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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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sollte.
    »Nun?« fragte der Questore geduldig.
    »Die ganze Geschichte war ein Bluff«, brach es aus
    Montalbano heraus. »Es gab keine zufällige Begegnung, ich
    bin zu Tano gegangen, weil er darum gebeten hat, mich zu
    sehen. Und bei diesem Treffen haben wir ein Arrangement
    getroffen.«
    Der Questore bedeckte seine Augen mit der Hand. »Sie
    haben ein Arrangement getroffen?«
    »So ist es.«
    Und weil Montalbano jetzt schon mal dabei war, erzählte
    er ihm alles, von Gegès Anruf bis hin zur Inszenierung mit der
    Festnahme.
    »Gibt es sonst noch was?« fragte der Questore
    schließlich.
    »Ja. So wie die Dinge liegen, verdiene ich keine
    Beförderung zum Vicequestore. Wenn ich befördert werden
    würde, dann wäre es für eine Lüge, für eine Farce.«
    »Das lassen Sie mal meine Sorge sein«, sagte der andere
    schroff. Der Questore stand auf, verschränkte die Hände hinter
    dem Rücken und dachte eine Weile nach. Dann wandte er sich
    um und breitete die Arme aus.
    »Wir tun folgendes: Sie schreiben mir zwei Berichte.«
    »Zwei?!« rief Montalbano aus und dachte daran, wie
    schwer es ihm oft fiel, überhaupt etwas zu Papier zu bringen.
    »Keine Widerrede. Den gefälschten halte ich schön für
    den unvermeidlichen Maulwurf bereit, der ihn der Presse oder
    der Mafia schon zuspielen wird. Der echte kommt in meinen
    Tresor.«
    Er grinste. »Und was die Beförderung betrifft, die
    anscheinend das Allerschlimmste für Sie ist – kommen Sie
    doch Samstag abend zu mir nach Hause, dann reden wir in
    aller Ruhe darüber. Und wissen Sie was? Meine Frau hat ein
    köstliches Sößchen speziell für Meerbrassen kreiert.«

    Cavaliere Gerlando Misuraca, der seine vierundachtzig Jahre
    kriegerisch zur Schau trug, blieb sich treu und fing sofort an
    zu streiten, kaum daß der Commissario »Pronto?« gesagt
    hatte.
    »Wer ist dieser Trottel in der Vermittlung, der mich zu
    Ihnen durchgestellt hat?«
    »Warum, was hat er denn getan?«
    »Er hat meinen Namen nicht verstanden! Der ist ihm
    nicht in seinen Doofkopf reingegangen! Bisurata hat er mich
    genannt, wie das Magnesium!« Argwöhnisch hielt er inne und
    fuhr dann in einem anderen Ton fort.
    »Garantieren Sie mir bei Ihrer Ehre, daß er nur ein armer
    Irrer ist?«
    Davon war Montalbano überzeugt, denn er wußte, daß
    Catarella am Telefon gewesen war.
    »Das kann ich Ihnen garantieren. Aber wozu brauchen
    Sie eine Garantie?«
    »Falls er die Absicht hatte, sich über mich lustig zu
    machen oder sich über das lustig zu machen, was ich
    repräsentiere, komme ich in fünf Minuten ins Kommissariat
    und reiße ihm den Arsch auf, so wahr mir Gott helfe!«
    Was repräsentiert der Cavaliere denn? fragte sich
    Montalbano, während der andere weiter schreckliche
    Drohungen ausstieß. Nichts, absolut nichts Offizielles, wenn
    man so sagen kann. Er war bei der Gemeinde angestellt
    gewesen und nun schon lange in Pension, bekleidete keine
    öffentlichen Ämter, noch hatte er je welche bekleidet, in seiner
    Partei war er einfaches Mitglied. Er war ein untadeliger
    Ehrenmann, lebte sehr bescheiden, fast ärmlich, und hatte sich
    nicht einmal zu Mussolinis Zeiten bereichern wollen, er war
    immer ein treuer gregario gewesen, wie es damals hieß, ein
    einfacher Soldat. Dafür hatte er ab 1935 alle Kriege
    mitgemacht und die schwersten Kämpfe erlebt, keinen
    einzigen hatte er verpaßt – er schien überall gleichzeitig sein
    zu können –, von Guadalajara in Spanien über Bir el Gobi in
    Nordafrika bis Axum in Äthiopien. Dann Gefangenschaft in
    Texas,
    Ablehnung
    der
    Kollaboration,
    infolgedessen
    verschärfte Haft bei Wasser und Brot. Er repräsentierte also,
    schloß Montalbano, die historische Erinnerung an historische
    Fehler, die er allerdings in naiver Treue miterlebt und für die
    er persönlich bezahlt hatte: Er hatte schlimme Verletzungen
    davongetragen und hinkte mit dem linken Bein.
    »Wenn Sie dazu in der Lage gewesen wären, hätten Sie
    dann in Salò gekämpft, mit den Deutschen und den
    italienischen Faschisten?« hatte Montalbano ihn einmal
    hinterlistig gefragt; er mochte ihn auf seine Weise, ja, denn in
    diesem großen Kinofilm über Korrupte, Erpresser,
    Mittelsmänner,
    Schmiergeldzahler,
    Lügner,
    Diebe,
    Meineidige, zu dem täglich neue Sequenzen hinzukamen,
    empfand der Commissario seit einiger Zeit wachsende
    Zuneigung zu solchen Personen, die er als unheilbar aufrichtig
    kannte.
    Bei dieser Frage hatte er gesehen, wie der Alte sich
    innerlich krümmte, sein

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