CRAZY LOVE - verrückt verliebt (Einführungspreis bis 15.08.12) (German Edition)
tatsächlich drehten sich einige Köpfe, die wohl gelauscht hatten, abrupt weg und taten so, als wären sie in ihre eigenen Unterhaltungen vertieft.
Als am nächsten Tag der Mathetest vor mir lag und mich herausfordernd anstarrte, dachte ich für einen kurzen Moment, all mein Wissen sei wie weggeblasen und ein Blackout vom Feinsten habe sich um mein Gehirn gestülpt. Doch ich nahm tief Luft, dachte an die komplizierten Aufgaben, die ich mit Sergio rauf und runter geübt und erfolgreich gelöst hatte, und schwuppdiwupp war alles zu meiner großen Erleichterung wieder da.
Bevor ich anfing, lugte ich kurz über die Buchwand zwischen uns - eine Anordnung von Herrn Thompson! - zu Adriana rüber und sah, dass sie längst losgelegt hatte und wie verrückt rechnete.
Ich bearbeite eine Aufgabe nach der anderen und hatte am Ende sogar noch genug Zeit, um eine Nachkontrolle durchzuführen.
Adriana gab als erste von allen ihren Test ab und durfte nach draußen, da es gleich zur Hofpause klingeln würde.
Herr Thompson stand die ganze Zeit wie eine lebende Statue neben seinem Pult und beobachtete ohne Unterbrechung die Klasse. Immer wenn jemand nach vorne kam und seinen Testbogen auf den Stapel legte, nickte er kurz und bedankte sich leise, allerdings ohne auch nur eine Miene dabei zu verziehen.
Als ich ebenfalls meinen Testbogen abgegeben und nach draußen gegangen war, fiel endlich diese bedrückende Last von mir ab. Ich hatte das Gefühl, mit Sergios Hilfe einen riesigen Stolperstein aus dem Weg geräumt zu haben.
Eine Euphorie überkam mich, die nicht nur dem überstandenen Test geschuldet war. Es war auch der Gedanke an Sergio, der Glücksgefühle in mir entfachte. Ich hätte ihm am liebsten auf der Stelle verkündet, wie gut ich mich durch den Wahrscheinlichkeitsdschungel geschlagen hatte und diesmal garantiert keine Fünf bekommen würde.
Mit Adriana, die mit zwei Bechern Eistee aus der Cafeteria auf mich zukam, checkte ich kurzerhand einige Aufgaben, die wir noch im Gedächtnis hatten, durch. Zu unserer Freude durften wir feststellen, dass wir beide dieselben Ergebnisse hatten. Laut jubelnd klatschten wir uns ab.
Nach Schulschluss rief ich meine Mutter an, berichtete ihr von der gut gelaufenen Matheprüfung und erinnerte sie daran, dass ich mit Janna mit nach Hause gehen würde. Das war ein goldrichtiger Zug, denn sie hatte mein Vorhaben schon längst nicht mehr auf dem Plan gehabt.
Adriana und ich stöpselten jeder mit den In-Ohr Kopfhörern ihres IPods ein Ohr zu und machten auf unserem Sitzplatz im Bus Tanzbewegungen zur Musik. Dass einige Leute uns deswegen komisch ansahen, störte uns reichlich wenig.
Auf dem letzten Stück Fußweg vom Bus zu ihrem Zuhause fragte ich sie, ob wir alles an Materialien hätten, was wir brauchten. Sie überlegte konzentriert, ging alles im Geiste durch, wobei sie ihre Finger zum Abzählen benutzte und bejahte schließlich meine Frage mit einem zufriedenen Kopfnicken.
Die Sonne schien an diesem Tag kräftiger, als in den letzten Tagen. Der Sommer bäumte sich offensichtlich erneut mit voller Kraft auf, und für die nächsten Tage waren noch höhere Temperaturen angesagt. Ich trug enge, ausgeblichene Jeans mit kaputten Stellen an den Knien und ein dünnes, rotes Langarmshirt, dessen Ärmel ich im Bus der Hitze wegen hochgekrempelt hatte. Adriana steckte diesmal in einem engen Jeansrock und einer kurzärmeligen schwarzen Bluse.
Je näher wir ihrem Zuhause kamen, desto nervöser wurde ich, denn ich wusste, ich würde Sergio mit großer Wahrscheinlichkeit gleich treffen. Seit gestern in der Mensa hatte ich ihn nicht mehr gesehen, und es kam mir schon wie eine halbe Ewigkeit vor. Dies war doch sicher ein weiteres Zeichen dafür, dass ich in ihn verliebt war. Ich hatte keine Zweifel mehr, aber wie ich mit dem Ganzen fertig werden sollte, war mir ein großes Rätsel und ängstigte mich bereits …
Sergio kam uns gleich im Flur entgegen. Er trug eine lange Trainingshose und darüber ein dunkles Tank Top auf dem ‚Bad Company’ drauf stand und das eng anlag. In diesem Outfit wirkte er noch mal doppelt so muskulös und einschüchternd als in seinen Alltagsklamotten. „Habt ihr getrödelt, oder warum kommt ihr erst jetzt?“, rief er uns zu, während er in die Küche eilte.
Adriana schaute mich an und hob fragend die Augenbrauen.
„Hast du schon ohne uns losgelegt, Sergio?“, rief sie ihm nach.
„Ja …“, kam es gluckernd aus der Küche. Offensichtlich trank er
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