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Coogans Fluch (German Edition)

Coogans Fluch (German Edition)

Titel: Coogans Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Nietsch
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hat recht, Ben“, meldete sich Sally zu Wort, inzwischen war fast das gesamte Aufgebot um die drei versammelt. „Ich hab' die Schlitten zwar nur verschwinden sehen, doch sie hielten auf diese Felsnadel zu, wir könnten ihnen den Weg abschneiden, wenn wir gleich aufbrechen und nicht erst ihre Spuren suchen.“
      Ben nickte, dann sagte er: „Gut, doch sollten wir nichts überstürzen. Frank und ich brechen sofort auf, ihr anderen versorgt erst die Hunde, frühstückt und folgt dann unseren Spuren. Wir warten irgendwo auf euch.“
      Sally bestand darauf, Ben und Frank zu begleiten, doch diesmal gaben die Männer nicht nach. Schließlich fügte sich Sally, nicht zuletzt, weil ihr Frank in Erinnerung rief, dass sie das Aufgebot als Koch begleitete und in so einem Unternehmen jeder seiner Pflicht nachkommen müsse.

 
    Schwer atmend betrat der alte Schamane die Halle. Die Augen des Kindes waren geschlossen, vielleicht schlief es. Dem Alten war dies nur recht, seine Kräfte waren erschöpft und zum ersten Mal seit langer Zeit, klebten ihm die Kleider vor Schweiß am Leib. Viel hatte er geleistet – und die Mächte des Windes und des Regens zu beschwören, hatte von je her seinen Tribut gekostet. Auch war er alt geworden und es entglitt immer öfters seiner Kontrolle, gleichwohl wusste er, nicht mehr lange durchhalten zu müssen. Sein Atem wurde gleichmäßiger und er setzte sich neben das Kind. Sofort schlug der Knabe die Augen auf und sah dem Alten ins Gesicht. Dabei lächelte er.
      „Bald schon, mein Sohn, wirst du diesen mächtigen Ort und seinen Schutz verlassen. Die Zeit deines Lebens beginnt, das ist der Wille der Mächte.“ Der Knabe schloss die Augen, als wisse er, dass ihm noch etwas Zeit blieb. Obwohl er Zeit nicht kannte.
      Der Alte betrachtete den Knaben. Viel hatte er während unzähligen Jahren gesehen, gelernt und erlebt. Und er hatte wirklich gesehen – nicht nur mit den Augen. Seine Seele hatte gesehen, sah immer noch und wusste. Wusste um die Dinge, die das Universum bewegten, und dennoch – verstehen konnte er bisweilen immer noch nicht.
      „Die Mächte bewegen große Dinge“, sagte er plötzlich zu dem Knaben ohne ihn anzusehen. „Aber sie lassen kleinen Dingen die Freiheit eigener Entscheidung. Zum Guten oder Schlechten ist für sie nicht wichtig, aber für mich. Und ich vermag es, die kleinen Dinge zu bewegen.“ Er verstummte und blickte in das Gesicht des Knaben. Seine Augen waren geöffnet und wieder schien es, als lächelte er.

 
    Jäh schreckte Jonathan aus dem Schlaf. Schmerzen durchzuckten seinen Körper und grunzend sank er zurück. Vor seinem geistigen Auge huschten letzte Szenen seines Traumes vorüber. Die Klarheit der Bilder erschreckte ihn. Was hatte das alles zu bedeuten? Was geschah mit ihm? Erst die langen Wochen während seines Marsches nach Fairbanks, in denen Miriam verstummt war. Dann die Begegnung mit dieser Frau, Sally Dickins, die Gefühle bei ihm ausgelöst hatte, von denen er gar nicht wusste, dass er dazu überhaupt fähig sei und die Miriam wie eine Zwillingsschwester ähnelte.
      Stöhnend richtete sich der Jäger auf. Grübeln half ihm nichts, er hatte andere Sorgen. Mühsam entzündete er den aufgestapelten Holzstoß, erhitzte seine Dose Bohnen und während er die zusammen mit dem letzten Stück Trockenfleisch aß, zählte er seine verbliebenen Fackeln.
      „Vier Stück“, brummte er, dann sah er sich in der Felskammer um. Trotz der Feuchtigkeit der Höhlen, war es hier erstaunlich trocken, fast schien es, als entströme Wärme dem sandigen Boden. Weiter hinten bemerkte Jonathan einen unscheinbaren Einschnitt im Fels und als er den näher untersuchte, fand er eine Öffnung. Gerade groß genug, dass er sich bäuchlings hindurchzwängen konnte. Die Öffnung entpuppte sich als ein schlauchartiger, aufwärts verlaufender Gang.
      Obwohl er sich gerne noch etwas ausgeruht hätte, trotz seines Schlafes fühlte er sich matt und fiebrig, machte sich Jonathan für den Aufbruch bereit. Mit einem Riemen band er sich den Rucksack um den Knöchel, die Fackeln hatte er darin verstaut, da er sich die in dem Gang sparen konnte. Seine Hände würden Hindernisse rechtzeitig ertasten und notfalls konnte er sich im Schein eines Streichholzes umsehen.
      Bäuchlings robbend kam er nur langsam voran, auch machten ihm seine gebrochenen Rippen in dieser Position mehr zu schaffen, als wenn er aufrecht gehen würde. Der Gang wurde zusehends steiler und oftmals musste

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