Dark Lights
dass Sie mich aufgeweckt haben.Die Dame lächelte mich an. Ach, das habe ich doch gerne getan, mein Kind. Und jetzt solltest du schnell nach Hause gehen. Das werde ich. Schnell stieg ich in den Bus, der mich zum Internat fuhr. Obwohl ich nur ein paar Stunden weggewesen war, fühlte es sich wie eine Ewigkeit an. Na ja, aus irgendeinem Grund hatte ich diesen Ort in mein Herz geschlossen, sowie viele andere Personen und Dinge auch.Tanya lag bereits im Bett, als ich ins Schlafzimmer kam und mir meine Schlafsachen anzog. Dabei fiel mir außerdem ein, dass am Donnerstag, also in zwei Tagen, die Schule wieder anfing. Leider.Am nächsten Morgen wollte meine liebe Zimmergenossin alles von gestern erfahren. Aber dass ich meinem Dad von all den Geschehnissen erzählt hatte, behielt ich für mich. Also war gestern ein toller Tag für dich? Und wie! Toronto ist echt eine tolle Stadt. Kann ich mir vorstellen! meinte sie grinsend. Dabei schweifte ihr Blick über die ganzen Tüten, die ich noch in meinen Kleiderschrank packen musste. Und, was hast du gestern gemacht? Ach, nichts besonderes. Mein Vater hat angerufen und... na ja, er meinte, ich soll mich ja nicht mehr Zuhause blicken lassen. Meine Familie will nichts mehr von mir wissen. Nur, weil ich dich nicht geopfert habe. Langsam flossen ihr die Tränen an den Wangen hinunter. Tröstend nahm ich sie in meine Arme. Och, Süße. Das tut mir leid. Wenn ich nun tot gewesen wäre, hätte sie das nicht jetzt durchmachen müssen! Alles war meine Schuld. Braucht es nicht. schüttelte sie mich ab Ich bin keine Mörderin, Marleen. Und wenn meine Familie das nicht akzeptieren will, dann haben die Pech gehabt. Immerhin komme ich auch ganz gut ohne die klar. Stimmt. Wir lächelten uns an, als mir plötzlich etwas Schockierendes einfiel. Moment mal, Tanya. Wenn deine Eltern immer das Geld für das Internat bezahlen, dann- Keine Sorge. Mein Vater bezahlt es natürlich, bis ich achtzehn bin und meinen Schulabschluss habe. Aber danach muss ich auf eigenen Beinen stehen.Die Ärmste! Obwohl ich es versuchte zu unterdrücken, bekam ich nun doch Schuldgefühle. Ich werde dir helfen, Tanya. Du brauchst gar nichts zu sagen, denn ich bin Schuld. Und das weißt du. Nein. Es ist meine eigene Entscheidung. Mit festem Blick legte sie eine Hand auf meine Schulter. Weißt du eigentlich, dass Ravyl und ich Lebensgefährten sind? Verwirrt schaute ich ihr in die knallgrünen Augen. Lebensgefährten? Ja. Hat Darren dir nichts davon erzählt? Äh, nein. sagte ich etwas verwundert. War das etwas Wichtiges? Das überrascht mich aber. Sie streckte sich kurz, während ich das Tablett mit Toast, Nutella, Butter und Kakao brachte. Wieso denn? Na ja, es ist ein sehr wichtiges Thema. Nach der Geburt, oder genauer gesagt, nach der Verwandlung suchen die Eltern oder Erschaffer eine Hexe auf, die einem voraussagt, wer der Gefährte des Neugeborenen ist. Das ist sozusagen Tradition bei uns. Also wurde auch Darren jemand zugeteilt? Augenblicklich riss mir etwas das Herz entzwei. Deswegen wollte er mich nicht verwandeln! Weil er sowieso für eine andere bestimmt ist! Oh mein Gott! Ich musste mich auf jeden Fall bei ihm entschuldigen. Und wir müssten darüber mal reden. Ja... allerdings glaubt Darren, dass sein Vater damals keine Hexe aufgesucht hat. Okey, das änderte die Sache. Oh. Und... stimmt das denn? So genau kann ich es dir nicht sagen. Nur John selbst weiß es ganz genau.Oh! Hmm.Wir aßen auf und gingen dann hinunter in den Aufenthaltsraum.Alle Schüler waren hier. Als ich meinen Schatz entdeckte, fing mein Herz an zu rasen. Er stand bei den Footballspielern und unterhielt sich gerade mit Ravyl. Seine schokoladenbraunen Haare standen in alle Richtungen ab. Wieso hatte er sie denn nicht gekämmt? Seine Augen waren außerdem leicht angeschwollen. Es sah aus, als ob er geweint hätte. Darren und weinen? Nein, es musste einen anderen Grund dafür geben. Außerdem bestand seine Kleidung nur aus einer schwarzen Jogginghose und einem blauen T-Shirt. Warum trug er nicht, wie immer, eine Jeans? Merkwürdig. Und mir fiel auch auf, dass er nicht lächelte. Sein blasses Gesicht schien ernst und traurig zu sein. Und das alles nur wegen mir?!So hatte ich ihn noch nie gesehen. Als ich mit dem rechten Fuß, den Raum betrat, drehte sich sein Kopf schlagartig in meine Richtung.In seinen ozeanblauen Augen lag plötzlich ein so heftiger Schmerz, das mein Herz jetzt so schnell zu rasen begann, dass der Rhythmus unregelmäßig
Weitere Kostenlose Bücher