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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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großer Verlust für uns.«
    »Sie hätten mich ohnehin verloren. Ich sollte versetzt werden, haben Sie das vergessen?«
    »Steckt das dahinter? Die erste große Versetzung? Na, ich kann das gut nachvollziehen. Mir ging es genauso. Kaum hat man sich einigermaßen eingelebt, soll man schon wieder woandershin. Klar, dass Sie sich ein bisschen unerwünscht fühlen, aber ehrlich, für Ihre Karriere ist es so am besten.«
    »Ein bisschen unerwünscht!« Sie hörte das Beben in ihrer Stimme und trank einen Schluck Kaffee, während sie ans Fenster ging und ihm den Rücken zuwandte.
    »Hören Sie, ich bin kein großer Redner. Wenn Sie die Polizei verlassen, wird man Sie sehr vermissen.«
    »Würden Sie mich vermissen?«
    »Ich? Natürlich, wir alle. Ich arbeite sehr gern mit Ihnen zusammen. Sie gelten als gründlich und zuverlässig.«
    »Gründlich und zuverlässig. Na, super!« Die Bäume vor ihren Augen verschwammen.
    »Nun kommen Sie, Nightingale, fassen Sie nicht jedes Wort von mir negativ auf.«
    Fenwick ging zu ihr und legte ihr kurz eine Hand auf die Schulter.

    171

    »Was möchten Sie lieber hören – professionell, hervorra-gend, scharfsichtig, tapfer, ein großartiges Vorbild für den weiblichen Nachwuchs … das alles trifft gleichermaßen zu, suchen Sie sich was aus.«
    »Besten Dank.« Sie hatte den Sarkasmus im Zaum halten wollen, doch ohne Erfolg. Sie hatte Angst, mehr zu sagen, weil ihre Stimme sie verraten könnte.
    Wenn er nur gesagt hätte, »netter Mensch«, »sympathische Kollegin« oder auch nur »angenehm«, wäre sie ja schon zufrieden gewesen, Hauptsache irgendetwas, das zeigte, dass sie als Individuum, nicht nur als Polizistin wahrgenommen wurde. Hätte er irgendetwas in der Art gesagt, hätte sie zumindest eine schöne Erinnerung mitnehmen können. Stattdessen hatte er lediglich bestätigt, dass sie für ihn abgesehen von einer praktischen und erfolgreichen Arbeitsbeziehung keinerlei Bedeutung hatte.
    Sie blinzelte die Nässe weg, die sich in ihren Augen ange-sammelt hatte, und überspielte ein leises Schniefen mit einem weiteren Schluck Kaffee. Sie drehte sich zu ihm um und geriet kurz aus dem Konzept, weil sie so dicht beieinander standen. Er war über einen Meter achtzig groß, aber sie war eins achtundsiebzig ohne Schuhe, und ihre Augen waren fast auf gleicher Höhe. Einen Moment lang sagte sie nichts, dann brachte sie ein schiefes Lächeln zustande.
    »Ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich meinetwegen Gedanken machen, und ich weiß, dass Sie viel um die Ohren haben …«
    »Unsinn, das hier ist wichtig.«
    »Trotzdem, Sie setzen hier Ihre Zeit ein, was sehr freundlich von Ihnen ist …«
    »Sie wollen Nein sagen, stimmt’s? Wieso? Ich verstehe das einfach nicht.«

    172

    »Da gibt es nichts zu verstehen. Tagtäglich treffen Leute berufliche Entscheidungen. Ich habe mich eben so entschieden.« Der Kloß in ihrem Hals drohte sie zu ersticken.
    Sein Handy klingelte, und er blickte auf das Display.
    »Das Präsidium, einen Moment.«
    »Wir sind ohnehin fertig.«
    »Nein, sind wir nicht! Warten Sie.« Er trat beiseite und sprach ins Telefon. »Ja? Er ist zu früh … na schön. Nein. Ich weiß nicht genau, wann ich zurück bin … Ja, ich rufe an, wenn ich auf dem Weg bin.«
    »Niemand Wichtiges, hoffe ich.«
    »Harper-Brown.«
    Nightingales Mund klappte erschrocken auf.
    »Er will zum Superintendent. Ich stehe nur auf Abruf bereit, falls er mich sprechen will.«
    »Trotzdem sollten Sie sofort fahren.« Sie nahm ihm die leere Kaffeetasse aus der Hand. »Ach, bevor ich’s vergesse, ich habe noch einen Pullover von Ihnen. Warten Sie, ich hole ihn.«
    Sie brachte ihn, gewaschen und gebügelt.
    »Da«, sagte sie zu forsch, »falls wir uns nicht mehr sehen.«
    »Den hatte ich ganz vergessen. Danke.« Er sah bedrückt aus. »Nightingale, ich fühle mich einfach nicht wohl dabei.
    Ich weiß, das ist völlig unlogisch, und es wird Ihnen nicht gefallen …«
    »Nein, reden Sie ruhig weiter.«
    »Also, ich habe es mit vernünftigen Argumenten versucht, und Sie sind einfach so dickköpfig wie immer, wenn Sie sicher sind, dass Sie Recht haben und wir Übrigen zu blöd sind, das einzusehen.«
    Sie zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Bin ich so schlimm?«

    173

    »Schrecklich. Störrisch wie ein Esel.«
    »Das hört sich ja furchtbar an. Mich wundert, dass Sie nicht versucht haben, es mir auszutreiben, oder dass Sie das nicht von Sergeant Cooper haben erledigen lassen.«
    »Ich hab dran gedacht,

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