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Commissaire-Llob 1 - Morituri

Commissaire-Llob 1 - Morituri

Titel: Commissaire-Llob 1 - Morituri
Autoren: Yasmina Khadra
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Ladentisch eines Schankwirts
    gleicht, auf dem das Geld zusammenkommt, um
    sich munter zu vermehren.
    Wenn auch nicht alles Gold ist, was bei uns
    glänzt, faszinierend ist es trotzdem …
    Wäre da nicht noch Omar Malkom, genannt Iks,
    der aus der Nase blutet und dessen Geplärr meine
    Träumereien zerschlägt. Er krümmt sich mit blau-
    em Auge und wackligen Zähnen am Boden, wäh-
    rend Lino ihn hingebungsvoll bearbeitet.
    „Also wie war das, kho? Ehrlich währt am längs-
    ten? Das hat er doch gesagt, nicht wahr, Kommy?“
    „Wenn ich lüge, soll ich in die Hölle kommen“,
    bestätige ich vom Balkon her.
    Lino hebt den Fuß und zerquetscht mit seinem
    Schuh die Finger des Punks.
    „Ich mach einen Scheuerlappen aus deinem Lu-
    xusgewand!“
    „Ihr seid auf der falschen Spur, kho. Slimane ist
    neidisch auf meinen Erfolg. Hat er euch seine Mär-
    chen erzählt? Ich bin bloß Geschäftsmann. Ich ver-
    diene mein Geld anständig.“
    „Wie hat er doch gleich gesagt, Kommy?“
    „Ehrlich währt am längsten!“
    „Offenbar liegt ihm doch nicht so viel an seinem
    verdammten Leben.“
    „Er denkt vielleicht, daß du ihm einen Bären auf-
    bindest und ihn aus Mangel an Beweisen schon
    noch laufenläßt.“
    „Wenn er sich da nur nicht irrt.“
    Lino tritt erneut mit voller Wucht zu. Omar win-
    det sich vor Schmerz und preßt seine Fäuste auf die
    getroffene Niere.
    „Ihr foltert mich ja. Dazu habt ihr kein Recht.
    Das Gesetz verbietet es.“
    „Wir werden uns später schämen. Mit der Fatwa,
    die deine Gurus gegen die Ausländer erlassen ha-
    ben, hast du keine Chance, daß Amnesty dir zu
    Hilfe kommt.“
    Ich gehe ins Zimmer, packe den Punk bei seinem
    Haarbüschel und blase ihm meinen Atem ins Ge-
    sicht.
    „Ich habe alle Zeit der Welt. Ich werde dir schon
    noch die Zunge lösen, und wenn ich sie dir heraus-
    reißen muß. Es bringt dir gar nichts, die Spuren zu
    verwischen. Ich bleib dir am Arsch und laß nicht
    von dir ab. Je schneller du auspackst, desto schnel-
    ler bist du erlöst.“
    „Ich bin Geschäftsmann.“
    „Ich will Abou Kalybse zu fassen kriegen. Das
    ist eine persönliche Sache, kapiert?“
    „Ich bin nur Geschäftsmann.“
    „Geh zur Seite, Kommy.“
    Ein Blutspritzer trifft mein Knie, als der Schuh
    des Leutnants auf das zerschlagene Gesicht des
    Punks niedergeht.
    „Ich bin Geschäftsmann“, wiederholt er trotzig.
    „Ich will ja nichts Unmögliches. Was ich habe,
    reicht mir. Ich bin kein Nimmersatt … Ihr täuscht
    euch, Leute. Ich bin bloß Geschäftsmann.“
    Wir heben ihn auf und binden ihn an einem Stuhl
    fest.
    „Es bringt dir nichts, die Spuren zu verwischen,
    sag ich dir. Du bist der Schatzmeister und vereidig-
    te Anwerber von Abou Kalybse.“
    „Das ist nicht wahr.“
    „Und ob das wahr ist.“
    „Das ist nicht wahr, ist nicht wahr, ist nicht wahr
    …“
    Stundenlang wiederholt er denselben Refrain. Li-
    nos Fäuste sind an den Gelenken schon ganz wund.
    Sein Hemd ist zerfusselt und dampft vor Hitze.
    Erschöpft sinke ich in einen Sessel, um mich zu
    erholen.
    „Und wenn wir Artikel 220 des Schnellverfah-
    rensrechts ausprobierten?“ schlägt Lino keuchend
    vor.
    Obwohl er völlig groggy ist, schafft Omar es
    noch, die Stirn zu runzeln.
    „He, was ist das für ein Ding, kho? Ich bin kein
    Versuchskaninchen.“
    Lino reißt den Fernsehstecker heraus und beginnt
    umständlich, den Draht herauszuschälen.
    „Hast du schon mal versucht, dein Arschloch mit
    der Beißzange zu enthaaren …? Nein? Wie soll ich
    dir dann Artikel 220 des SVR erklären?“
    Omar Malkom kann nicht mehr. Er ringt nach
    Luft. Mit einer schlappen Handbewegung winkt er
    dem Leutnant, den Kram wieder zusammenzupa-
    cken.
    „Schon gut, kho, ich gebe auf. Gott ist mein Zeu-
    ge: ich habe bis zum Ende meiner Kräfte durch-
    gehalten.“
    „Der Teufel ist sicher mächtig stolz auf dich.“
    Omar ist kurz davor, in Ohnmacht zu fallen. Wi-
    derstandslos beginnt er auszupacken.
    „Slimane behauptet, du hättest Sabrine Malek
    umgebracht.“
    „Falsch. Es stimmt, daß ich sie eingesperrt habe,
    aber ich habe sie nicht getötet.“
    „Und warum wurde sie entführt?“
    „Das ist die Schuld von Mourad Atti. Er hätte sich
    nicht in dieses Biest vergaffen sollen. Sie gehörte
    nicht zum Harem. Im Club sind die Anweisungen
    klar. Keine von draußen … Mourad hatte sich vom
    naiven Gehabe dieser Nutte einwickeln lassen. Und
    dann hat es sich herausgestellt, daß sie keine nor-
    male Nutte war. Sie
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