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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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bestens aus. So ist zum Beispiel der Hintergrund seines Bildschirms im Augenblick einfarbig indigoblau, könnte aber genauso gut aus einem Bild bestehen. Theoretisch könnte man einen Kinofilm verwenden, sodass sämtliche Fenster und Menüs und so weiter vor, sagen wir, Citizen Kane als Endlosschleife umherschweben. Im Grunde kann man jedes Stück Software nehmen und zu seinem Bildschirmhintergrund machen und es wird glücklich vor sich hin schnurren, tun, was immer es tut, und nicht einmal wissen, dass es als Fensterverkleidung dient. Das hat Randy auf ein paar Dinge gebracht, die er unternehmen kann, um diesem Van-Eck-Ding zu begegnen.
    In seinem gegenwärtigen Zustand ist dieser Computer genauso anfällig für Van-Eck-Phreaking, wie er es war, ehe Randy X geladen hat. Vorher waren es weiße Buchstaben auf schwarzem Hintergrund, jetzt sind es schwarze auf einem beigefarbenen. Die Buchstaben sind etwas kleiner und befinden sich in Fenstern, aber das macht keinen Unterschied: Die Elektronik in seinem Computer muss, während sie diese Punktmuster auf dem Bildschirm aufzeichnet, nach wie vor die Übergänge zwischen null und eins, das heißt zwischen hoher (weiß oder beige) und minimaler (schwarz) Intensität vollziehen.
    Randy weiß im Grunde genommen nicht, was in seinem Leben eigentlich gerade vor sich geht, und das vermutlich schon seit geraumer Zeit, ja sogar schon damals, als er dachte, er wüsste es. Seine Arbeitshypothese lautet aber, dass die Leute, die diese ganze Angelegenheit inszeniert haben (Hauptkandidaten: der Dentist und seine Kohorten im Bolobolo-Syndikat), wissen, dass er auf seiner Festplatte ein paar hochinteressante Informationen hat.Woher sollten sie das wissen? Immerhin wusste Pontifex – der Zauberer – Enoch Root – wie immer er sich nennt -, als er Randy im Flugzeug anrief, auch, dass er, Randy, Arethusa hatte, also kann es Gott weiß wer ebenso wissen. Irgendjemand hat die Verhaftung wegen Drogenbesitzes am NAIA gedeichselt, um sich seinen Laptop unter den Nagel zu reißen und eine Kopie des gesamten Festplatteninhalts zu machen. Dabei haben sie festgestellt, dass alles doppelt verschlüsselt war. Das heißt, die Arethusa-Funksprüche sind per se bereits mit einem recht ordentlichen Kryptosystem aus dem Zweiten Weltkrieg verschlüsselt, das heutzutage allerdings jeder zu knacken imstande sein müsste, aber zusätzlich sind sie noch mithilfe eines hochmodernen Systems verschlüsselt, das kein Mensch knacken kann. Wenn sie halbwegs schlau sind, werden sie es erst gar nicht versuchen. Für sie gibt es nur eine Möglichkeit, an diese Informationen zu gelangen: Sie müssen Randy dazu bewegen, sie für sie zu entschlüsseln, was er tun kann, indem er sich seinem Laptop biometrisch zu erkennen gibt (das heißt, mit ihm spricht) oder ein Passwort eingibt, das nur er kennt. Sie hoffen, dass Randy die Arethusa-Dateien entschlüsselt und wie ein Vollidiot ihren Inhalt auf dem Bildschirm darstellt. Sobald das Zeug auf dem Monitor erscheint, ist das Spiel aus. Die Überwachungsfuzzis des Dentisten (oder wer immer dahinter steckt) können die Funksprüche in eine Art kryptoanalytischen Supercomputer eingeben, der sie im Handumdrehen entschlüsseln wird.
    Das bedeutet nicht, dass Randy diese Dateien nicht öffnen darf – er darf sie nur nicht auf den Bildschirm holen. Dieser Punkt ist entscheidend. Ordo kann die verschlüsselten Dateien von der Festplatte herunterlesen und in den Arbeitsspeicher des Computers schreiben. Es kann sie entschlüsseln, die Ergebnisse in einem anderen Bereich des Arbeitsspeichers ablegen und die Daten auf immer und ewig dort lassen, was die Van-Eck-Phreaker kein Iota schlauer machen wird. Sobald Randy jedoch den Computer auffordert, ihm diese Information in einem Bildschirmfenster zu zeigen, werden die Arethusa-Funksprüche den Van-Eck-Phreakern gehören; und ganz egal, wer sie sind, sie werden sie schneller geknackt haben, als Randy selbst es könnte.
    Das Witzige und Interessante daran ist, dass Randy diese Funksprüche, um mit ihnen zu arbeiten, gar nicht sehen muss. Solange sie sich im Arbeitsspeicher des Computers befinden, kann er sie jeder im ganzen Cryptonomicon beschriebenen kryptoanalytischen Methode unterziehen.
    Er fängt an, ein paar Zeilen in einer Sprache namens Perl hinzutippen. Perl ist eine Skriptsprache, gut geeignet, um die Funktionen des Computers zu steuern und sich wiederholende Aufgaben zu automatisieren. Eine UNIX-Maschine wie diese arbeitet mit

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