Dämenkind 2 - Kind der Götter
der Blick des Hauptmanns, während er die wetterfesten hythrischen Ställe betrachtet hatte, durchaus neidvoll-versonnener Art gewesen.
Mikel spähte in die Richtung, die Dacendarans Finger wies, und sah Adrina eine hythrische Stute reiten – und zwar in Begleitung des Kriegsherrn. Damin Wulfskling erörterte irgendetwas mit dem für den Bau der Ställe zuständigen Handwerksmeister, und neben ihm saß Adrina geduldig auf dem Ross und wartete auf das Ende des Gesprächs.
Sie trug die dunkelblaue Reitkluft und hatte den langen Pelzmantel um die Schultern geschlungen. Statt im Damensitz, wie es sich für eine Adelige gehört hätte, war sie wahrhaftig mit gespreizten Beinen aufgesessen. Sie sah bemerkenswert wohlauf aus, und als der Kriegsherr den Kopf drehte und etwas zu ihr sagte, nickte sie und gab ihm mit angedeutetem Lächeln Antwort. Der Meister verneigte sich vor Wulfskling und der Prinzessin und machte sich wieder an seine Arbeit. Adrina und der Kriegsherr wendeten die Rösser und ritten im Handgalopp nach Süden.
»Ich rate ihm, ihr nichts anzutun«, murmelte Mikel, teils im Selbstgespräch, teils zu den Geschwistern.
»Er fügt ihr ganz gewiss kein Leid zu«, versicherte Kalianah. »Was für ein Jammer, dass er ein Günstling Zegarnalds ist …«
»Komm ja auf keine dummen Gedanken, Kalianah«, ermahnte Dacendaran sie. »Falls du dich zu einer deiner Torheiten versteigst, wird er dir gar ungeheuer zürnen.«
»Ich weiß. Aber sie wären ein so prächtiges Paar …«
»Kalianah …!«
»Ach, sorge dich nicht, Dacendaran, so töricht bin ich nun doch nicht.« Kalianah wandte sich an Mikel und lächelte liebenswürdig. »Es hat den Anschein, dass deine Prinzessin es sich recht gut gehen lässt. Man sollte meinen, dass sie, wenn sie an den ›Allerhöchsten‹ glaubte, gleichfalls das Los einer Gefangenen erleiden sollte.«
Eben dieser Gedanke war auch Mikel durch den Kopf gegangen. Er schaute den Reitern nach, die allmählich in die Ferne entschwanden, sah sie zum Schluss an Schnelligkeit gewinnen und hinaus in die Ebene galoppieren. Leise schien im Wind Adrinas helles Lachen nachzuklingen. Bei ihrem Anblick krampfte sich Mikels Herz zusammen. Sie war seine Prinzessin. Vermählt mit Prinz Cratyn. Keinesfalls durfte sie allein mit einem Mann wie Damin Wulfskling ausreiten.
Und schon gar nicht sich so verhalten, als hätte sie daran Vergnügen.
39
ADRINA GEWÄHRTE DEM AUS Magie-Zucht hervorgegangenen Ross freien Lauf, genoss im Gesicht den kalten Wind und unter sich die Verlässlichkeit dieses prachtvollen Reittiers. Sie konnte das Lachen reiner Freude nicht unterdrücken, das ihr entfloh, während das Pferd mit donnernden Hufen durchs Flachland sprengte. Manches hatte sie über die viel gerühmten hythrischen Rösser erzählen gehört und sie während des Besuchs in Groenhaven auch schon mit eigenen Augen gesehen, doch nie sich einem solchen Geschöpf nähern dürfen, bis vor einer Woche Damin Wulfskling sie zu einem Ausritt eingeladen hatte. Sie hatte gemutmaßt, dass Wulfskling ihr statt des eigenen fardohnjischen Reittiers ein hythrisches Pferd zur Verfügung stellte, um sie zu demütigen, denn diese Tiere standen in dem Ruf, überaus schwierig lenkbar zu sein. Aber Adrina hatte die Stute gemeistert, als wäre sie von Geburt und Haus aus Hythrierin.
Der erste gemeinsame Ausritt war in angespannter Stimmung verlaufen. Noch immer hatte ihr der Kriegsherr gegrollt, und sie war nicht in der Stimmung gewesen, um gegenüber einem so unberechenbaren Rohling Nachsicht zu zeigen. Indessen hatten drei Stunden im Sattel stark zur Minderung der Spannungen beigetragen. Pferde gaben einen unverfänglichen Gesprächsstoff
ab, und allem Anschein nach hatte ihre Sattelfestigkeit bei Wulfskling beträchtlichen Eindruck hinterlassen. Am Ende des Tages waren sie nicht unbedingt Freunde, aber dazu fähig geworden, sich in herkömmlichem Ton zu unterhalten.
Seither war Wulfskling täglich mit ihr ausgeritten und hatte sich überwiegend als erträgliche Gesellschaft erwiesen. Adrina durfte an seiner Seite sein, während er durch das weithin ausgedehnte Heerlager ritt und sich mit bewunderungswürdiger Geduld den Vortrag der vielfältigen Verwicklungen anhörte, die da im Verlauf des Tages auftraten. Zweimal waren sie auf einer Teilstrecke des Rundritts von Tarjanian Tenragan begleitet worden. Er zollte Adrina Hochachtung, warf allerdings wiederholte Male Wulfskling einen Blick stiller Belustigung zu.
Dennoch ließ
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