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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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Aufruhr, der zwanzig Minuten lang anhielt. Eliza ertappte sich dabei, dass sie an Bob Shaftoe dachte, der vermutlich an der erwähnten Schlacht an der Boyne teilgenommen hatte, falls er nicht im Winter an einer Krankheit gestorben war. Dann blickte sie zufällig auf und sah erneut in die grünen Augen der Herzogin von Oyonnax, die interessiert auf sie gerichtet waren.
     
    »Nun zu der Transaktion«, sagte der Herzog, sobald er seine Pfeife angezündet hatte. Der Duft des Rauchs war Eliza willkommen, denn der Geruch nach totem Tier, den sie beim Aussichtspavillon wahrgenommen hatte, schien ihnen in den Salon gefolgt zu sein. Sie verspürte Lust, die Türen aufzureißen, um nach Rosen duftende Luft aus dem Garten hereinzulassen; aber das wäre dem Zweck eines Gesprächs unter vier Augen an diesem Ort zuwidergelaufen.
    »Im Zusammenhang damit wird es erforderlich sein, eine Menge Silber zu bewegen. Ich möchte, dass Ihr nach Lyon fahrt und die entsprechenden Maßnahmen trefft.«
    »Wird das Silber denn tatsächlich über Lyon gehen, oder...«
    »O ja. Ihr werdet es sehen. Es handelt sich nicht bloß um eine Manipulation nach Art des Dépôt.«
    » Warum dann Lyon? Es ist nicht der geeignetste Ort.«
    »Ich weiß. Aber Ihr müsst wissen, dass es von meiner Jacht in Marseille kommt. Von dort aus ist Lyon leicht zu erreichen – einfach die Rhône hinauf.«

    »Dann ist es sinnvoll. Jedenfalls ist es sicherer als jede Alternative. Sagt mir, ist das Silber gemünzt?«
    »Nein, Mademoiselle.«
    »Oh. Ich hatte angenommen, dass es sich um Stücke von Achten handelt.«
    »Nein. Es handelt sich um Barren. Gutes Metall, wohlgemerkt, aber nicht gemünzt.«
    »Je mehr ich davon höre, desto sinnvoller erscheint es mir. Ungemünztes Silber möchte man so wenig wie möglich umherschicken. Man will stattdessen einen Wechsel, zahlbar in Paris.«
    »Ja, genau das ist es.«
    »Schön. In Lyon gibt es mehrere Häuser, die das tun können.«
    »In der Tat. Und normalerweise wäre es mir gleich, welches davon sich der Sache annimmt. Aber in diesem Falle möchte ich ausdrücklich nicht, dass Ihr Euch des Hauses von Hacklheber bedient. Ich habe Grund zu der Annahme, dass Lothar, der alte Unmensch, nicht sehr gut auf mich zu sprechen sein wird, wenn die Transaktion abgeschlossen ist.« Und der Herzog lachte.
    »Ich verstehe. Darf ich diesem Hinweis entnehmen, dass die Sache etwas mit Piraterie zu tun hat?«
    Der Herzog hielt dies offenkundig für eine dumme Frage. Aber er war höflich und beantwortete sie in gebührender Form. »Das ist fraglos das Wort, das Lothar der Sache beilegen wird, um etwaige... Vergeltungsmaßnahmen zu rechtfertigen, die er erwägen mag. Aber im Krieg ist die Methode normal. Ich bin sicher, Ihr werdet nichts Ungewöhnliches darin sehen, Mademoiselle, da Ihr doch eine solche Freundin von Jean Bart seid und ihn zusammen mit dem Marquis d’Ozoir bei seinen Heldentaten unmittelbar unterstützt?« Er lachte erneut aus vollem Halse; sie spürte seinen Atem in ihrem Gesicht, holte mit einiger Beklommenheit durch die Nase Luft und roch den Tod. Es erinnerte sie jedoch auch noch an etwas anderes.
    »Ihr seht elend aus, Mademoiselle. Fehlt Euch etwas?«
    »Die Luft ist so stickig.«
    »Dann wollen wir nach draußen gehen. Ich habe nichts weiter zu sagen, außer dass Ihr Euch darauf einrichten sollt, nicht später als Ende August in Lyon zu sein.«
    »Werde ich Euch dort sehen?«
    »Das weiß man noch nicht. Die Transaktion hat noch einen anderen Aspekt, der nichts mit Geld und alles mit der Ehre meiner Familie
zu tun hat. Es geht um eine Frage persönlicher Rache, die Euch nicht beschäftigen muss. Natürlich muss ich mich persönlich damit befassen – darum geht es ja gerade! Wo oder wann genau, ist noch unklar. Gleichwohl könnt Ihr Euch darauf verlassen, dass ich zu meiner Geburtstagsfeier am vierzehnten Oktober wieder in Paris, im Hôtel Arcachon, sein werde. Das wird ein großartiges Fest. Ich bin bereits mit den Planungen beschäftigt. Der König wird da sein, Mademoiselle. Dort werden wir einander sehen, und wenn Étienne bis dahin als Ehrenmann gehandelt hat, nun, dann erwarte ich eine erfreuliche Ankündigung!«
    Er drehte sich und bot Eliza den Arm; sie nahm ihn, darum bemüht, nicht vor dem Geruch des Herzogs zurückzuzucken. »Ich bin sicher, alles wird genau so kommen, wie Ihr sagt, Monsieur«, sagte sie. »Doch ich würde, während ich mit Euch hinausgehe, gerne das Thema wechseln, wenn es recht ist, und über

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