Con molto sentimento (German Edition)
Stimme klang in seinen Ohren viel zu laut. »Ich kann nicht mit einem Mann zusammenleben, der nicht akzeptieren kann wer er ist und der sich schämt mich seinen Eltern vorzustellen.«
»Ich kann mich ändern.«
»Du hast dich in den Monaten in denen wir zusammen waren kein Bisschen geändert und du wirst dich auch in Zukunft nicht ändern.«
»Wenn dem so wäre, wenn es mir nur um den Sex gegangen wäre, warum bin ich dir dann die ganze Zeit treu gewesen, wenn ich doch zum Nächsten hätte gehen können?«
»Weil ich die sichere, vernünftige Alternative war mit der du deine Bedürfnisse befriedigen konntest«, knurrte Claude und starrte auf den Boden. ›Sicher‹ in dem Sinne, dass Claude zum einen HIV-negativ war. Zum anderen, dass er vernünftig genug war sich an die Regeln zu halten, die Honoré gesetzt hatte: Keine Besuche im Krankenhaus, keine Anrufe zu Hause, nur auf dem Handy. Besuche in den Bars und Clubs nur außerhalb von Genf. Und Claude wäre es nie in den Sinn gekommen Honoré irgendwann das Messer auf die Brust zu setzen und etwas zu fordern. Den Arzt mit seinem Wissen zu erpressen.
Gott, diese harte Wahrheit hatte er Honoré nicht einmal ins Gesicht geschleudert als sie sich getrennt hatten. Schon merkwürdig, dass es ihm ausgerechnet heute und jetzt über die Lippen kam. Jetzt war es nicht nur sein Kopf, der ihn schmerzte. Ihm war, als ob gleich seine Lungen ihren Dienst versagen würden. Er zwang sich ruhig zu atmen.
»Das denkst du von mir?« Honoré klang ehrlich verletzt.
Claude blickte auf, Gott, er fühlte sich so müde und ausgerechnet jetzt musste er diese Diskussion mit Honoré führen. Ach, was machte er sich da vor! Sie hatten hier den handfesten Streit, den sie schon damals, als es auseinandergegangen war, hätten ausfechten sollen. Jedoch war Claude im Moment gar nicht in der Lage für diese Auseinandersetzung.
Im Grunde tat ihm Honoré leid. Er glaubte durchaus, dass GayDreamy ihn liebte. Auf eine seltsame Art, die Claude wohl nicht nachvollziehen konnte. Aber Claude wollte Offenheit und Ehrlichkeit, auch seiner Außenwelt gegenüber. Auch wenn dies durchaus mit Schmerzen und Repressalien verbunden sein konnte, wie er in der vergangenen Nacht am eigenen Leib feststellen musste.
Honoré sah ihn mit diesen Augen an, Bernstein, so unergründlich tief und dunkel. Betrachtete Honoré seine eigene Sexualität als solch ein unergründliches dunkles Geheimnis? Und dies ausgerechnet von einem gebildeten und studierten Mann wie Honoré. Gerade so jemand musste doch wissen, dass Homosexualität nichts Ungewöhnliches war, keine Krankheit oder Aussatz. Jedoch verbarg Honoré diesen Teil seiner Persönlichkeit vor seiner Familie, den Kollegen und Freunden.
»Du hast es deiner Familie immer noch nicht gesagt, oder?«
Ein schuldbewusstes Aufblicken, dann richtete Honoré seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Socken, als ob es dort einen neuen Mikrobenstamm oder sonst etwas Ungewöhnliches zu entdecken gebe. Dann blickte er aus dem Fenster.
»Du hast dich nicht geändert«, stellte Claude in die Stille hinein fest und rieb sich über die Stirn, die Kopfschmerzen waren wieder da.
»Es ist nicht jeder so stark wie...«, Honoré stockte mitten im Satz, als er sich zu Claude umgewandt hatte.
»Was ist los?« Claude bemerkte es jedoch selbst, als die ersten roten Tropfen auf dem Kissenbezug landeten und sich dort wie blutige Blumen ausbreiteten. Schnell presste er sich den Ärmel seines Pyjamas vor die Nase. Honoré drückte ihm ein Taschentuch in die Hand und verschwand in der Küche, um einen Eisbeutel zu holen. Das war der Vorteil, wenn der Lover ausgebildeter Mediziner war. Honoré hatte keinerlei Probleme damit Blut zu sehen. Ihm war auch nicht schlecht geworden als Claude über der Toilette gehangen und den letzten Rest seines Abendessens der Kanalisation überantwortet hatte. Honoré hatte ihm danach nur einen Vortrag über die Gefährlichkeit von Drogen und Alkohol und vor allem über die Gefährlichkeit der Kombination der beiden gehalten. Andere Männer hätten wahrscheinlich selbst angefangen sich zu erbrechen oder wären ohnmächtig geworden.
»Das ist nicht gerade normal«, bemerkte Honoré während sie darauf warteten, dass die Blutung von alleine wieder zurückging.
»Ach was!«, gab Claude trotzig zurück und lehnte sich gegen die Wand hinter seinem Bett. Man musste jetzt wirklich kein Arzt sein, um sich dies
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