Crossfire. Versuchung: Band 1 Roman (German Edition)
sich erst vor gar nicht langer Zeit noch befunden hatte.
»Du gehst mir aus dem Weg«, murmelte er und sah mich mit gerunzelter Stirn an.
»Aber anscheinend hat Magdalene mich ja sehr schnell ersetzt.«
»Bist du etwa eifersüchtig?«
»Meinst du die Frage ernst?«, erwiderte ich und wich seinem Blick aus.
Frustriert stöhnte er auf. »Halt dich besser von meinem Bruder fern.«
»Warum?«
»Weil ich es sage.«
Jetzt ging mein Temperament mit mir durch, und das tat gut nach all den Selbstvorwürfen und Zweifeln, die mich geplagt hatten, seit wir es wie die Karnickel getrieben hatten. Ich war gespannt, ob eine Retourkutsche in Gideon Cross’ Welt zum Fairplay gehörte. »Halt du dich von Magdalene fern!«
Prompt verkrampfte sich sein Kiefer. »Sie ist nur eine Freundin.«
»Heißt das, du hast nicht mit ihr geschlafen? Noch nicht?«
»Nein, verdammt, und ich will es auch nicht. Hör mal …« Das Lied war zu Ende, und wir blieben stehen. »Ich muss los. Ich bin zwar mit dir hierhergekommen und ich würde dich auch gerne nach Hause zu bringen, aber wenn du noch hierbleiben möchtest, will ich dir den Spaß nicht verderben. Magst du noch bleiben und dich später von deiner Mutter und Stanton heimfahren lassen?«
Ob ich noch bleiben wollte? Machte er Witze, oder war er wirklich total ahnungslos? Oder noch schlimmer. Vielleicht hatte er mich schon abgeschrieben, und ich interessierte ihn überhaupt nicht mehr.
Ich befreite mich aus seiner Umarmung, um dem Duft zu entkommen, der mein Gehirn benebelte. »Ich komme schon zurecht. Vergiss mich einfach.«
»Eva!« Er griff nach mir, doch ich wich ihm blitzschnell aus.
Plötzlich stand Cary neben mir und schlang mir einen Arm um die Taille. »Ich kümmere mich um sie«, erklärte er.
»Kommen Sie mir ja nicht in die Quere, Taylor«, warnte ihn Gideon.
Cary schnaubte. »Irgendwie habe ich den Eindruck, Sie stehen sich selbst im Weg.«
Gegen den Knoten in meinem Hals ankämpfend, fiel ich ein: »Du hast eine wundervolle Rede gehalten, Gideon. Das war das Highlight meines Abends.«
Natürlich verstand er die spitze Bemerkung. Er schnappte nach Luft und fuhr sich durchs Haar. Dann fluchte er auf einmal. Warum, wurde klar, als er sein vibrierendes Handy aus der Tasche zog und aufs Display starrte. »Ich muss los«, erklärte er und strich mir mit den Fingerspitzen über die Wange. »Ich rufe dich an.«
Ohne ein weiteres Wort verschwand er.
»Willst du noch bleiben?«, fragte Cary leise.
»Nein.«
»Ich bringe dich heim.«
»Nicht nötig.« Ich wollte eine Weile allein sein, ein langes, heißes Bad nehmen und eine Flasche gekühlten Wein dabei genießen, um so meine schlechte Laune zu überwinden. »Bleib ruhig noch da, es könnte hilfreich für deine Karriere sein. Wir reden, wenn du nach Hause kommst. Oder morgen. Ich werde den ganzen Tag zu Hause rumgammeln.«
Prüfend sah er mich an. »Bist du sicher?«
Ich nickte.
»Okay«, sagte er, aber er schien nicht besonders überzeugt.
»Kannst du Stantons Wagen vorfahren lassen? Ich gehe noch mal schnell auf die Toilette.«
»Alles klar.« Cary ließ seine Hand meinen Arm hinabgleiten. »Ich hole deine Stola von der Garderobe, und wir treffen uns draußen.«
Der Weg zur Toilette war unerwartet lang. Erstens hielten mich überraschend viele Leute auf und wollten mit mir reden – wahrscheinlich, weil ich Gideon Cross’ Begleitung war. Und zweitens mied ich die nächstbeste Damentoilette, die mir zu stark frequentiert war. Als ich schließlich eine andere gefunden hatte, sperrte ich mich in einer Kabine ein und ließ mir mehr Zeit als nötig. Außer mir und der Toilettenfrau hielt sich niemand hier auf, und so hatte ich keinen Grund, mich zu beeilen.
Gideon hatte mich so verletzt, dass ich kaum atmen konnte. Seine Launen verwirrten mich. Warum hatte er mir so zärtlich übers Gesicht gestrichen? Wieso hatte er sich so über mich geärgert? Nur weil ich nicht die ganze Zeit an seiner Seite geblieben war? Und warum zum Teufel hatte er Cary gedroht? Gideon gab damit dem Ausdruck »unter Gefühlsschwankungen leiden« eine vollkommen neue Dimension.
Ich schloss die Augen und rang nach Fassung. Himmel. So etwas konnte ich wirklich nicht gebrauchen.
Ich fühlte mich immer noch furchtbar verletzlich, nachdem ich meine Gefühle in der Limousine so hemmungslos offengelegt hatte – ein Zustand, den ich in zahllosen Therapiestunden eigentlich zu vermeiden gelernt hatte. Jetzt wünschte ich mir nichts sehnlicher, als
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