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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Atem anhielten? Der Rhythmus des Pubs änderte sich schlagartig. Wie bei einem Fischschwarm: dieser kollektive Schwenk mit der Schwanzflosse, wenn ein größerer Räuber in die Lagune eindringt.
    Alec Campbell war in seinen Dreißigern, ein drahtiger Typ von ähnlicher Statur wie Lee. Aber da endeten die Gemeinsamkeiten auch schon. Alec war lässig aber teuer gekleidet. Ralph Lauren. Seine Turnschuhe sahen aus wie frisch aus dem Laden. Mit einem nagelneuen Zwanziger winkte er dem Barmann zu, der daraufhin einen anderen Gast mitten in der Bestellung stehenließ und sich Alec widmete. Die »Bestie« lehnte am Tresen – die tiefe Narbe in seinem Gesicht war selbst im Dämmerlicht zu erkennen – und sah aus, als würde sie zuhören, wie Alec dem Barmann irgendeinen Witz erzählte. In Wirklichkeit, das war Lee klar, kundschaftete er den Raum aus. Evaluierte, kategorisierte und klassifizierte potenzielle Bedrohungen. Nicht, dass irgendwer oder irgendwas hier im Bam auch nur annähernd eine echte
Bedrohung für Alec und Frank, die weißen Haie in dieser Lagune, dargestellt hätte.
    Alec Campbell: der Thronfolger. Nur ein Mann in Ardgirvan war mächtiger als Alec. Sein Vater.
    Ranta Campbell.
    Die unangefochtene Nummer eins unter den hiesigen Gangstern.
    Wenn Alec und Frank weiße Haie waren, was war dann Ranta? Er war ein Fabelwesen, ein mystisches Ungeheuer. Jener Schrecken der Tiefsee, der alle hundert Jahre aus unermesslichen Tiefen emporstieg – Tiefen, in denen kaum eine andere Kreatur zu existieren vermochte -, um die Menschen daran zu erinnern, dass es ihn wirklich gab, und dass sie ihn fürchten sollten.
    Ranta war der Krake.
    Eilig wog Lee seine Optionen ab: Sollte er, in der Hoffnung, dass das Gespann nur rasch einen kippt und dann sofort wieder abhaut, die Wand anstarren und sein letztes Bier mit dem Rücken zur Türe nuckeln? Oder lieber gleich ab durch die Mitte?
    »Du bist dran. Lass knacken«, sagte Sammy und schüttelte sein leeres Bierglas wie eine Sammelbüchse vor Lees Nase. Scheiße, es war seine Runde. Jetzt konnte er unmöglich noch hierbleiben.
    »Nee, Sammy, ich muss noch wohin«, antwortete Lee und stand auf. Ab durch die Mitte. Und zwar schleunigst.
    »Alles klar, Alter. Ruf mich an, wenn’s losgeht, ja?«
    »Aye. Bis dann, Sammy.«
    Lee ging Richtung Tür und versuchte, dabei den obligatorischen Harter-Macker-Gesichtsausdruck aufzusetzen, eine Mischung aus relaxtem und finsterem Blick. Als Lee an der Bar vorbeikam, drehte sich Alec Campbell zu ihm um und ihre Blicke trafen sich. Alecs Augen waren dunkel und ausdruckslos.
    »Alles klar, Alec?«, nickte Lee ihm zu.
    »Lee! Höchstpersönlich! Wie läuft’s denn so?«

    »Aye, gut, Alec, gut. Wollte dich eh anrufen.«
    »Is’ das so? Hast du gehört, Frank? Der Junge wollte uns anrufen. Hab ich’s dir nicht gesagt? Lee is’ in Ordnung. Da kannste sagen, was du willst.«
    Frank »die Bestie« Barton grinste. Ein wahrhaft furchteinflößender Anblick.
    »Aye, ich hab alles geklärt. Ich hatte grad bloß noch’n kleines Meeting.«
    »Das ist fantastisch, Lee.« Alec nippte an seinem Bier. »Denn wie du ja sicher weißt, sind unsere Konditionen für Kommissionskäufe ausgesprochen strikt. Wir erwarten entweder das Geld oder die Ware innerhalb von dreißig Tagen zurück.«
    »Aye, Montag, Alec. Keine Angst. Wir seh’n uns dann.« Lee wandte sich zur Tür.
    »Bleibst du nicht noch auf’n Bierchen?«, fragte Alec.
    »Geht nicht, Alec. Ich hab Lisa versprochen, früh zu Hause zu sein.«
    »Oh, aye. Kenn ich. Wie geht’s der bezaubernden Lisa?«
    »Ihr geht’s bestens, Alec. Hammermäßig.«
    »Grüß sie von mir.«
    »Aye. Mach’s gut. Bis bald, Frank.«
    Die Bestie antwortete nicht.
    »Hättest du nicht gedacht, dass er dazu fähig ist, oder?«, sagte Alec zu Frank, nachdem sich die Tür hinter Lee geschlossen hatte.
    »Diese Tits-McGee-Sache?«, fragte die Bestie, und ließ einen düsteren Blick durch das marode Interieur des Bam schweifen, in dessen Ecken die gedämpften Unterhaltungen nun wieder begonnen hatten und neue Schnapsideen ausgebrütet wurden, wie man über Nacht reich werden konnte. »Wer weiß? In dieser Stadt wird ein Haufen Scheiße geredet.« Er leerte sein Glas. »Na los, trink aus. Wir haben immer noch dieses Arschloch im Kofferraum.«

    Als er raus auf die Straße in die Sonne trat, blickte Lee auf seine Tag-Heuer-Imitation. Es war achtzehn Minuten nach eins. Scheißteil. Er zückte sein Handy. Das Guthaben auf seiner

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