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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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ist, Mr. Fink-Nottle, vielleicht wäre es besser …«
    »Ah, hm«, sagte Gussie, der begriff, worum es ging, und sich wieder beruhigte. »Die Preise, ja? Ja ja, natürlich. Capito. Meinetwegen nehmen wir uns die Dinger mal vor. Was ist das denn für einer?«
    »Rechtschreibung und Diktat- P. K. Purvis«, verkündete der mit dem Barte.
    »Rechtschreibung und Diktat – P. K. Purvis«, echote Gussie, als hätte er Gemüse feilzubieten. »P. K. Purvis nach vorne kommen.«
    Nachdem die Rede abgeblasen war, bestand für mich kein Grund mehr, mich wie vorgesehen aus dem Staube zu machen. Ich wollte ja nicht weg, wenn es nicht unbedingt sein mußte. Wie ich schon zu Jeeves sagte, war bei dieser Veranstaltung mit interessanten Ereignissen zu rechnen, und ich fand es tatsächlich sehr interessant. Gussies Auftreten war so unwiderstehlich, daß man ihm gebannt zuhörte, solange er persönliche Anspielungen unterließ. Deshalb beschloß ich zu bleiben, und gleich darauf ertönte melodisches Knarren, als P. K. Purvis das Podium erklomm.
    Die Rechtschreibungs- und Diktatkoryphäe maß in ihren knarrenden Schuhen etwa einen Meter zwanzig und besaß ein rosiges Gesicht sowie rotblonde Haare. Gussie strich ihm über den Kopf. Der Junge war ihm offenbar sympathisch.
    »Du bist also P. K. Purvis?«
    »Ja, Sir.«
    »Das Leben ist wunderschön, P. K. Purvis.«
    »Ja, Sir.«
    »Das ist dir also auch schon aufgefallen? Sehr gut. Bist du zufällig verheiratet?«
    »Nein, Sir.«
    »Dann heirate, P. K. Purvis«, sagte Gussie ernst. »Das ist das einzig Wahre … So, hier hast du dein Buch. Nach dem Titel zu urteilen, dürfte es stinklangweilig sein, aber bitte sehr, hier hast du’s.«
    P. K. Purvis knarrte unter verhaltenem Applaus zurück auf seinen Platz, und danach entstand eine merklich gespannte Stille. Ganz offensichtlich hatte Gussie einen in den örtlichen Schulkreisen bislang ungewohnten Ton angeschlagen. Unter den Eltern tauschte man Blicke aus. Der Bärtige sah aus, als hätte er einen Schierlingsbecher geleert. Was Tante Dahlia angeht, so war ihrem Verhalten klar zu entnehmen, daß nunmehr auch ihre letzten Zweifel ausgeräumt waren und ihr Urteil feststand. Ich sah, wie sie mit der Bassett tuschelte, die rechts neben ihr saß, und wie die Bassett betreten nickte und dreinblickte wie ein Englein, das gleich ein Tränchen vergießen und damit die Milchstraße um einen neuen Stern ergänzen wird.
    Nach dem Abgang von P. K. Purvis war Gussie in eine Art von Trance verfallen und stand mit offenem Mund da, die Hände in den Taschen. Als er plötzlich bemerkte, daß ein dicker Knabe in Knickerbockerhosen neben ihm stand, zuckte er heftig zusammen.
    »He!« rief er sichtlich erschrocken. »Wer bist du denn?«
    »Das«, sagte der Bärtige, »ist R. V. Smethurst.«
    »Und was hat er hier zu suchen?« fragte Gussie mißtrauisch.
    »Er bekommt von Ihnen den Preis für Malen und Zeichnen, Mr. Fink-Nottle.«
    Anscheinend hielt Gussie das für eine einleuchtende Erklärung. Sein Gesicht hellte sich auf.
    »Ach, richtig«, sagte er. »Bitte schön, Dicker. Willst du schon gehen?« fragte er, als der Junge Anstalten machte, sich zurückzuziehen.
    »Ja, Sir.«
    »Warte, R. V. Smethurst. Nicht so eilig. Bevor du gehst, will ich dich was fragen.«
    Aber dem mit dem Barte war offenbar daran gelegen, die Sache ein bißchen zu beschleunigen. Er schob R. V. Smethurst hastig vom Podium wie ein Rausschmeißer, der einen alten und geschätzten Gast aus dem Lokal wirft, und rief G. G. Simmons auf. Kurz darauf war derselbe zur Stelle, und wer beschreibt meine freudige Überraschung, als sich herausstellte, daß das Gebiet, in dem er sich hervorgetan hatte, die Bibelfestigkeit war.
    G. G. Simmons war ein unansehlicher Bengel mit einem Frettchengesicht, das vorwiegend aus Schneidezähnen und einer Brille bestand, aber ich spendete ihm trotzdem kräftigen Applaus. Wir Bibelfesten müssen schließlich zusammenhalten.
    Zu meinem Bedauern merkte ich, daß Gussie ihn nicht mochte. Von dem Wohlwollen, das er bei dem Gespräch mit P. K. Purvis und bis zu einem gewissen Grad auch mit R. V. Smethurst an den Tag gelegt hatte, war gegenüber G. G. Simmons nichts mehr zu merken. Er war kühl und abweisend.
    »So, G. G. Simmons.«
    »Ja, Sir.«
    »Was heißt da ›Ja, Sir‹? Spar dir diese überflüssige Bemerkung. Du hast also den Preis für Bibelfestigkeit gewonnen?«
    »Ja, Sir.«
    »So siehst du auch aus«, sagte Gussie, »du kleiner Streber.

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