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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Glauben ein Mann keinen Frieden im Jenseits finden kann, wenn sein Herz aufgefressen wurde, weil dann seine Seele zerstört sei.«
    »Wir haben noch keinen Autopsiebericht vorliegen«, erklärte Jefferson. »Ich weiß nicht, wie der Befund aussieht.«
    Zhang redete weiter und nickte in Richtung von Jefferson und Brogan.
    Richard Lee schüttelte den Kopf; dann blickte er die beiden Detectives an und lächelte kurz.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Jefferson.
    »Dass Sie die Ermittlungen einstellen sollen. Dieser Fall ist nicht gut, für keinen von Ihnen beiden.«
    Richard Lee legte dem Alten den Arm um die Schulter und führte ihn behutsam aus dem Zimmer und durch den langen Korridor. Kurz darauf kam er zurück und nahm wieder hinter seinem Schreibtisch Platz.
    »Es tut mir Leid«, sagte er. »Onkel Zhang ist sehr alt und ein wenig verwirrt. Er lebt noch in den uralten Traditionen, die er aus China mitgebracht hat. Einer Welt, die längst nicht mehr existiert. Er spricht von Marionetten und wurmzerfressenen Herzen. Ich fürchte, das hilft Ihnen bei Ihren Ermittlungen nicht viel weiter.«
    Brogan zuckte die Schultern. »Das weiß man vorher nie.«
    »Nun, Mr Lee«, fragte Jefferson. »Wo waren Sie heute Nacht?«
    Lee lächelte. »Sie müssen diese Frage stellen, nicht wahr?«
    »Allerdings«, sagte Jefferson.
    Lee seufzte und lehnte sich im Stuhl zurück. »Ich besuche eine Sommerschule auf der Northeastern. Bis um zehn war ich zum Unterricht.«
    »Was für ein Unterricht?«, fragte Brogan.
    »Nichts Besonderes«, erwiderte Lee rasch. »Wirklich nicht.«
    »Richard, wir finden es sowieso heraus«, sagte Brogan.
    Lee wandte sich ab, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte missmutig an die Decke.
    »Was für ein Unterricht, Richard?«, wiederholte Brogan hartnäckig.
    Richard Lee blickte die beiden Detectives an und senkte den Blick. »Ich nehme Unterricht in französischer Küche.«
    Brogan wechselte einen Blick mit Jefferson und unterdrückte ein Grinsen. Er wandte sich wieder Lee zu. »Sie veralbern mich.«
    Lee schüttelte den Kopf. »Nein, das tue ich nicht. An der Northeastern wird internationales Kochen unterrichtet, in Abendkursen. Ich möchte irgendwann mein eigenes Restaurant eröffnen und ein richtiger Koch sein, nicht bloß eine Teestube führen.« Lee deutete auf die Schublade, in der die Waffe lag. »Man kann schließlich nicht sein ganzes Leben damit verbringen.«
    »Nun, wenn Sie ein gesetzestreuer Bürger sind, wird Ihr Restaurant sicherlich Erfolg haben. Allein das Police Department würde ausreichen, um Ihren Laden am Leben zu erhalten«, sagte Brogan.
    Lee grinste. »Ich dachte immer, Cops ernähren sich nur von Doughnuts.«
    Durch das Spiegelglas sah Jefferson, dass die drei jungen Leute sich erhoben, um zu gehen. Zerknüllte Servietten und leere Teetassen blieben auf dem Tisch zurück, die Veronica sofort wegräumte; ihre blonden Haare fielen nach vorn, als sie das Geschirr einsammelte.
    Brogan klatschte in die Hände. »Nun, ich denke, wir haben genug von Ihrer Zeit beansprucht.«
    »Danke, dass Sie vorbeigekommen sind, Detectives. Kenneth war bestimmt nicht mein Freund. Er war kein guter Mensch, doch es tut mir Leid zu hören, dass er ermordet wurde. Niemand verdient so etwas.«
    »Da haben Sie Recht«, sagte Jefferson langsam. »Denken Sie nicht länger darüber nach. Es liegt nicht in Ihren Händen. Wir lassen Sie jetzt wieder mit Ihrer rothaarigen Freundin allein.«
    Die beiden Männer wandten sich von Richard Lee ab und gingen durch den Korridor nach draußen. Bevor sie die Tür hinter sich schlossen, warf Jefferson einen letzten Blick zurück. Lee saß auf seinem Stuhl und starrte ins Leere, tief in Gedanken versunken. Die silberne Glock lag vor ihm auf der Schreibtischplatte.

Boston Common
In der gleichen Nacht
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    R eginald Tate blickte zum dritten Mal in zehn Minuten auf die Uhr, schüttelte den Kopf, stieß ein leises »Verdammt!« aus und ließ den Blick durch den menschenleeren, dunklen Park schweifen. Der Teich schimmerte im Mondlicht. Die Schwanenboote waren in der Nähe des Ufers vertäut. In den Bäumen ringsum raschelten die Blätter und zeigten ihre hellen Unterseiten, wenn eine Brise hindurchfuhr. Reginald rollte die Ärmel seines Flanellhemds herunter und zog in der nächtlichen Kühle die Schultern hoch.
    Erneut blickte er auf die Uhr. Allmählich wurde das Warten sinnlos. Tate stand von der Bank auf, rieb sich die Taubheit aus den Oberschenkeln und ließ den Kopf

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