paar Wochen war ich in Mexiko«, fährt Avi fort.
»Auf der Suche nach einem Ort, an dem die Spanier einen Haufen Azteken getötet haben?«, fragt Randy.
»Das ist genau das, wogegen ich kämpfe«, sagt Avi in noch gereizterem Ton. »Nein, ich habe nicht nach einem Ort gesucht, wo ein Haufen Azteken ermordet worden sind. Die Azteken können mich nämlich am Arsch lecken, Randy! Sprich mir nach: Die Azteken können mich am Arsch lecken.«
»Die Azteken können mich am Arsch lecken«, sagt Randy fröhlich, womit er den erstaunten Blick eines näher kommenden japanischen Reiseleiters auf sich zieht.
»Um es gleich vorweg zu sagen, ich war hunderte von Meilen von Mexico City, der früheren Aztekenhauptstadt, entfernt. Ich befand mich am Rand des Territoriums, das die Azteken beherrschten.« Avi angelt sich den GPS-Empfänger von dem Findling und fängt an, ihm über sein Tastenfeld den Speicherbefehl für die Länge und Breite zu geben. »Ich habe eine Nahuatl-Stadt gesucht«, fährt Avi fort, »die Hunderte von Jahren, bevor die Spanier überhaupt aufgetaucht sind, von den Azteken überfallen worden ist. Weißt du, was diese Scheißazteken gemacht haben, Randy?«
Randy benutzt seine Hände, um sich wie mit einem Gummiwischer den Schweiß aus dem Gesicht zu ziehen. »Etwas Unaussprechliches?«
»Ich hasse das Wort ›unaussprechlich‹. Wir müssen darüber sprechen.«
»Dann sprich.«
»Die Azteken nahmen fünfundzwanzigtausend Nahuatl gefangen, brachten sie nach Tenochtitlan und töteten sie alle innerhalb weniger Tage.«
»Warum?«
»Eine Art Fest. Super Bowl-Wochenende oder so was. Keine Ahnung. Worum es mir geht, ist, dass sie solche Sauereien andauernd gemacht haben.Wenn ich aber heute über holocaustartige Vorfälle in Mexiko spreche, Randy, servierst du mir diesen Mist über die gemeinen, niederträchtigen Spanier! Warum? Weil die Geschichte verzerrt worden ist, deswegen.«
»Erzähl mir nicht, du willst dich auf die Seite der Spanier schlagen?«
»Als Nachfahre von Menschen, die durch die Inquisition aus Spanien vertrieben wurden, mache ich mir keine Illusionen über sie«, sagt Avi, »aber die Spanier waren in ihren schlimmsten Tagen noch Millionen Mal besser als die Azteken. Ich meine, es sagt doch etwas über die Schlechtigkeit der Azteken aus, wenn nach dem Auftauchen und dem Raubzug der Spanier dort alles sogar viel besser wurde.«
»Avi?«
»Ja?«
»Wir sitzen hier im Sultanat Kinakuta und versuchen, einen Datenhafen zu bauen und uns gleichzeitig gegen einen zum Spezialisten für feindliche Übernahmen gewordenen Kiefernchirurgen zu wehren. Ich habe dringende Verpflichtungen auf den Philippinen. Warum diskutieren wir hier über die Azteken?«
»Weil ich dir ein paar aufmunternde Worte sagen will«, erwidert Avi. »Du langweilst dich, und zwar auf gefährliche Weise. Die Sache mit dem Pinoygramm war eine Zeit lang ein Hit, aber jetzt, wo alles läuft, gibt es technologisch nichts Neues mehr.«
»Richtig.«
»Aber die Krypta ist der Hit schlechthin.Tom und John und Eb sind völlig aus dem Häuschen und sämtliche Heimlichen Bewunderer weltweit schütten mich mit Bewerbungen zu. Die Krypta ist genau das, woran du im Moment am liebsten arbeiten würdest.«
»Wieder richtig.«
»Aber auch wenn du an der Krypta arbeitetest, würden philosophische Fragen an dir nagen – Fragen hinsichtlich der Art von Leuten, die du jetzt bei uns auftauchen siehst, die vielleicht unsere ersten Kunden sind.«
»Ich kann nicht leugnen, dass ich philosophische Fragen habe«, sagt Randy. Plötzlich ist ihm eine neue Hypothese gekommen: In Wirklichkeit ist Avi
[email protected].
»Stattdessen verlegst du Kabel auf den Philippinen. Das ist eine Aufgabe, die – aufgrund von Veränderungen, die uns gestern erst klar geworden sind – für unser Firmenziel im Grunde irrelevant ist. Es ist aber eine vertragliche Verpflichtung, die wir noch haben, und wenn wir jemand weniger Wichtigen als dich damit betrauen, kann der Dentist selbst den schwachsinnigsten kalifornischen Geschworenen mit ihren Tofuhirnen beweisen, dass wir uns drücken.«
»Na, danke, dass du mir so plastisch vor Augen führst, warum ich unglücklich sein sollte«, sagt Randy nachsichtig.
»Deshalb«, fährt Avi fort, »sollst du wissen, dass du hier nicht unbedingt nur Nummernschilder machst. Und dass die Krypta kein moralisch verwerfliches Unterfangen ist. Ganz im Gegenteil, du spielst eine große Rolle bei der wichtigsten Sache der