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Dann gute Nacht Marie

Titel: Dann gute Nacht Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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Bodens fort und hörte dabei dem Vater zu, der aufgeregt den Grund seines überraschenden Anrufs auf das Tonband sprach: »Mama ist im Krankenhaus. Ruf mich doch bitte bald zurück! Gegen Abend fahre ich allerdings noch einmal zu ihr. Vielleicht schaffst du es ja vorher. Bis später.« Piep.
    Obwohl sie zur Mutter nicht gerade ein entspanntes Verhältnis hatte, war Marie erschrocken, als das Wort »Krankenhaus« fiel. Dass ein Elternteil irgendwann einmal erkranken oder gar sterben könnte, hatte sie in den letzten Jahren erfolgreich verdrängt. Und da sie immer weniger Kontakt zu ihnen gehabt hatte, war das auch kein Problem gewesen. Nun allerdings war mit einem Schlag der Gedanke daran da und ließ sich nicht so einfach wegschieben.
    Marie überlegte ernsthaft, ob sie überhaupt zurückrufen sollte. Die Beziehung zu ihrer Mutter war seit ihrem Auszug von zu Hause so sehr abgekühlt, dass sie nicht wusste, wie sie jetzt mit derer wie auch immer gearteten Krankheit umgehen sollte. In den vergangenen Jahren hatte sie zunehmend das Gefühl gehabt, den Vorstellungen der Eltern so gar nicht zu entsprechen. Und obwohl nie ein Wort des Vorwurfs oder der Kritik über Monika Hartmanns Lippen gekommen war, war sich Marie immer sicher gewesen, dass vor allem sie sich ein anderes Leben für ihre Tochter gewünscht hatte. UNTERSTREICHEN.

    Ob es Angst vor dem Kontakt mit den Eltern oder vor der eventuell schlimmen Nachricht war, konnte Marie nicht sagen, doch irgendetwas hielt sie davon ab, den Vater sofort zurückzurufen. Wenn er erst abends noch einmal ins Krankenhaus wollte, hatte sie immerhin noch einige Stunden Zeit. Also wischte sie zunächst den Boden fertig, gab Kasimir frisches Wasser und machte es sich anschließend auf dem Sofa bequem. Doch so recht wollte sich keine Sonntagsruhe einstellen. Der Gedanke an die kranke Mutter blieb, und auch die Blamage vom Vorabend meldete sich jetzt im Gedächtnis zurück. LÖSCHEN? Da kam Marie plötzlich eine Idee, die sämtliche Probleme auf einmal zu lösen schien: Die mütterliche Krankheit konnte doch ein gutes Gesprächsthema für Lutz sein. Wenn sie ihm beim nächsten Treffen erzählte, wie sehr es ihr naheging, würde er vielleicht gar nicht mehr an den geklauten Krimiplot denken. Und es wäre auf jeden Fall plausibel, wenn auch sie unter diesen Umständen Wichtigeres im Kopf hatte, fand Marie und griff nun umso schneller zum Telefonhörer, um mehr Informationen über das Befinden der Mutter zu erfragen.
    Gustav Hartmann war ein bisschen überrascht über den umgehenden Rückruf seiner Tochter, aber offensichtlich sehr froh, mit jemandem reden zu können. Marie konnte sich nicht erinnern, wann sie zum letzten Mal telefoniert hatten. Meistens überließ er seiner Frau den obligatorischen Anruf.
    »Mama ist am Freitag in die Klinik, nachdem man bei ihr eine Zyste am Eierstock festgestellt hat.«
    »Und da rufst du mich erst heute an?«
    »Ich hab es schon ein paarmal bei dir versucht, Marie, aber du warst nie zu Hause, und ich wollte nicht auf den
Anrufbeantworter sprechen. Zuletzt hab ich es gestern Abend probiert.«
    »Ja, da war ich verabredet.« Würde sich richtig gut anhören, wenn der Abend nicht so ein Fiasko gewesen wäre.
    »Mama wird sowieso erst morgen Vormittag operiert. Bis dahin kann man noch nichts Genaues sagen.«
    »Und was kann im schlimmsten Fall dabei herauskommen?«
    »Der schlechteste Befund wäre Krebs. Die Wahrscheinlichkeit ist in ihrem Alter ziemlich groß. Dann müsste alles entfernt werden.« Wie nüchtern der Vater darüber sprach. »Kannst du Urlaub nehmen und kommen?« Zumindest das sollte kein Problem sein. Frei hatte sie sowieso, und nach Rom fliegen würde sie erst am Donnerstag. Und je länger sie einem möglichen Anruf von Lutz Maibach entkam, desto besser. SPEICHERN.
    »Okay, Papa, ich fahre so bald wie möglich los«, versprach Marie, beendete das Telefonat und machte sich sofort daran, ihren Koffer zu packen. Auf einmal waren Uni, Krimi und Selbstmord völlig nebensächlich.
    Danach bat sie Elmar, Kasimir in den nächsten Tagen zu versorgen, wozu dieser sofort bereit war. Es war schön, jemanden in der Nähe zu haben, der in solch einem Notfall so unkompliziert einspringen konnte, fand Marie und machte sich mit ihrem Koffer auf den Weg zum Bahnhof.
     
    Von München nach Rosenheim fuhren auch am Sonntag immer wieder Züge, sodass eine Verbindung auch kurzfristig keinerlei Problem darstellte. Für die Zugfahrt hatte sich Marie eines ihrer

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