein paar Monaten. Das letzte wurde vor vierzehn Tagen abgeholt«, teilt ihm der Stallmeister mit.
Jonathan schüttelt den Kopf. »Warum?«
»Das hat Ihr Vater mir nicht gesagt. Wir hatten nur die Anweisung, die Tiere zu verladen, wenn die Käufer kamen, um sie abzuholen.« Edwards zuckt mit den Schultern, offensichtlich auch nicht glücklich über diese Entscheidung seines Arbeitgebers. »Mehr weiß ich nicht.«
Jonathan deutet mit dem Kinn auf die beiden noch übrigen Pferde. »Und Daredevil und Roxanne?«
»Die sind unverkäuflich, hat Ihr Vater gesagt.« Edwards rückt seine Kappe zurecht, deutlich in Eile. »’tschuldigung, Mylord, aber ich muss weitermachen. Die Bewässerungsanlage im Garten funktioniert nicht richtig, darum muss ich mich noch schnell kümmern«, erklärt er.
»Wieso macht das denn nicht der Gärtner?«, will Jonathan wissen, dessen Irritation wächst.
»Weil Gordon entlassen wurde. Seitdem haben Hastings und ich den Garten übernommen.«
Jonathan sieht sich suchend um. »Und Joe? Duncan? Die Stalljungen?«
Edwards zuckt mit den Schultern und deutet auf die leeren Ställe. »Es war nicht mehr genug Arbeit da, Sir.«
Er tippt an seine Mütze, um noch mal daran zu erinnern, dass er wirklich weitermuss, doch er geht erst, als Jonathan ihn mit einem Kopfnicken entlässt.
»Wie viele Pferde hatte dein Vater denn?«, frage ich, als wir wieder allein sind.
»Viele. Die Boxen waren alle belegt.« Jonathan lässt den Blick durch die ruhige Stallgasse gleiten und geht dann zu der Box des weißen Pferdes, das jetzt auch weiterfrisst.
»Und warum hat er gerade diese beiden behalten? Sind sie was Besonderes?«
»Daredevil ist mein Pferd«, sagt er und klopft dem Schimmel auf den Hals. »Und Roxanne«, er deutet auf die braune Stute, »gehört Sarah.«
Ich trete ebenfalls vor die Box des Schimmels, halte dem wunderschönen Hengst meine Hand hin, die er beschnuppert. Er passt gut zu Jonathan, finde ich, auch wenn seine Farbe das krasse Gegenteil von dem ist, was Jonathan sonst bevorzugt. Und der Earl scheint es auch so zu sehen, wenn er sich von den beiden Pferden seiner Kinder nicht trennen will.
»Aber wieso hat er
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