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Cryer's Cross

Cryer's Cross

Titel: Cryer's Cross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baumhaus
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Erst wenn sie allein mit einer Krücke laufen kann oder ihre Schulter wieder so weit ist, dass sie zwei nehmen kann.«
    Kendall nickt.
    »Ja, ich komme gerne. Vielleicht kann ich …« Sie hält inne, denn ihr wird klar, dass sie morgen zum ersten Mal mit Jacián allein in die Schule kommt.
    »Vielleicht kommst du mit Jacián nach dem Fußballtraining hierher?«
    Mrs Fletcher kommt heraus und schließt die Tür hinter sich. »Fertig, Kendall?«
    Kendall drückt Hectors Arm. »Vielleicht. Wir werden sehen.« Sie wendet sich zu ihrer Mutter. »Ja, fertig.«
    Sie winken noch einmal, und vier Minuten später sind sie zu Hause.
    Nicos Einfahrt sieht dunkel und verlassen aus.

12
    Sie will heute nicht aufstehen.
    Alles wird so anders sein.
    Sie überlegt, ob sie sich krank stellen soll, doch ihr ist klar, dass ihre Mutter sie zwingen wird aufzustehen.
    »Diesen Tag bereue ich jetzt schon«, sagt sie zur Zimmerdecke.
    Doch schließlich quält sie sich aus dem Bett und macht sich fertig für die Schule. Halbherzig packt sie ihre Fußballsachen ein und fragt sich, ob sie nicht schon das letzte Spiel ihrer Highschool-Fußballkarriere gespielt hat.
    Als Jacián in einem von Hectors Ranch-Lastern vorfährt, steckt sich Kendall den Rest Toast in den Mund, kaut schnell und schluckt. Sie nimmt ihre Sachen – und setzt sie gleich wieder ab, weil sie dank ihrer Zwangsstörungen das Haus nicht ohne saubere Zähne verlassen kann. Jacián kommt an die Tür und klopft.
    Sie spuckt die Zahnpasta ins Waschbecken, spült den Mund aus und trocknet ihn ab. Dann nimmt sie ihre Bücher und rennt zur Tür. Er steht ihr im Weg.
    »Hi«, sagt sie.
    Er nickt kurz. »Fertig?«
    »Ja.«
    Er geht zum Pick-up und hält ihr die Tür auf. Ungeduldig wartet er, während sie versucht, ihn niederzustarren, und sich fragt, was für ein Motiv er möglicherweise hat.
    »Das brauchst du nicht zu tun«, klärt Kendall ihn auf. »Ich bin durchaus in der Lage, eine Tür zu öffnen.«
    »Mein Großvater wird dich fragen, ob ich dir die Tür aufgemacht habe«, gibt er zurück und geht auf die Fahrerseite. »Ich versuche nur, den alten Mann glücklich zu machen.«
    »Ich sage ihm, du hättest es getan. Von jetzt an.«
    »Gut.«
    Er startet den Motor und wendet auf der Auffahrt, wobei er sorgfältig die Schlaglöcher umfährt. Kendall wirft ihm einen Blick zu, rutscht an ihre Tür und klammert sich an ihre Büchertasche. Als er auf die Schotterstraße abbiegt, sieht sie aus dem Fenster. Sie sieht die Farm ihrer Eltern und hasst den Tag. Sie hasst alles daran. Als Jacián schneller wird, entdeckt sie ihren Vater auf dem großen Mähdrescher. Ihr Vater sieht sie nicht. Er versucht verzweifelt, die Zeit aufzuholen, die sie mit der Suche nach Nico verloren haben. Bis die Ernte eingeholt ist, wird sie ihn nicht oft zu Gesicht bekommen.
    Die Fahrt verläuft schweigend. Jacián lenkt den Pick-up auf den Grasparkplatz neben der Schule, stellt den Motor ab und bleibt sitzen. Kendall wirft ihm einen kurzen Blick zu, um gleich darauf wieder auf ihre Hände zu starren.
    »Du hast mit dem Trainer geredet«, sagt sie.
    Er nickt, sieht sie aber nicht an.
    »Was hat er über das Team gesagt?«
    Er zieht den Schlüssel aus dem Zündschloss und macht die Tür auf. »Er hat gesagt, dass er uns heute beim Training mitteilen will, was mit dem Team passiert.« Er räuspert sich und steigt aus. Kurz darauf ist er im Schulgebäude verschwunden.
    Auch Kendall steigt aus und schließt die Tür. Sie beobachtet die Schüler, die gruppenweise in die Schule gehen. Und plötzlich überkommt sie ein beklemmendes Gefühl. Sie denkt an all ihre Rituale – den Papierkorb, die Kreide, die Vorhänge, das Geraderücken der Tische. Ihr Herz setzt einen Schlag aus und sie eilt ins Klassenzimmer, nur um festzustellen, dass einige Schüler bereits sitzen. Furcht überkommt sie. Das kann nicht wahr sein!
    Alles ist aus dem Gleichgewicht, aber sie kann doch nicht alle sehen lassen, wie verrückt sie ist. Sorgsam betrachtet sie den Papierkorb und stößt ihn mit dem Fuß an, bis er richtig steht.
    Die Kreide ist durcheinander, daher schlendert sie hinüber, als wolle sie ein lustiges Bild an die Tafel malen, wie es einige der anderen Schüler machen. Stattdessen schubst sie den Behälter mit der Kreide an, sodass er zu Boden fällt. So kann sie sie wieder aufheben und richtig einsortieren. Anschließend geht sie zu den Fenstern, wo andere Schüler sich leise darüber unterhalten, wie komisch es ist, nach

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