Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer
Bogen und blickte sich wild um. Aus dem Süden grollte ein erschreckender Laut über die Felsklüfte – ein schauerliches Brüllen, das von den Bergen widerhallte.
»Die Stimme der Dämonen!« schrillte der Kushafi und riß so heftig am Zügel, daß sein Pferd sich wiehernd aufbäumte. »In Asuras Namen, laßt uns von hinnen eilen! Es wäre Wahnsinn zu bleiben!«
»Reite nur in dein Dorf zurück, wenn du solche Angst hast«, sagte Conan. »Ich werde mich hier umsehen.« Obgleich sich ihm die Härchen im Nacken aufstellten, denn auch er fürchtete insgeheim das Übernatürliche, ließ er es sich nicht anmerken.
»Ohne deine Männer? Das ist Selbstmord! Laßt zumindest deine Leute kommen.«
Conans Augen verengten sich wie die eines jagenden Wolfes. »Nicht jetzt! Je weniger, desto besser zum Kundschaften und Spionieren. Dieses Land der Dämonen interessiert mich. Ich könnte eine Bergfestung gebrauchen.« Er wandte sich an Nanaia:
»Du kehrst jetzt besser um, Mädchen.«
Sie begann zu weinen. »Schick mich nicht fort, Conan! Die Kushafi würden mich gegen meinen Willen nehmen.«
Er betrachtete grinsend ihre geschmeidige, muskulöse Figur. »Das dürfte ihnen gar nicht so leichtfallen. Aber wenn du darauf bestehst, dann komm mit. Nur laß dir gesagt sein, daß ich dich warnte.«
Der Führer drehte sein Pferd und gab ihm die Fersen. Über die Schulter rief er: »Balash wird um dich trauern. Ganz Kushaf wird wehklagen! Aie! Ahia! «
Der Abschiedsruf verklang mit der Entfernung und unter dem lauten Hufgeklapper, während der Kushafi, sein Pferd peitschend, hinter dem Bergkamm verschwand.
»Zieh nur den Schwanz ein, Sohn einer nasenlosen Hure!« rief Tubal ihm noch nach. »Wir drücken euren Dämonen unser Zeichen auf und zerren sie an ihren Hörnern nach Kushaf!«
Immer noch war das ungewöhnliche Gebrüll zu vernehmen. »Hast du jemals so etwas gehört?« wandte Conan sich an Hattusas.
Der drahtige Zamorier nickte. »Ja, in den Bergen der Teufelsanbeter.«
Wortlos griff Conan nach dem Zügel. Auch er hatte diese Laute früher einmal gehört. Sie waren der Klang von zehn Fuß langen Bronzetrompeten, wie sie in den kahlen schwarzen Bergen des wilden Patheniens von den kahlköpfigen Erlikpriestern geblasen wurden.
Tubal schnaubte wie ein Nashorn. Ihm war dieses ungewöhnliche Schmettern fremd. Er drängte sein Pferd an Hattusas vorbei, um an Conans Seite zu gelangen, der bereits im Dämmerlicht den steilen Hang hinabritt. Mürrisch fragte er: »Was hast du vor, nun, da es diesen verräterischen Kushafihunden gelungen ist, uns ins Dämonenland zu locken, wo sie uns zweifellos nachschleichen werden, um uns des Nachts die Kehle durchzuschneiden.«
Unwillkürlich mußte Conan bei diesem Gebaren an einen alten Jagdhund denken, der seinen Herrn anknurrt, weil er einen anderen Hund streichelt. Er senkte den Kopf und spuckte aus, um ein Grinsen zu unterdrücken. »Wir lagern heute nacht in der Schlucht. Die Pferde sind zu erschöpft, sich im Dunkeln durch die Schluchten zu kämpfen.« Er blickte Tubal an und fuhr fort:
»Ich glaube, die Verborgenen haben im Land jenseits der Schlucht ein Lager. Die Berge hier sind nur dünn besiedelt. Kushaf ist die nächste Ortschaft, und es liegt einen Tagesritt entfernt. Nomaden meiden dieses Gebiet aus Furcht vor den Kushafi, und Balashs Leute sind zu abergläubisch, als daß sie es wagten, die Schlucht zu durchqueren. Die Verborgenen dort drüben können kommen und gehen, ohne von irgend jemandem gesehen zu werden. Ich weiß noch nicht genau, was wir tun werden. Überlassen wir unseren nächsten Schritt den Göttern.«
Vom Fuß der Schlucht aus führte der Pfad über den steinübersäten Talboden weiter zum Eingang einer schmalen Kluft, die von Süden her in die Schlucht einmündete. Die Südwand der Schlucht war höher und steiler als die Nordwand. Sie türmte sich zu einer zerklüfteten Bastion aus schwarzem Gestein auf. Conan folgte dem Pfad in die Kluft bis zur ersten Biegung und stellte fest, daß die ganze Kluft wie eine Schlange gewunden war und daß sich links und rechts steile Felswände erhoben. Es war schon sehr dunkel hier.
»Diesen Weg werden wir morgen nehmen«, sagte Conan und ritt mit seinen Leuten zur großen Schlucht zurück, die noch ein wenig vom Tageslicht erhellt wurde. Die Pferdehufe schienen in der Stille doppelt so laut wie üblich zu dröhnen.
Ein paar Dutzend Schritte westlich von der Einmündung der Kluft, in die der Pfad verlief, öffnete
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