CSI: Miami - Der Preis der Freiheit
ganze Welt verändert – obwohl man nur mit einem einzigen Menschen angefangen hat.«
Ruth zog ein Taschentuch hervor – wie Horatio bemerkte, war es seins, das er ihr bei dem ersten Gespräch in der Klinik gegeben hatte – und putzte sich die Nase. »Und man muss ein ganz besonderer Mensch sein, damit man die Richtigen findet, die man ändern kann, und diese ziehen weitere von der richtigen Sorte mit sich und … ach, ich kann das nicht so gut erklären, nicht wahr?«
»Doch, doch, das können Sie. Ich verstehe ganz gut.«
»Jedenfalls war mir klar, dass Dr. Sinhurma einer von diesen Menschen ist, die die Fähigkeit besitzen, die Richtigen zu finden, obwohl er es mit keiner Silbe angedeutet hat. Die richtigen Menschen zu finden, ist eine große Verantwortung, wissen Sie? Er versuchte, es zu verbergen, aber ich habe gespürt, dass auch ihm diese Aufgabe manchmal schwer fiel.«
»Und Sie wollten ihm helfen.«
»Ja! Weil manche Menschen einfach nicht einsehen wollen oder können, wie fantastisch Dr. Sinhurmas Philosophie ist. Und dann haben wir dieses Gebäck gegessen, diese wunderbaren Mandelplätzchen, die er manchmal als besondere Leckerbissen spendiert, und er sagte, er wolle mir ein Geheimnis verraten – und wie sich herausstellte, sind diese Plätzchen wirklich sehr gesund: Sie sind aus Vollkornmehl gemacht und enthalten fast kein Fett oder Zucker. Und dann sprachen wir darüber, dass es okay ist, jemandem etwas anzubieten, das er für dekadent hält, obwohl es doch eigentlich gut für ihn ist.«
»Denn letztlich wird derjenige davon profitieren«, half Horatio ihr weiter.
»Ja. Und dann kam Dr. Sinhurma auf diese … Person zu sprechen, die seiner Meinung nach wirklich von der Vitality Method profitieren würde. Eine Person, die zu den Richtigen gehört, verstehen Sie? Und er fragte mich, ob ich mit dieser Person reden könnte. Mit ihr reden und …« Ruth hielt inne, trocknete ihre Augen und schnäuzte sich erneut.
»Ihr ein Mandelplätzchen anbieten?«, soufflierte Horatio.
Ruth schenkte ihm ein mattes Lächeln. »Mehr oder weniger. Er bat mich nicht, irgendetwas Unangemessenes zu tun, ich sollte nur dafür sorgen, dass derjenige sich bei uns wohl fühlt.«
»Und haben Sie das auch getan?«
Sie seufzte. »Ja, das habe ich.« Sie sah Horatio kurz an, bevor sie den Blick wieder abwandte. »Richtig wohl, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Wer war diese Person, Ruth?«
»Das … möchte ich lieber nicht sagen, okay? Ich möchte niemanden in Schwierigkeiten bringen. Er hat ja nichts Böses getan. Ich wollte nur mit jemandem darüber reden.«
Horatio nickte. Er wusste, was Ruth hören wollte: dass alles in Ordnung war und sie sich keine Gedanken machen musste.
Aber das war nur vordergründig. Die Tatsache, dass sie diese Bestätigung von Horatio bekommen wollte und nicht von jemandem aus der Klinik, zeigte nur zu deutlich, wie ernst ihre Bedenken waren.
Aber es war nicht der richtige Zeitpunkt, um freundlich zu sein.
»Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«, begann Horatio. »Wären Sie eine körperliche Beziehung mit dieser Person eingegangen, wenn Dr. Sinhurma Sie nicht dazu angeregt hätte?«
Ruth überlegte. »Nein, ich glaube nicht«, sagte sie leise.
»Hätten Sie getan, was Sie getan haben, wenn Sinhurma nicht dieses lange Gespräch mit Ihnen geführt hätte?«
Sie sah ihn an. »Wahrscheinlich nicht«, entgegnete sie dann, und Horatio hörte einen Hauch Verärgerung aus ihren Worten heraus.
»Ich weiß, dass Sie sich gern als Märtyrerin darstellen möchten, Ruth, aber das ist einfach nicht die Wahrheit. Sie haben nicht Ihre Ehre geopfert, um Ihr Engagement unter Beweis zu stellen. Sie wurden dazu getrieben, sich zu prostituieren.«
Ruth stand abrupt auf. »Ich dachte, Sie würden es verstehen«, sagte sie mit bebender Stimme. »Aber das tun Sie nicht. So war das gar nicht …«
»Es ist nicht Ihre Schuld, Ruth. Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen.«
»Dr. Sinhurma sagt, dass man auch dann die Verantwortung trägt, wenn man etwas hinnimmt«, erwiderte sie. »Ich akzeptiere, was ich getan habe, und übernehme die volle Verantwortung für meine Taten.«
Horatio merkte, dass er im Begriff war, Ruth zu verlieren. Sie wollte nicht wahrhaben, dass ihrem Retter ihr Wohl unter Umständen gar nicht so sehr am Herzen lag. »Und«, sagte Horatio ruhig, »Sie sind bereit, es wieder zu tun?«
Ruth sah ihn an, als hätte er sie geschlagen. »Ich … er würde doch nicht …«
Horatio
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