Conan-Saga 23 - Conan der Unbesiegbare
Zauberkräfte hatte Amanar einsetzen müssen, um sie zumindest so lange am Leben zu erhalten, bis sie Morath-Aminee geopfert werden konnte. Aber durch die Hast hatte er keine besondere Befriedigung daraus gewonnen. Jedenfalls hatte er seine Vorkehrungen getroffen, daß dergleichen nicht wieder vorfallen konnte. Durch halbgeschlossene Lider beobachtete er sein verängstigtes Eigentum, das sein Bestes tat, um vor dem Schlimmsten verschont zu bleiben.
»Meister?«
»Ja, Sitha?« fragte der Zauberer, ohne ihm einen Blick zu gönnen. Der muskulöse S'tarra stand mit gesenktem Kopf an einer Seite des Thrones, und heimlich beobachtete er begehrlich die Mädchen.
»Die Karte, Meister. Sie blinkt.«
Amanar stemmte sich aus dem Thron und verließ den Saal, Sitha dicht hinter ihm. Die Mädchen tanzten weiter. Er hatte ihnen nicht erlaubt aufzuhören, und so wagten sie es auch nicht.
An den Thronsaal schloß eine Kammer mit nur zwei Einrichtungsgegenständen: ein Silberspiegel hing an einer der grauen Steinwände, und an der gegenüberliegenden lehnte eine große Platte aus klarem Kristall an einem Rahmen aus poliertem Holz. In sie eingeschnitten war eine Karte der Berge rund um die Burg. Ein blinkendes rotes Licht bewegte sich langsam durch ein Tal. Nur Menschen konnten es ausgelöst haben, denn Amanars mechanische Wächter sprachen weder auf Tiere noch auf einen S'tarra an.
Amanar wandte sich dem Spiegel zu, murmelte ein paar geheimnisvolle Worte und beschrieb Zeichen in der Luft, die ein schwaches Glühen hervorriefen. Als es allmählich schwand, wurde der Silberspiegel so durchsichtig wie ein Fenster: ein Fenster, das aus großer Höhe einen Blick auf Menschen gestattete, die langsam durch ein Tal ritten.
Einer der Männer deutete auf den Boden. Sie folgten offenbar einer Fährte. Amanar sprach weitere fremdartige Worte, und das Bild im Spiegel verschob sich, schien den Männern suchend vorauszueilen. Wie ein Falke, der Beute wittert, hielt es an – und tauchte in die Tiefe. Es zeigte nun einen schwerverwundeten S'tarra, der stolperte, fiel, sich wieder aufraffte und weitertaumelte. Amanar brachte das Bild im Spiegel zu den Berittenen zurück, die seinem Diener folgten.
Etwa dreißig Männer waren es, alle gut bewaffnet, und eine Frau. Amanar vermochte nicht zu erkennen, ob die Frau den Trupp anführte oder ein riesenhafter, muskelstrotzender junger Bursche mit blitzenden gletscherblauen Augen. Nachdenklich rieb Amanar sich das Kinn mit der überlangen Hand.
»Das Mädchen Velita«, wandte er sich an Sitha. »Bring sie sofort hierher.«
Der S'tarra verließ unter tiefen Verbeugungen die Kammer, während Amanar weiterhin das Bild im Spiegel beobachtete. Die S'tarra benutzten ihre Verwundeten, deren Verletzungen nicht mehr heilen würden, als Frischfleisch. Diesem hier hätte man nicht gestattet, seine Streife lebendig zu verlassen. Also war der Patrouille etwas zugestoßen, und es gab sie nicht mehr. Da dieser Trupp ihm folgte, konnte es nur bedeuten, daß er die Streife besiegt hatte, und das war eine beachtliche Leistung. Und es war unwahrscheinlich, daß diese Menschen dem Verwundeten grundlos folgten.
»Das Mädchen, Meister.« Sitha kam zurück. Er hielt Velita am Haar, so daß sie gezwungen war, auf den Zehen zu gehen. Die Arme hingen schlaff an ihren Seiten, und sie zitterte aus Angst, sowohl vor dem Echsenmann, der sie hierhergezerrt hatte, als auch vor dem Zauberer, der ihr entgegenblickte.
»Laß sie los!« befahl Amanar ungeduldig. »Komm her, Mädchen, und schau in diesen Spiegel. Na komm schon!«
Sie stolperte vorwärts, doch bei ihrer Geschmeidigkeit sah es eher wie Tanzschritte aus – und holte laut Luft, als sie das bewegliche Bild sah. Einen Augenblick glaubte der Hexer, sie würde etwas sagen, doch dann biß sie die Zähne zusammen und schloß die Lider.
»Du hast am ersten Tag hier einen Namen genannt, Mädchen«, sagte Amanar scharf. »Den Namen eines Mannes, der dich befreien würde. Conan. Ist er unter denen, die du hier siehst?« Sie rührte sich nicht und schwieg. »Ich führe nichts Schlimmes mit dem Mann im Sinn. Also, zeige ihn mir, oder ich lasse dich von Sitha auspeitschen.«
Ein leises Stöhnen entrang sich ihren Lippen, und sie öffnete die großen dunklen Augen gerade lange genug, um einen entsetzten Blick auf den riesenhaften S'tarra hinter sich zu werfen. »Ich kann nicht«, wisperte sie. Sie zitterte am ganzen Körper, und Tränen rollten ihr in lautlosem Schluchzen über
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