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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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Pferde sprechen.«
    »Pferde! Ein höchst willkommener Themenwechsel! Ich bin ein großer Pferdeliebhaber.«
    »Ich weiß, denn seit ich vor sieben Monaten hierhergekommen bin, ist es mir Tag für Tag vor Augen geführt worden. Ich habe schon früh festgestellt, dass Ihr einige Albinos in Eurem Stall habt.«
    »In der Tat!«
    »Als ich dies sah, vermutete ich, dass solche Pferde unter den Standespersonen hier sehr beliebt sein müssten und ich infolgedessen erwarten konnte, noch viele andere davon zu Gesicht zu bekommen, etwa in den Stallungen des Königs und der vielen anderen Adeligen, die in dieser Gegend leben. Aber das war nicht der Fall.«
    »Das will ich auch hoffen! Denn das Entscheidende an ihrem Besitz ist ja gerade, dass sie selten sind. Sie stechen hervor. Sie sind aus türkischer Zucht.«
    »Darf ich fragen, von wem Ihr sie gekauft habt? Gibt es hier in der Gegend einen Züchter, der Verbindungen in die Levante hat?«
    »Ja, Mademoiselle«, sagte der Herzog, »und er hat die Ehre, Euch in diesem Moment am Arm zu führen. Denn ich bin es, der Pascha vor einigen Jahren in einem unvorstellbar komplizierten Tauschgeschäft via Algier aus Konstantinopel nach Frankreich eingeführt hat...«
    »Pascha?«
    »Ein Zuchttier, Mademoiselle, ein Albinohengst, der Vater all der anderen!«
    »Er muss prächtig gewesen sein.«

    » Ist prächtig, denn er lebt noch!«
    »Wirklich?«
    »Er ist alt und wagt sich nicht mehr so oft aus dem Stall, aber an einem warmen Abend wie dem heutigen könnt Ihr zur Koppel hinuntergehen und ihm zusehen, wie er sich die steifen alten Beine vertritt.«
    »Wann habt Ihr Pascha importiert?«
    »Wann? Lasst mich überlegen – das muss zehn Jahre her sein.«
    »Seid Ihr sicher?«
    »Nein, nein, was sage ich denn!? Die Zeit vergeht so rasch, dass ich völlig den Überblick verliere. Diesen Sommer ist es elf Jahre her.«
    »Danke, dass Ihr meine Neugier gestillt und mich in Euren schönen Garten begleitet habt, Monsieur«, sagte Eliza und beugte sich zur Seite, um die Nase in eine Rose zu stecken – und um ihre Reaktion vor dem Herzog zu verbergen. »Ich werde jetzt allein einen kleinen Spaziergang machen, um meine Gedanken zu ordnen. Vielleicht werde ich zu Pascha hinuntergehen und ihm meine Reverenz erweisen.«
     
    Wie die meisten anderen Menschen war Eliza in ihrem Leben niemals mehr als einen Steinwurf weit von einer offenen Flamme entfernt gewesen. Wo auch immer sie sich aufhielt, irgendetwas brannte immer: ein Herdfeuer, eine Kerze, ein Pfeifenkopf voller Tabak oder bhang, Weihrauch, eine Fackel, eine Laterne. Dies waren zahme Feuer. Jeder wusste, dass Feuer wild werden konnte. Eliza hatte die Auswirkungen solcher Feuer in Konstantinopel gesehen, in Ungarn auf dem Lande, wo vieles, was von den Ottomanen angegriffen oder von den Christen verteidigt wurde, in Flammen aufgegangen war, und in Böhmen, das übersät war von alten Festungen und Burgen, die während des Dreißigjährigen Krieges niedergebrannt worden waren. Doch erst vor ein paar Jahren hatte sie wirklich miterlebt, wie ein Feuer von einem zahmen Funken zu einem alles verschlingenden Brand angewachsen war, als sich ein Haufen orangistischer Patrioten vor dem Haus eines kurz zuvor als Verräter an der holländischen Republik bloßgestellten Mr. Sluys zusammengerottet und es bis auf die Grundmauern niedergebrannt hatte. Sie hatten Fackeln durch die Fenster ins Innere geschleudert. Ein paar Minuten zuvor war das Haus von Mr. Sluys und seinem Haushalt geräumt worden, ohne dass noch Zeit geblieben war, Fenster und Türen zu verrammeln. Mehrere Minuten lang hatte sich scheinbar sehr wenig getan, und die Menge war nur noch aufgebrachter geworden – das schwache, stetige Geflacker der Fackeln, die
auf den Böden dunkler Zimmer langsam erloschen, trieb sie zu einer Art Raserei. Doch dann erfolgte in einem der Fenster im ersten Stock, wo ein Vorhang oder sonst etwas Feuer gefangen hatte, ein jäher Sonnenaufgang gelben Lichts. Wahrscheinlich hatte das mehreren Angreifern das Leben gerettet, denn sie waren so wild entschlossen, das Haus zu zerstören, dass sie durch die zerschmetterten Fenster eingestiegen wären, um es mit bloßen Händen niederzureißen. Danach war das Feuer ein paar Minuten lang stetig größer geworden, während es sich von Zimmer zu Zimmer ausbreitete. Das war faszinierend zu beobachten, aber nicht sonderlich bemerkenswert, nach einer Weile sogar langweilig gewesen. Doch irgendwann hatte das Feuer eine

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