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Cruzifixus

Cruzifixus

Titel: Cruzifixus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Dinesh Bauer
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Robin Hood, der durch seinen von Neid und die Missgunst zerfressenen Rivalen, hinterrücks „hinweggeputzt“ worden sei. Derzeit hatte Simon ausführlich über die bewegende Gedenkfeier berichtet, was ihm viel Lob seitens der Vereine und die Ehrenmedaille in Silber der Virgilswinkler Gebirgsschützenkorps eingebracht hatte. Heimatliebe zahlte sich eben aus.
     
    Wie ein Schreckgespenst tauchte Vinzenz am Waldrand auf. Mit der einen Hand fuchtelte er wie mit einem Schwert in der Luft herum und trieb ihn zur Eile:
                „Wo bleibst denn so lang? Los, jetzt komm schon. Es pressiert!“
                Simon stand wie angewurzelt auf seinem Feldherrnhügel. Es war an der Zeit, Stärke zu demonstrieren und sich bei seinen unbotmäßigen Kompagnon Respekt zu verschaffen:
                „So lang ich nicht weiß was hier gespielt wird, gehe ich nirgends wohin!“
                Vinzenz schien unschlüssig, ob er seinen widerspenstigen Zauberlehrling an die Gurgel gehen oder ihn mit Argumenten von der Dringlichkeit seines Anliegens überzeugen sollte. Offenbar entschied er sich für Plan B:
                „Ich erzähl dir unterwegs alles, was ich weiß! Dann kannst du mir immer noch die Ohren voll heulen!“
                Leise vor sich hin fluchend folgte Simon seinem Scout in die Wildnis:
                „Verdammt noch mal, wo willst du mit mir hin? Wo versteckt sich jetzt dein Schützling?“
                Vinzenz zuckte ostentativ mit den Schultern:
                „Der Ägid? Vorhin war er noch mit mir im Schupfen. Dort wurden nach dem Krieg Uniformen, Waffen, Tapferkeitsabzeichen und anderes Zeug verbuddelt. Plötzlich ist er auf und davon. Ist dir niemand begegnet?“
                Vinzenz drehte sich zu seinem Begleiter um. Simon starrte ihn so ungläubig an, wie weiland Thomas die Wundmale Christi. Was sollte das werden? Hielt ihn Vinzenz zum Narren von Nazareth? In seine vor unterdrücktem Zorn bebende Stimme mengte sich beißender Spott:
                „Ach ja, klar! Du meinst sicherlich den Typen mit dem goldglänzenden Heiligenschein überm Kopf, der mich nach dem Weg nach Jerusalem gefragt hat?“
                Vinzenz ignorierte seinen sarkastischen Einwurf, kratzte sich die unrasierte Wange und trug eine sorgenvolle Miene zur Schau:
                „Vielleicht ist er am Wasserfall unten. Dort hockt er oft stundenlang und schaut ins Wasser.“
                Simon konnte es nicht lassen, frotzelnd merkte er an:
                „Vielleicht predigt er wie der heilige Antonius den Fischen und Fröschen.“
                Vinzenz verzog das Gesicht zu einer schmerzhaften Grimasse:
                „Lass den Schmarren! Ich meine es ernst! Ich mach mir ernsthaft Sorgen, um ihn. Weltfremd und ein bisserl exzentrisch war er ja schon immer, aber jetzt! Jetzt tut er so als ob er von Gott persönlich zum Propheten berufen wäre, der spinnerte Lackel!“
                Sie stapften weiter. Die Wegspur war im Dämmerlicht kaum mehr als solche zu erkennen. Der Pfad führte bergab, führte zum Bach hinab. Was würde Sie dort unten erwarten? Ein eifernder Prophet? Ein armer Irrer? Ein zu allem entschlossener Fanatiker?
     
    Der Guerillapfad wand sich durchs Gebüsch, schlüpfte durchs Gehölz. Je mehr Sie sich dem Talgrund näherten, desto lauter wurde das Rauschen und Murmeln. Vinzenz spornte ihn wie einen störrischen Maulesel an:
                „Los, Beeilung! Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache! Du hättest den Ägid gestern sehen sollen! Ich hätte ihn beinahe nicht wieder erkannt! Ich hab mich immer gut mit ihm verstanden, wir waren irgendwie auf der gleichen Wellenlänge. Aber inzwischen dreht er komplett am Zeiger: Was er da daherplappert vom heiligen, dritten Reich und den Ratschlüssen der armen Brüder des Herrn, geht auf keine Kuhhaut mehr!“
                Hellhörig geworden hakte Simon nach:
                „Was sagst da, das dritte Reich? Hat er zufällig den Namen Fiore erwähnt oder die geheime Bruderschaft der Waldbrüder?“
                Vinzenz schien vollends damit beschäftigt einen Weg durchs Gestrüpp zu bahnen. Inmitten des grünen Dschungels klang seine Stimme hohl und fremd:
                „Wir waren doch vor ein paar Wochen am Friedinger

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