Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
wandte mich in die Richtung, aus der wir gekommen waren. „Ich brauche deine Hilfe nicht.“
„Ich bin nicht gekommen, um dir zu helfen.“ Er holte mich problemlos ein. „Sondern um einen Dämonenbär zu töten. Du bist nur zufällig zuerst hier gewesen.“
Wenn man bedachte, welche Probleme Volusian und ich gehabt hatten, dann war zu bezweifeln, dass Kiyo den Dämon allein durch rohe Gewalt hätte erledigen können. Kiyo war stark, ja, aber bei Weitem nicht allmächtig. Unglücklicherweise war er ganz Heldenmut. Er stürzte sich in unmögliche Situationen, stets bereit, andere zu verteidigen– was es ihn auch kosten mochte. So risikobereit war er schon immer gewesen– nur einmal nicht.
Und das war der Kern unserer Probleme.
Kiyo und ich waren zusammen gewesen, in einer absolut romantischen und sinnlichen Beziehung. Seine ständige Ablehnung meiner Verbindungen zur Anderswelt hatte dazu geführt, dass es zwischen uns allmählich kriselte. Endgültig zur Trennung kam es, nachdem Leith mich vergewaltigt hatte. Kiyo war mich retten gekommen, hatte sich aber geweigert, Leith zu bestrafen. Kiyo hatte zu einem zahmeren Weg geraten: es der Justiz der Anderswelt zu überlassen. Dorian hingegen hatte sich für spontane Gerechtigkeit entschieden: Er hatte Leith mit dem Schwert durchbohrt. Kurz danach hatten Kiyo und ich uns getrennt.
„Das war ein paar Nummer zu groß für dich“, sagte ich zu ihm. „Hier draußen laufen noch tausend andere Wesen frei rum. Nimm dir die vor, wenn du helfen möchtest.“
„Stimmt. Hatte ich ganz vergessen. Die Flurwächterin von Tucson hat ja zu viel damit zu tun, Königin zu spielen.“
Ich blieb stehen und funkelte ihn an. „Ich spiele überhaupt nichts! Ich habe es mir nicht ausgesucht, über das Dornenland zu herrschen, das weißt du genau.“
„Das stimmt. Es war Dorians Entscheidung– er hat dich da reinstolpern lassen. Nur spielt das komischerweise keine Rolle, und jetzt ist es sogar okay für dich, mit ihm ins Bett zu gehen und einen Krieg anzuzetteln.“
Ich ging weiter, marschierte in einem Dunstschleier des Zorns durch den Wald. Nach unserer Trennung war Kiyo traurig und verschlossen gewesen. Mit der Zeit hatte er seinen Mumm wiedergefunden, und jetzt sagte er mir jedes Mal, wenn wir uns über den Weg liefen, prompt, was er von Dorian, dem Krieg und allem sonst hielt, was mit mir und der Anderswelt zu tun hatte.
„Den Krieg habe ich mir auch nicht ausgesucht“, sagte ich schließlich, nachdem ich mich mehrere Minuten lang geweigert hatte, zu antworten.
„Ihn zu beenden wäre durchaus im Rahmen deiner Möglichkeiten.“
„Worauf willst du hinaus? Dass ich einfach Schluss mache und mich unterwerfe?“
„Nein.“ Seine Ruhe war nervtötend. „Aber irgendwie muss er sich doch friedlich beenden lassen. Durch Verhandlungen.“
„Meinst du, das hätten wir nicht versucht?“, rief ich. „Für wie blutdurstig hältst du mich eigentlich? Jeder Diplomat, den wir dort hinschicken, darf sich entweder völlig überzogene Forderungen anhören oder Todesdrohungen.“
„Mir gefällt die Benutzung des Wortes ‚wir‘. Ich frage mich, wie ernst Dorian den Friedenprozess nimmt.“
Ich konnte inzwischen den Parkplatz durch die Bäume sehen. Gut. Ich musste dringend von Kiyo weg. Seine Gegenwart war erdrückend. Sie wühlte zu viele Gefühle auf– Gefühle, mit denen ich nichts zu tun haben wollte.
„Dorian macht das nicht allein. Wir stecken da beide drin, also haben wir auch versucht, uns mit Katrice zu einigen.“
„Und weil das nicht geklappt hat, marschiert ihr jetzt beide mit euren Verbündeten da rein und reißt euch ihr Land unter den Nagel, um euer Imperium zu vergrößern.“
Wir waren bei der Schotterfläche angelangt, und ich drehte mich voller Zorn zu Kiyo um, die Hände in die Hüften gestemmt. „Wir haben keine Verbündeten. Und ich will kein weiteres Reich! Und erst recht kein verfluchtes Imperium!“
Er zuckte die Schultern. „Sag, was du willst, aber jeder weiß, dass ihr nach Leuten sucht, die sich euch anschließen.“
„Und Katrice macht es ganz genauso“, sagte ich schlagfertig. „Wie man hört, besucht sie gerade ganz schön oft das Weidenland.“
Tja, eiskalt erwischt. Seine selbstgefällige, coole Fassade fiel in sich zusammen. „Noch ist nichts entschieden“, sagte er steif.
„Aber deine Freundin hält nicht viel von Dorian und mir. Sie fürchtet uns. Wie lange noch, Kiyo? Wie lange noch, bis sie– ihr– gegen uns
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