Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
Ohne dass es blitzte oder donnerte.
Aber Ysabel starrte mich fassungslos an. »Ihr … ihr habt es getan. Das dürfte gar nicht in Eurer Macht stehen …«
»Eigentlich habe ich ja gar nichts getan.«
»Das hätte gar nicht in Eurer Macht stehen dürfen … noch nicht … Nicht einmal ich kann die Teilchen berühren.«
Zu schnell und zu leicht. Genau wie mein Vater.
»Davon bin ich noch weit entfernt.« Ich bemühte mich um einen beruhigenden Tonfall. »Das hier wird schwieriger.« Ich konnte nicht sagen, woher ich das wusste; ich hatte eben einfach den Eindruck. Luft zusammenzuraffen und Windstöße zu erzeugen … das konnte mit der entsprechenden Übung kommen. Blitze waren etwas ganz anderes. Aber wenn ich es schaffte –
Auf einmal durchlief mich ein Zittern, und ich konnte über das Hochgefühl, das mich durchströmte, nur staunen. Wenn ich es lernen konnte, Blitze zu erzeugen und zu beherrschen … Herr im Himmel. Eine solche Macht war unvorstellbar. Vor allem ihretwegen war der Sturmkönig so gefürchtet gewesen. Zu so etwas in der Lage zu sein war unglaublich. Erstaunlich. Überwältigend. Gottgleich …
Ich fuhr aus meinen Überlegungen hoch – entsetzt darüber, was ich da gerade gedacht hatte, und nicht zum ersten Mal. So viel zum Thema Megalomanie. Ich war keine Göttin. Sich nach einer solchen Macht zu sehnen war falsch; alle sagten das. Oder jedenfalls alle in der Menschenwelt. Aber wenn ich Blitze heraufbeschwören konnte, dann konnte ich diesen blöden Dämonen kräftig Feuer unterm Hintern machen – und tschüss! Das wäre doch wohl eine gute Verwendung meiner Macht. Unglücklicherweise stimmte das, was ich zu Ysabel gesagt hatte. Es würde eine Weile dauern, und bis ich irgendeine andere Wunderwaffe entwickelt hatte, konnten diese Dämonen weiter ihr Unwesen treiben und –
Ich erstarrte. Auf einmal war die unglaubliche Kraft, die ich gerade berührt hatte, vergessen. Eine derartige Waffe hatte ich doch praktisch direkt vor meiner Nase. Mit ihr ließen sich diese Dämonen für immer aus dem Verkehr ziehen. Sie hatte nur leider ihre Macken.
»Scheiße noch mal«, sagte ich. »Jasmine.«
Kapitel 17
Jasmine machte einen Zwei-Meter-Satz, als sie mich durch den Flur zu ihrer Zelle stürmen sah.
»Du!«, rief ich. »Du kannst Wasserdämonen herbeirufen!«
Sie machte große Augen und wusste zur Abwechslung mal nicht, was sie sagen sollte. Ich hatte sie anscheinend gerade dabei unterbrochen, als sie – na ja, nichts tat. Aus einem Anflug von Schuldgefühlen heraus hatte ich ihr ein paar Bücher bringen lassen, aber den Wachen zufolge hatte sie wenig anderes getan als geschmollt. Na ja – und versucht, die Männer dazu rumzukriegen, dass sie sie freiließen. Wahrscheinlich dachte sie, dass sie mit Volusian schon klarkam, wenn sie die Hände erst mal wieder frei hatte.
Nach einer Schrecksekunde hatte sie sich wieder im Griff und setzte eine höhnische Miene auf, die mich sehr an Ysabel erinnerte. Wenn sie beide einen solchen Hass auf mich hatten, hätte ich Ysabel glatt zu Jasmines Unterhaltung hier runterschicken sollen.
»Kann sein«, sagte sie. »Warum? Hast du Angst, dass ich sie für einen Ausbruch benutze?«
»Nein. Aber ich brauche sie, um mir ein paar Feuerdämonen vom Hals zu schaffen.«
Roland hatte gesagt, dass ich die Dämonen am besten loswurde, indem ich ihren Konterpart herbeirief. Da das meine Kapazitäten überstieg, hatte ich den Vorschlag verworfen. Gleichzeitig war mir der Gedanke gekommen, dass Jasmine das draufhatte – zu diesem Zeitpunkt eine müßige Überlegung, weil ich ja nicht mal gewusst hatte, wo sie steckte.
Aber jetzt? Tja, nun sah die Sache anders aus.
Seit der Auseinandersetzung mit Art hatte ich das Gefühl, nichts auf die Reihe zu kriegen. Jetzt sah ich plötzlich die Möglichkeit, die Ärmel hochzukrempeln und in diesem Königreich mal ein bisschen Ordnung zu schaffen.
»Ja, und?«, fragte Jasmine. Sie wirkte nicht auch nur ansatzweise eingeschüchtert. »Ist doch nicht meine Sache.«
»Irrtum. Du hilfst mir. Wir stöbern sie und ihren Herrn auf, und dann rufst du die Wasserwesen herbei und erledigst diese Dämonen.«
Jasmines Gesichtsausdruck war beinahe zum Lachen, so fassungslos starrte sie mich an. »Warum sollte ich dir helfen?«
Ich versuchte es zunächst à la guter Bulle. »Weil es richtig ist. Sie greifen Leute an, die niemandem was getan haben.«
»Ja, und? Wie ich schon sagte, das hat doch nichts mit mir zu tun.«
»Nun höre
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