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Danielle Steel

Danielle Steel

Titel: Danielle Steel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traumvogel
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gingen die Mädchen daran, ihre Unterlagen für den Unterricht am nächsten Tag durc hzugehen. Eine Kommilitonin hatte das Wochenende bei ihrer Familie in Connecticu t verbracht und verkündete, dass sie sich an Thanksgiving verlobt hatte. Als Kate das vernahm, fühlte sie si ch noch unbehaglicher. Sie hatte sich in einen Mann verknallt, der nicht nur zwölf Jahre älter war als sie, sondern der darüber hinaus nicht müde wurde zu betonen, dass er gar nicht heiraten wolle. Er wusste nicht einmal, dass sie in ihn verliebt war. Das Ganze war wirklich lächerlich!
    Als Kate an jenem Abend schließlich zu Bett ging, war sie davon überzeugt, dass sie sich schlichtweg dumm benahm. Wenn sie nicht vorsichtiger war, würde sie Joe noch verärgern und seine Freundschaft verlieren. Er würde sie nie wieder zu einem Flug einladen. Und das wollte sie auf keinen Fall riskieren, denn sie hoffte, dass er ihr tats ächlich eines Tages das Fliegen beibringen würde.
    Zu ihrer großen Überraschung rief Joe schon am nächsten Tag an. Er war gerade erst gelandet. Der Flug war sehr anstrengend gewesen, drei Mal hatte er auftanken müssen, und zwei Schneestürme hatten für zusätzliche Aufregung gesorgt. Eine Zeit lang war er sogar am Boden geblieben, weil über Waynoka
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in Oklahoma ein Hagelschauer niederging.
    Kate hörte die Müdigkeit in seiner Stimm e. Die Reise hatte insgesamt zweiundzwanzig Stunden gedauert. »Schön, dass Sie anrufen!«, sagte sie erfreut. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Joe sich melden würde. Es ve rwirrte sie ein wenig, doch sie nahm an, da ss er einfach freundlich sein wollte.
    Seine nächsten Worte bestätigten ihre Vermutung. Er klang völlig gelas sen, sogar etwas kühl. »Ich dach te, ich sage Ih nen Bescheid, dass ich wohlbehalten gelandet bin. Wie war Ihr Tag?«
    »Ganz in Ordnung.«
    Tatsächlich war Kate traurig gewesen, seit sie sich von Joe getrennt hatte. Und sie selbst war diejenige, die sich am meisten darüber ärgerte. Es gab keinerlei Anlass für diese Anhänglichkeit. Er hatte sie mit keinem Wort erm utigt und ihr keine falschen Hoffnungen gemacht. Doch sie vermisste ihn und konnte nichts dagegen tun. Es war so, als ob sie sich in den Präsidenten oder in irgen deine andere öf fentliche Person ve rliebt hätte. Der einzige Unterschied lag darin, dass sie mit Joe befreundet war. Sie hatte seine Gesellschaft so sehr genossen! Es schien ihr unmöglich, ihrem starken Gefühl nicht nachzugeben. Außerdem hatte sie hoch über der Erde eine Seite von ihm erlebt, die nur wenige Menschen kannten. Doch sie hatte keine Ahnung, ob dieses Erlebnis ihn ebenso bewegt hatte wie sie.
    »Aber bis zu den Weihnachtsferien halte ich es nicht aus!« Kate gab vor, sie könnte die freien Tage kaum erwarten. Als ginge es gar nicht darum, dass Joe dann in den Osten zurückkehren würde, um mit Charles Lindbergh zu arbeiten. Doch in Wahrheit freute sie sich darauf, dass Joe dann wieder in ihrer Nähe sein würde. Sie fragte sich, ob ihre E ltern ih r wohl erlauben würden, ihn in New York zu besuchen. Vielleicht wären sie einverstanden, wenn eine ihrer Freundinnen sie
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begleitete? Doch diese Überlegung en äußerte sie Joe gegenüber lieber nicht. Sie war nicht sich er, ob er sich darüber freuen würde.
    »Ich rufe Sie in ein paar Tagen wieder an«, versprach er jetzt, und seine Stimme klang m üde. Er war nach dem langen Flug vollkommen erschöpft und sehnte sich nach ein paar Stunden Schlaf.
    »Ist das denn nicht zu teuer? Vi elleicht sollten wir uns lieber schreiben …«
    »Ab und zu kann ich Sie schon anrufen«, entgegnete er vorsichtig, »es sei denn, Sie haben etwas dagegen …« Er klang sehr beherrscht und nicht annähernd so unbefangen wie am Wochenende. Seine Unbeholfenheit war am Telefon deutlich spürbar. Der Anruf kostete ihn anscheinend viel Überwindung. »Nein, nein, ich freue mich sehr darüber!«, beteuerte Kate hastig. »Ich will nur nicht, dass Sie einen Hauf en Geld dafür ausgeben.«
    »Machen Sie sich deshalb keine Sorgen.« Jeden Penny, den er verdiente, steckte er normalerweise sofort in die Entwicklung neuer Motoren und Flugzeuge. Doch Kate war etwas Besonderes, und das wollte er ihr auch zeigen.
    Plötzlich klang seine Stimme heiser. »Kate?«
    »Ja?« Kate hielt gespannt den Atem an. Sie spürte, dass Joe in diesem Augenblick besonders verwundbar war.
    »Werden Sie mir auch in Zukunft schreiben? Ihre Briefe bedeuten mir sehr viel.«
    Kate lächelte und wusste nicht, ob

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