Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
nickte in nervöser Dankbarkeit und starrte auf die Instrumente an seinen Ketten. »Danke sehr.«
»Kaspar«, stellte er sich vor.
»Saskia.«
Er grinste sie auf freundliche, väterliche Weise an und hob eine seiner Ketten, um ihr das derbe Instrument aus Leder und Eisen zu zeigen, das am Ende baumelte. »Verrücktes Volk, nicht wahr?«, fragte er auf eine Weise, die sie zum Lachen bringen sollte.
Sie lächelte dümmlich. Und Kaspars Abend wurde der beste seit langer, langer Zeit.
Es war kurz vor Mitternacht, als der Express aus Paris in die CST Station von Tridelta City einlief. Renne war insgeheim erfreut über die Gelegenheit, den berühmten Dschungel aus erster Hand zu erleben. »Bring uns in einem Hotel am Fluss unter, so nah wie möglich beim Octavious«, sagte sie zu Vic Russell.
»Unbedingt«, antwortete er begeistert.
»Das nächstgelegene und billigste, Vic.«
»Ja, ja. Sicher.«
»Stoßen wir nicht direkt mit dem Team zusammen, das auf die Halgarths angesetzt ist?«, fragte Matthew Oldfield erstaunt.
»Sie schaffen den Rest der Nachtschicht auch ohne uns«, antwortete Renne. »Warren gibt mir Bescheid, sobald es etwas Neues gibt.«
»Okay.«
»Das verschafft uns Gelegenheit, uns ein wenig umzusehen, bevor wir versuchen herauszufinden, was Bernadette im Schilde führt. Hast du keine Lust, den Dschungel zu besuchen?«
»Verdammt, sicher!«
»Also.« Sie befahl ihrem E-Butler, sich mit Tarlo in Verbindung zu setzen. »Wo bist du?«, fragte sie, als er sich meldete.
»Auf Beobachtungsposten in einer Werkstatt in der Uraltic Street. Ein Informant der Polizei, den wir im Laufe des Tages befragt haben, hat gesagt, dass Beard heute Nacht kommen würde.«
»Ich hoffe sehr, dass du Gummisocken trägst. Diese Autobatterien haben eine Menge Energie gespeichert.«
»Sehr lustig. Was willst du?«
»Ich bin in der CST Station.«
»Was denn, hier in Tridelta City?«
»Ja.«
»Warum? Hat Hogan dich als Verstärkung geschickt?«
»Nein. Ich folge Bernadette Halgarth, der Mutter von Isabella.«
»Was?«
»Keine Sorge, ich habe Vic und Matthew bei mir.«
»Weiß Hogan das? Verdammt, Renne, ich dachte, du hättest diese ganze Geschichte endlich aufgegeben!«
»Hatte ich auch. Aber Christabel Halgarth hat mir den Gefallen getan, Bernadette und Victor für mich unter Beobachtung zu stellen; ich musste sie nicht mal darum bitten. Beide haben verschlüsselte Nachrichten empfangen und gesendet, nichts allzu Verdächtiges – bis heute. Plötzlich hat Bernadette all ihre Termine abgesagt und ist hierher gefahren. Die Sicherheitsleute der Dynastie haben sie unter Observation im Hotel Octavious, was für sich genommen schon sehr eigenartig ist für eine Angehörige der oberen Zehntausend wie Bernadette. Wir treffen uns morgen früh mit ihnen.« Sie wartete darauf, dass Tarlo antwortete.
»Ich habe ein Hotel gefunden«, sagte Vic in diesem Augenblick. »Allerdings ist es nicht besonders preiswert, tut mir Leid.« Er und Matthew grinsten sich an.
Renne winkte ihnen, den Mund zu halten. Ihre virtuelle Sicht zeigte, dass die Verbindung zu Tarlo noch aktiv war. »Tarlo?«
»Ja, hi, sorry. Braucht ihr vielleicht Hilfe?«
»Noch nicht, aber wenn es so weit ist, rufen wir dich. Und das Gleiche gilt, wenn du Hilfe brauchst.«
»Sicher. Danke. Okay, viel Glück.«
»Ja, dir auch. Gute Nacht.«
»Paula, da entwickelt sich eine interessante Situation.«
»Was gibt’s denn, Hoshe?«
»Ich bin mit Nadine und Jacob auf Illuminatus. Wir führen die elektronische Überwachung von Tarlo durch, der Beard auf der Fährte ist. Gus und Isaiah sind unvermutet zu uns gestoßen; die beiden überwachen Renne.«
»Also sind beide Zielpersonen auf Illuminatus?«
»Richtig. Renne ist vor zwanzig Minuten eingetroffen. Sie observiert Bernadette Halgarth. Sobald sie da war, hat sie Tarlo angerufen, und keine fünf Minuten später hat Tarlo Bernadette angerufen. Es war eine verschlüsselte Nachricht, die über eine Einmal-Adresse umgeleitet wurde, aber wir hatten endlich einmal Glück. Wir haben Schnüffelprogramme in den Knoten von Bernadettes Hotel eingeschleust, sobald Warren uns informierte, dass sie hier abgestiegen ist. Wir konnten die Nachrichten bis jetzt noch nicht entschlüsseln, doch es besteht kein Zweifel daran, dass Bernadette Halgarth die Empfängerin der Nachricht war, die Tarlo abgeschickt hat. Sieht so aus, als hätte er sie gewarnt, dass sie observiert wird. Es gibt keinen anderen Grund.«
»Also Tarlo.
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