Danielle Steel
Tochter in der Küche antraf, schaute sie Kate ernst an. »Habt ihr schon über eine Heirat gesp rochen?«, fragte sie eindringlich.
Kate seufzte. »Mom, hast du denn nicht gesehen, in welcher Verfassung er ist? Hat das nicht Z eit, bis er wieder auf den Beinen ist?«
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»Du hast zwei Jahre lang um ihn geweint, Kate. Und du kennst ihn seit fast fünf Jahren. Gibt es irgendeinen Grund, warum ihr keine Pläne macht? Gibt es irge ndetwas, wovon ich nichts weiß? Ist er vielleicht schon verheiratet?«
»Natürlich nicht! Das alles ist doch überhaupt nicht wichtig. Er lebt, mehr will ich gar nicht, Mom.«
»Das ist doch nicht normal! Und was ist mit Andy?« Kate ließ sich mit ernster Miene auf einen Stuhl sinken und holte tief Luf t, um die Frag e zu beantworten. »Er kommt nächste Woche nach Hause. Dann werde ich es ihm sagen.« »Was willst du ihm sagen? Es gibt doch gar nichts, was du ihm sagen könntest. Vielleicht denkst du m al darüber nach, bevor du dich dazu entschließt, die Beziehung zu beenden. Kate, sei doch nicht dumm! Sobald Joe wieder auf den Beinen ist, wird sein erster Weg ihn bestimmt nicht vor den Traualtar, sondern zum nächsten Flugfeld f ühren. Gestern hat er die ganze Zeit nur von Flugzeugen geschwärmt. Er findet die Fliegerei um ein Vielfaches aufregender als dich. Vielleich t s olltest du dieser Tatsache lieber ins Auge sehen, bevor es zu spät ist!« »Die Fliegerei ist doch sein Leben, Mom.«
Elizabeth hatte Recht. Joe sprach tatsächlich ununterbrochen über das Fliegen. Er konnte es kaum erwarten, endlich wieder in ein Flugzeug zu steigen. Dieses Bedürfnis war beinahe so stark wie seine Sehnsucht nach Kate, doch das konnte Kate ihrer Mutter natürlich nicht sagen.
»Wie viel bedeutest du ihm, Kate? Ich den ke, das ist die entscheidende Frage.«
»Warum sollte er nich t mich und die Fliegerei lieben können? Muss er sich denn unbedingt entscheiden?«
»Ich weiß es nicht, Kate. Kann er wirklich beides lieben? Ich bin da nicht so sicher. Vielleicht schließt das eine das andere aus …«
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»Das ist doch verrückt. Ich erwarte gar nicht, dass er die Fliegerei aufgibt. Sie ist sein Leben, so ist es schon imm er gewesen!«
»Er ist jetzt fast fünfunddreißig. Zwei Jahre lang war er dem Tod verdammt nahe. Dies wäre ein günstiger Zeitpunkt, u m sesshaft zu werden, zu heiraten und eine Fam ilie zu gründen.« Kate hatte dem i m Grunde nichts entgegenzubringen, doch sie wollte Joe nicht unter Druck setzen. Über die Zukunft hatten sie noch gar nicht gesprochen. Kate ging einfach davon aus, dass die Dinge sich irgendwann schon entwickeln würden, sie machte sich keine Sorgen darüber. Es war ganz und gar unwichtig, ob sie mit Joe verheiratet war oder nicht. Er liebte nur sie, andere Frauen interessierten ihn nicht. Fü r ihn gab es außer ihr nur noch seine Flugzeuge.
Dann war plötzlich Andy wieder da, und noch am Tag seiner Rückkehr schaute er bei Kate vorbei. Er war soeben erst m it dem Zug aus Chicago eingetroffen, nachdem er die letzten Ferienwochen in San Francisco verbracht hatte. Er war ein wenig enttäuscht, weil Kate ihn nicht am Bahnhof abgeholt hatte, doch er wusste, dass sie hart arbeitete. Es war ein heißer Tag, und sie machte einen vollkommen erschöpften Eindruck, als sie endlich nach Hause kam. An jenem Tag waren wieder zwei Schiffe mit Verletzten aus Europa angekommen. Andy begrüßte sie voller Freude, die Kate jedoch nicht erwidern konnte. Sofort ahnte er, dass während seiner Abwesenheit etwas geschehen war.
»Geht es dir gut?«, fragte er, nachdem Clarke und Elizabeth sich zurückgezogen hatten.
Elizabeth ging nach oben und weinte bitterlich, während sie daran dachte, was Kate Andy nun sagen würde. Sie wusste, dass es Andy hart treffen würde, aber K ate hatte wohl keine andere Wahl. Sie musste ihm schließlich die Wahrheit sagen. In ihrem Leben gab es nur Joe.
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»Mir geht’s gut. Ich bin nur etwas müde«, antwortete Kate und strich sich das Haar aus dem Gesicht.
Andy versuchte sie zu küssen, doch sie wich ihm aus. Kate holte tief Luft. Sie konnte es nicht länger hinauszögern. »Nein, es geht mir nicht so gut … beziehungsweise … mir schon … aber … du …«
»Was soll das bedeuten?« Andy sah besorgt aus, und er spürte bereits, dass etwas Schreckliches auf ihn zukam.
Kate wusste, dass die Nachricht, dass Joe am Leben war, ih n erschüttern würde.
Sie blickte ihm off en ins Gesicht. E s war hart für sie, ihn z u verletzen,
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