Damian
tritt nicht darauf herum!“, flüstert Damian zärtlich.
Rachel wird wach, weil sie Geräusche hört und Damian sich im Bett unruhig hin und her wälzt.
„Nein, bitte nicht. Bitte, tu mir das nicht an…“, stöhnt er und wirft seinen Kopf hin und her. Rachel richtet sich auf, beobachtet ihn besorgt. „Bitte, ich flehe dich an…nein…nicht…bitte nicht Rachel…NEIN!“, schreit er laut auf und richtet sich abrupt auf. Seine Stirn glänzt schweißnass und sein Atem geht stoßweise. Er braucht einige Sekunden, um zu sich zu kommen. Rachel legt sanft eine Hand auf seine Schulter.
„Es war nur ein Traum“, versucht sie ihn zu beruhigen. Er verharrt wie in einer Schockstarre. Nein, das war kein Traum, denkt er. Oh, Gott, Rachel, wenn Du wüsstest…! Er wirft die Bettdecke zur Seite und steht auf, um ins Bad zu gehen. Er kommt nicht weit, denn kaum steht er, erfasst ihn eine unsichtbare Macht und zwingt ihn zu Boden. Damian stöhnt laut auf. Es ist ein so schrecklicher Ton, dass Rachel fast das Blut in den Adern gefriert. Es muss wieder einer seiner Anfälle sein. Auf allen Vieren kniet Damian nun vor dem Bett und sein ganzer Körper glänzt inzwischen schweißnass. Rachel springt aus dem Bett und kniet sich vor ihn, streicht ihm die verschwitzten Haare aus dem Gesicht. Seine Augen sind fest zugekniffen und sein Mund zu einer dünnen Linie zusammengepresst.
„Damian, was ist los? Soll ich Hilfe holen?“, Rachels Stimme zittert so sehr, dass sie sie selbst kaum wieder erkennt.
„Nein. Ich will nicht, dass sie mich so sehen“, zischt er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Erneut versucht er sich aufzurichten und nimmt dabei dankend Rachels Hilfe in Anspruch. Natürlich ist es ihm auch vor ihr peinlich sich so gehen zu lassen, aber sein Körper brennt wie Feuer, das Schwindelgefühl kommt fast einer Ohnmacht nahe und die Übelkeit ist kaum noch zu ertragen. Zudem glaubt er, dass sein Gehirn jeden Moment explodiert. Der Druck in seinem Kopf ist übermächtig. Stöhnend setzt er langsam einen Fuß vor den nächsten und Rachel stützt ihn, indem sie einen seiner Arme um ihre Schulter und einen Arm um seine Hüfte gelegt hat. So schaffen sie es beide unter größter Anstrengung zum Bad. Rachel knipst das Licht an und kaum sind sie in der Mitte des Raumes, bricht Damian auch schon wieder zusammen und kriecht mit letzter Kraft zum Klo. Er beugt sich über das Porzellan und erbricht sich, wieder und immer wieder. Ein Zucken und Krampfen durchfährt seinen Körper und Rachel sieht deutlich die Narben auf seinem nackten Rücken. Sie steht nur da und zittert am ganzen Körper. Hilflos muss sie zusehen, wie er sich quält, wie sein Körper sich krümmt und er immer wieder würgend erbricht. Um Himmels willen, er erbricht das Blut. Die Toilette und alles darum herum sind inzwischen bespritzt von Blut. Rachel hat plötzlich mit der eigenen aufkeimenden Übelkeit zu kämpfen. Aber sie unterdrückt dieses Gefühl, so gut es eben geht. Stattdessen kniet sie sich neben Damian, berührt sanft seinen Rücken, streicht seine Haare zurück und reicht ihm ein Handtuch, als er sich endlich ein wenig zurücklehnt.
„Geh, Rachel, bitte geh!! Ich will nicht, dass Du mich so siehst“, fleht er sie an. Sie betrachtet sein eingefallenes Gesicht, die tiefen, dunklen Schatten unter seinen glanzlosen, schwarzen Augen. Das weiße in seinen Augen ist blutunterlaufen, Blut benetzt seine Lippen, sein Kinn. Seine Fänge sind deutlich hervorgetreten und glänzen spitz und scharf im hellen Licht der Lampe. Er keucht, seine Muskeln zucken unkontrolliert und seine Hände zittern. Eigentlich müsste sie schreiend davon laufen, bei seinem Anblick. Aber alles was sie in diesem Augenblick für ihn empfindet ist Mitleid. Da sind weder Abscheu noch Ekel, kein Grauen und keine Furcht. Rachel schaut in sein Gesicht, wischt ihm mit einem Tuch das Blut vom Kinn und schüttelt vehement den Kopf.
„Nein. Diesmal schickst Du mich nicht fort. Diesmal nicht.“ Sie steht auf und holt noch ein paar Handtücher, um die Blutspritzer von den Wänden und dem Boden zu wischen, während Damian immer noch vor der Kloschüssel kauert und furchtbare Schmerzenslaute von sich gibt. Manchmal klingt er wie ein verwundeter Löwe, das nächste Mal ist es nur ein hilfloses Wimmern. Rachel überlegt doch Hilfe zu holen und zu Samantha zu gehen, aber sie weiß inzwischen auch, dass Vampirmänner enorm stolz sind und vor anderen Vampiren möglichst keine
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