Confusion
Acapulco in so etwas Ähnliches wie eine richtige Stadt. Das war gerade vor einer Woche geschehen, was erklärte, dass so viel Gesindel am Strand von Port Marques kampierte; allerdings hatte sich inzwischen herumgesprochen, dass das Schiff nicht die Manila-Galeone war, und enttäuschte Kaufleute strömten bereits scharenweise aus der Stadt hinaus und ließen leere Häuser zurück, in die die Strandbewohner bald wieder einziehen würden.
Natürlich wollten alle von der Besatzung der Minerva an Land kommen, aber von Hoek ließ immer nur eine Wache fahren und bestand darauf, dass Männer mit Musketen neben dem Beiboot stehen blieben. Er fürchtete, mit anderen Worten, dass die Spanier versuchen
würden, unter irgendeinem Vorwand das Schiff zu beschlagnahmen, und sie sich dann ins offene Meer durchschlagen und zu den Galapagos-Inseln oder irgendeinem anderen Piratenhafen segeln müssten. Jack dagegen neigte eher zu der Einschätzung, dass die Spanier die Dinge so sahen wie sie selbst. Wenn die Minerva angegriffen würde, würde sie entweder die Flucht ergreifen oder versenkt werden, und in beiden Fällen käme das Quecksilber in ihrem Laderaum niemals in den Bergwerken Neuspaniens an. Und wenn sie nicht freundlich empfangen und gerecht behandelt würden, könnten sie die Küste abwärts nach Lima segeln, und das Quecksilber würde in Potosì, dem größten Bergwerk der Welt, landen.
Jedenfalls entstand eine Zwangspause, während die Berichte von Edmund de Ath und Elizabeth de Obregon mit einem Kurier nach La Ciudad de México geschickt, (vermutlich) von wichtigen Leuten gelesen und entsprechende Befehle per Kurier zurückgeschickt wurden. Das nahm am Ende sechzehn Tage in Anspruch. Van Hoek ging nicht ein einziges Mal an Land, sondern blieb an Bord seines Schiffes, wo er in seiner Kajüte rechnete oder mit einem Kieker das Poopdeck auf und ab schritt und den Horizont nach Kriegsflotten absuchte.Vrej Esphahnian wagte sich nach Acapulco hinein, um das Holz und anderes Material zu besorgen, das sie für die Reparatur des Fockmasts der Minerva brauchten. Er war schließlich zwei Nächte und einen Tag fort, und van Hoek war kurz davor, eine Rettungsmannschaft auszuschicken, als aus der breiten südöstlichen Einfahrt des Hafens von Acapulco ein Lastkahn auftauchte, der, beladen mit allem, was sie brauchten, auf sie zuhielt. Vrej posierte unbekümmert auf einem neuen Fockmast und erklärte seine Verspätung damit, dass Acapulco dieser eine Ausnahmeort war – ein bedeutender Handelshafen ohne einen einzigen Armenier – und er deshalb gezwungen gewesen war, mit langsameren Denkern zu verhandeln.
Für die Freiwächter der Minerva war es jetzt mit den Freiwachen vorbei, da der neue Fockmast eingesetzt und aufgetakelt werden musste. Diese Prozedur hätte Jack vielleicht interessiert, wenn sie auf hoher See vorgenommen worden wäre, wo es sonst nichts zu sehen gab, aber wie die Dinge lagen, hatte der Aufenthalt an Land ihn daran erinnert, wie sehr er es hasste, an Bord eines Schiffes zu sein. Er verbrachte diese Wartezeit an Land, freundete sich mit verschiedenen Landstreichern und Tunichtguten an und hatte bald heraus, welche von ihnen Idioten und welche nur unabhängig gesinnt waren. Amboe
und seine Bande gehörten offensichtlich zu Letzteren, aber die meisten dieser Strandbewohner hatten nicht so aufschlussreiche Geschichten zu erzählen, und Jack konnte sie nur aushorchen, indem er für ein paar Wochen mit ihnen zechte. Er hatte längst das Interesse an der Zecherei per se verloren, erinnerte sich aber, wie man es machte, und konnte immer noch eine Zechernummer hinlegen, die echt aussah, in Wirklichkeit jedoch aufgesetzt, gerissen und berechnend war. Seine zwei Söhne, die es ernst damit meinten, standen ihm dabei hilfreich zur Seite.
Vornehme Leute behaupteten gerne, die Reiterei sei eine edle Kunst. Wenn das stimmte, waren die Hälfte der Abtrünnigen am Strand von Port Marques uneheliche Söhne von Herzögen und Fürsten. Neuspanien züchtete Pferde wie London Flöhe, und viele der Mulatten und Mestizen konnten reiten wie Kavalleristen, sogar ohne Sattel. Jack war natürlich der Letzte, der je behauptet hätte, gut reiten zu können sei ein Zeichen vornehmer Herkunft. Er wusste aber, dass schlecht reiten zu können schon eine Bestrafung in sich war und feurige Pferde Dummköpfe und Angeber auf eine Meile Entfernung riechen konnten. Manche aus dem Haufen von Port Marques vergnügten sich damit, mit dem Lasso Mustangs
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